BIANCA EXKLUSIV Band 0193
muss den Lunch zubereiten, Wendell.“
„Hm.“ Er fuhr fort, seine geliebten Kardinäle zu beobachten.
Sie stampfte den Schnee von ihren Stiefeln, ging die Hintertreppe hinauf und zur Küchentür hinein. „Ich könnte ihn erwürgen“, murrte sie, während sie ihren guten Wollmantel an einen Haken hängte. Dann stürmte sie zum Herd und rührte heftig in dem großen Topf mit Hühnersuppe. „Und ihn vorher gehörig auspeitschen.“
Kein Wunder, dass Stu an diesem Morgen nicht in der Kirche erschienen war, sondern sich aus Furcht vor ihrem Zorn vor ihr versteckte.
„Verdrisch ihn doch mit dem tödlichen Kochlöffel, den du gerade schwingst. Das dürfte als Strafe reichen, was er auch immer getan haben mag.“
Sie wirbelte herum. Streifen von Karotten und Sellerie flogen vom Kochlöffel und platschten auf die Arbeitsplatte. „Oh, Wood. Ich hatte dich gar nicht gesehen.“
„Ich bin gerade erst reingekommen, um mir einen Kaffee zu holen. Gegen wen heckst du da was aus?“
Sie wünschte, sich nicht so lebhaft zu erinnern, wie er ihre Arme gestreichelt hatte. „Stu. Er hat Wendell schon wieder auf mich angesetzt.“ Sie wischte die Arbeitsplatte ab. „Wendell zu erzählen, dass ich gern Vögel beobachte, war einfach niederträchtig. Ornithologie ist sein liebstes Hobby, aber mir ist es völlig schnurz.“ Sie spähte aus dem Fenster über der Spüle. „Er ist jetzt da draußen und malt sich aus, wie wir mit Zwillingsferngläsern auf der Veranda in Schaukelstühlen sitzen.“
„Ich dachte, eine Frau hört es gern, wenn ein Mann mit ihr alt werden will.“
„Ha! Ich rede nicht von ferner Zukunft. Wenn es nach ihm ginge, würden wir jetzt schon diese Idylle genießen. Er meint, dass wir zusammengehören wie zwei alte Socken ! Und das ist alles Stus Schuld. Alte Socken! Nein danke.“
„Es wäre besser, es Wendell und deinem Bruder zu erzählen statt mir“, murmelte Wood.
„Ich habe ihnen all das zig Mal gesagt. Aber es hat keinen Sinn. Sie schreiben der kleinen Hadley einfach weiter vor, was sie zu tun hat, treffen Entscheidungen für sie …“ Sie hielt abrupt inne und holte tief Luft. „Kaffee“, erinnerte sie sich und griff nach der Kanne.
Sie schenkte eine Tasse ein und reichte sie ihm. „Wendell wird jeden Moment reinkommen, mich Liebes nennen und sich verabschieden in der Gewissheit, dass er eines Tages seine alte Socke an seiner Seite hat. Und warum sollte er auch daran zweifeln? Schließlich hat er mich noch nie mit einem anderen Mann gesehen.“
Bevor Wood sich dazu äußern konnte, plapperte sie weiter: „Es gibt kaum ledige Männer in der Gegend, und von den anständigen sind zwei meine Brüder, obwohl ich mir momentan gar nicht so sicher bin, ob die wirklich anständig sind. Du kannst mich wohl nicht noch mal küssen oder so, jetzt bei Tageslicht, damit Wendell es sieht, oder?“
Sie wagte nicht, ihn anzublicken. „Ich weiß, dass ich kein Recht habe, dich um einen Gefallen zu bitten, aber sonst verheiraten die mich wirklich noch mit ihm. Sie werden es einfach gegen meinen Willen so arrangieren, wie sie es arrangiert haben, dass ich das Tiff’s übernehme.“
„Setz dich.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie zu dem Tisch in der sonnigen Fensternische. „Diese Pension hat doch deiner Mutter gehört. War es nicht dein Wunsch, sie in ihrem Sinne weiterzuführen?“
Sie ballte die Hände zu Fäusten, bis die Fingernägel ihr ins Fleisch schnitten. Wood hockte sich vor sie und stützte die Hände neben ihren Oberschenkeln auf die Sitzfläche. Sie hätte sich eingeengt fühlen müssen, wie sie sich bei Wendell fühlte, aber dem war nicht so.
„So habe ich es nicht gemeint. Ich bin nur … Ich weiß nicht, was ich rede. Siehst du? So frustriert bin ich. Würdest du …“ Sie schluckte schwer. „Wärst du bereit, noch mal mit mir ins Tipped Barrel zu gehen? Ich weiß, dass es neulich nicht gerade angenehm war, aber du müsstest gar nicht so tun, als wärst du echt interessiert an mir. Du könntest einfach Billard spielen wie gestern, und dann wäre der Abend nicht total langweilig.“
„Nichts an dir ist langweilig, Hadley.“
Sie lachte, obwohl ihr zum Weinen zumute war. „Alles an mir ist langweilig, und deswegen glaubt Wendell, dass wir so per fekt füreinander sind!“ Und sie hatte Wood gerade gebeten, sie zu küssen, obwohl sein Interesse eindeutig der Frau galt, mit der sie ihn am vergangenen Abend gesehen hatte.
Und das Peinlichste an allem
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