Bianca Exklusiv Band 0226
und schläfrige Augen, und Drew hatte einen Moment lang das Gefühl, sich zu verlieren.
Der Mechaniker brach den Zauberbann. Lüstern schielte er nach ihr, während er bemerkte: „Eine gemütliche Bude haben Sie hier.“
Drew atmete tief durch. Das anzügliche Benehmen gefiel ihm gar nicht, aber er konnte es nachempfinden. Olivia war eine wahre Augenweide.
„Hallo, ich bin Walt.“
Sie schenkte ihm ihr reizendstes Lächeln. „Hallo, Walt.“
Drew mochte den Mechaniker immer weniger.
Olivia verbarg ihre Freude über Drews Rückkehr. Im Halbschlaf hatte sie Motorengeräusche gehört. Sein Anblick hatte sie zunächst überrascht und dann erleichtert. Vielleicht klopfte ihr Herz deshalb. Sie mochte ihn, und er erwies sich als verlässlicher als die meisten Männer. War er womöglich die Lösung all ihrer Probleme?
„Wollen Sie nicht hereinkommen?“ Sie machte die Tür weiter auf und versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf Walt zu konzentrieren. Doch aus den Augenwinkeln beobachtete sie unwillkürlich, wie Drew zum Kamin trat und seine Jacke aufknöpfte. „Können Sie mein Auto reparieren, Walt?“
Er trat ein und nahm sich die Mütze ab. „Darüber müssen wir reden. Ich habe eine neue Batterie eingebaut, aber das ist nicht das einzige Problem. Ich kann Ersatzteile besorgen, doch das dauert ein oder zwei Tage.“
„Sind die Teile teuer?“
Er nannte einen Preis. „Ich kann Sie in die Stadt mitnehmen. Aber ich weiß nicht, ob Sie ein Zimmer kriegen. Es ist alles ziemlich ausgebucht.“ Er kratzte sich den Kopf. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr helfen.“
Im Geiste überschlug Olivia die Kosten für die Ersatzteile, die Arbeit, das Abschleppen. Sie konnte sich entweder die Reparatur oder ein Hotelzimmer leisten, aber nicht beides. Schließlich wandte sie sich an Drew. „Wir könnten hierbleiben. Ich meine, wir sind schon hier, und es hat keinen Sinn, nur für eine Nacht ein Zimmer zu suchen, oder? Hier ist es warm und trocken.“ Und kostenlos. „Was meinen Sie?“
Er zuckte die Achseln. „Von mir aus.“
Olivia lächelte erleichtert. „Gut.“
Einen Moment lang begegneten sich ihre Blicke. Der eindringliche Ausdruck in seinen Augen verwirrte sie.
„Nun, wenn Sie sicher sind“, murmelte Walt und wandte sich zum Gehen.
„Wir sind sicher“, entgegnete Drew trocken.
Er fuhr mit Walt zu Olivias Auto, um seinen Rucksack und ihre Reisetasche zu holen, die sie für die Übernachtung in Bangor mitgenommen hatte. Unwillkürlich wünschte er, sie wäre dort geblieben und ihm nie begegnet.
Als Walt weiterfuhr, wanderte Drew zurück zur Hütte. Er setzte den Generator in Gang, bevor er eintrat. Olivia war auf einem der Betten eingeschlafen. Sie hatte sich bis auf die weiße Bluse ausgezogen und ihre Sachen zum Trocknen ausgebreitet.
In eine Decke gehüllt, die Arme um das Kopfkissen geschlungen, wirkte sie sehr jung. Schatten lagen unter ihren Augen. Sie sah erschöpft aus. Und doch hatte sie sich nicht ein einziges Mal beklagt. Ihre Beharrlichkeit, der Situation etwas Positives abzuringen, war beinahe komisch. Und rührend.
Die Richtung, die seine Gedanken nahmen, gefiel ihm gar nicht. Er wandte sich ab und blickte sich in dem dunklen Raum um. Sie hatte das Bett auf der rechten Seite bezogen. Es war sehr schmal und nicht besonders einladend.
Mit einem müden Seufzen zog er sich aus und legte sich hin. Die Matratze war hart und voller Dellen, aber er hatte schon schlechtere Nachtlager gehabt. Erschöpft schloss er die Augen. Mindestens fünfzehn Fuß trennten ihn von Olivia.
Ein warmes Feuer knisterte im Kamin. Ein Scheit fiel Funken sprühend vom Stoß. Wind rüttelte an der Holzhütte. Regen prasselte auf das Metalldach. Er hörte Olivia atmen. Wie in aller Welt sollte er Schlaf finden?
Sonne strömte durch die staubigen Fenster. Olivia erwachte. Zunächst war sie ohne Orientierung, weil sie in eine Wolldecke statt in ihre Daunendecke gewickelt war. Ihr Blick landete auf ihrem Zimmergenossen. Drew schlief. Er lag flach auf dem Rücken. Im fahlen Morgenlicht musterte sie seine breiten Schultern, die muskulöse, dunkel behaarte Brust.
Schwarze Bartstoppeln bedeckten sein Kinn. Seine Züge waren beinahe zu harmonisch für einen Mann, abgesehen von dem markanten Kinn. Im Schlaf wirkte er jünger, verletzlicher, aber seine Stirn war gerunzelt, so als brächten seine Träume ihm keinen Frieden.
Hastig wandte sie den Blick ab. Irgendwie hatte sie das Gefühl, in seine Privatsphäre eingedrungen
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