Bianca Exklusiv Band 0226
nur Wunschdenken seinerseits?
Die Wälder waren dicht und dehnten sich in jeder Richtung endlos aus. Es war leicht, sich in ihnen zu verlieren.
Die Hütte hieß sie willkommen wie ein alter Freund. Die groben Baumstämme waren zu einem hellen Grau verwittert und glänzten in der Mittagssonne.
Olivia bereitete das Mittagessen zu. Entweder war er ausgehungert, oder es war der beste Eintopf, den er je gegessen hatte.
Sie schob ihm die Schüssel zu. „Es ist noch mehr da.“
„Nein danke.“ Drew stand vom Tisch auf. Es brauchte mehr als ein gutes Essen, um ihn zu verführen. Er suchte nach einem Schlupfloch. „Die Bäuerin scheint Ihnen sehr zugetan zu sein. Sie würde Sie bestimmt bei sich übernachten lassen.“
Olivia schüttelte den Kopf. „Ich kenne sie doch gar nicht. Ich kann mich nicht einfach aufdrängen. Außerdem fühle ich mich wohl hier.“
„Haben Sie noch nicht gemerkt, dass Sie mir nicht vertrauen sollten?“
„Aber warum denn nicht? Wenn Sie mir etwas antun wollten, hätten Sie es längst getan.“
„Nicht unbedingt.“
„Nun, es gibt eine Menge Zeugen. All die Leute im Wirtshaus und Walt und die Bäuerin.“
„Gesprochen wie eine wahre Polizistentochter“, entgegnete er schroff. Seine Unfähigkeit, sich einfach von ihr abzuwenden, ärgerte ihn.
Olivia ignorierte seine schlechte Laune und stellte das Geschirr zusammen. „Und was fangen wir mit dem Rest des Tages an?“
„Langweilen Sie sich etwa schon?“
„Nicht wirklich, aber ich bin nicht gern untätig. Ich wünschte, ich hätte mir Handarbeit mitgebracht. Ich habe allerdings nicht mit dieser Verzögerung gerechnet.“ Sie blickte sich um. „Diese Hütte könnte eine gründliche Reinigung vertragen.“
„Wozu die Mühe?“, wandte er ein.
„Ich könnte mit den Fenstern anfangen – nach dem Abwasch natürlich.“ Sie schob ihm den Stapel Teller hin.
„Was soll das?“
„Sie spülen, und ich trockne ab.“
„Aha.“ Ratlos blickte er auf das schmutzige Geschirr. Er hatte in seinem ganzen Leben nicht einen Teller abgewaschen.
„Oder wollen Sie lieber abtrocknen?“
„Nein, schon gut.“
Zehn Minuten später stand er bis zu den Ellbogen in Seifenblasen. Die Spüle floss über.
Olivia wischte den Fußboden. „Man braucht nur ein paar Spritzer Spülmittel.“
Die Küche war klein und bot nicht viel Spielraum. Ihre Hüfte stieß an seine, als sie eine Pfütze zu seinen Füßen aufwischte.
Er ignorierte seine Reaktion auf ihre Nähe und lachte rau. „Und das sagen Sie mir erst jetzt?“
„Schon gut. Der Fußboden musste ohnehin gewischt werden.“
Drew schaffte es, das Geschirr abzuwaschen, während Olivia abtrocknete. Sie war tüchtig – so tüchtig, dass sie sich gleich anschließend die Fenster vornahm. Doch vorher schlüpfte sie wieder in ihre schwarze, aufreizend enge Jeans.
Drew beschloss, Holz zu hacken. Trotz der Wärme des Tages würde es nachts kalt werden, und außerdem brauchte er dringend eine Ablenkung.
Fünf Jahre lang hatten Emotionen keine Rolle in seinem Leben gespielt, doch durch die Begegnung mit Olivia waren gewisse Bedürfnisse erwacht. Er konnte nicht leugnen, dass er sie heftig begehrte. Er wünschte, die Sache mit einem einfachen Fall von Lust auf den ersten Blick abtun zu können. Doch nachdem er gerade mal einen Tag mit ihr verbracht hatte, faszinierten ihn ihre schillernde Persönlichkeit, ihr scharfer Verstand und ihr großes Herz zusätzlich zu der Vollkommenheit ihres Körpers.
Hinter der Hütte fand er einen Stapel Holz sowie eine Axt und machte sich an die Arbeit.
Er war bereits eine ganze Weile am Werk, als Olivia nach draußen kam. Sie winkte ihm zu, doch er gab vor, es nicht zu sehen. Einen Moment später hackte er sich beinahe in den linken Fuß, als sie auf eine Trittleiter stieg und eine Fensterscheibe putzte.
Als er leise fluchte, drehte sie sich zu ihm um. „Haben Sie etwas gesagt?“, fragte sie völlig unschuldig.
„Nein“, murrte er und hackte weiter. Der Holzstapel wuchs und wuchs.
Nach einer Weile, offensichtlich zufrieden mit dem Glanz der Fensterscheiben, setzte Olivia sich auf einen Baumstumpf in seiner Nähe.
Drew versuchte vergeblich, sie zu ignorieren. Sie musterte ihn, als würde sie ihn für einen Anzug abmessen – oder für ein Bett. Entschieden verdrängte er den Gedanken.
Er hackte weiter, legte seine ganze Kraft hinein und verspürte eine gewisse Befriedigung, wenn die Axt das Holz sauber durchtrennte.
Olivia hob einen Zweig auf,
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