Bianca Exklusiv Band 11
Art schien ihre Wirkung auf ihn zu verfehlen. „Das Hotel ist dort drüben rechts", setzte er hinzu. „Genießen Sie Ihr Bad. Ich werde an Sie denken." Er lächelte. „Sie sind so ernst. Nehmen Sie die Dinge leichter. Und lassen Sie sich die Schönheit des Sees nicht entgehen. Denken Sie daran, was er symbolisiert."
Ihre Blicke begegneten sich und hielten sich fest. Lucy brauchte ihre ganze Willenskraft, um sich abzuwenden. Die Fischer in der Nähe blickten neugierig zu ihr herüber und nickten ihr freundlich zu.
„Bis bald!" rief der Fremde ihr nach und warf den Motor an.
„Lieber nicht", erwiderte Lucy und machte sich auf den Weg zum Hotel.
3. KAPITEL
„Selina!" Lucy stellte ihren Koffer in der kleinen Hotelhalle ab, und ihre Halbschwester eilte ihr entgegen. Selina war tiefgebräunt und wie immer gekonnt zurechtgemacht. Obwohl Lucy gut fünfzehn Zentimeter kleiner war als Selina, hatte sie sofort das Bedürfnis, ihre Stiefschwester zu beschützen.
„Du kommst spät", sagte Selina vorwurfsvoll. „Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich."
„Aber du hast doch gesagt..."
„Es hat sich etwas geändert. Hol deinen Schlüssel, dann können wir reden", drängte Selina.
Lucy erledigte die Anmeldeformalitäten, während der Geschäftsführer die Zimmerreservierungen durchging. „Musst du denn nicht arbeiten?" fragte sie und blickte Selina forschend an. Hoffentlich hatte sie ihre Stelle inzwischen nicht verloren und stand ohne Verdienst da.
„Ich werde mich krankmelden. Diese Sache ist wichtiger als die Arbeit. Ich hatte gedacht, ich könnte dich in der Mittagspause treffen, aber du kamst einfach nicht. Was war denn los?
Hast du etwa schon eine Besichtigungstour unternommen?"
Lucy hatte Gewissensbisse. Die Bootsfahrt hätte nur die halbe Zeit zu dauern brauchen.
„Du hast doch aber gesagt, du könntest erst nach dem Abendessen kommen", erinnerte Lucy ihre Schwester und nahm den Zimmerschlüssel entgegen.
„Sicher, aber diese Geschichte ist superdringend. Sie werden ohne mich auskommen müssen. Gehen wir, uns bleibt nicht viel Zeit."
Lucy gefiel die Sache nicht. „Hör mal, du solltest lieber zu deiner Arbeit zurückkehren, ehe jemand merkt, dass du fehlst", meinte sie ruhig. „Außerdem ist mir noch nicht nach Reden zu Mute. Ich hatte eine Menge zu tun und bin müde."
„Du hattest eine Menge zu tun? Und was ist mit mir? Du hast ja keine Ahnung, was ich durchgemacht habe! Ich lebe in ständiger Angst, im Gefängnis zu landen oder ausgewiesen zu werden." Selina schob ihre Schwester auf die Treppe zu und winkte einen vorbeigehenden Kellner heran. „Due Cognac, molto grande, per favore."
Der junge Mann nickte und ließ den Blick verstohlen über Selinas schönes blondes Haar und ihren wohlgeformten Busen gleiten, von dem ihr tief ausgeschnittenes Sommerkleid eine Menge sehen ließ.
„Hier war der Teufel los", stöhnte sie, während sie Lucy nach oben führte.
„Ich habe seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen und möchte keinen Cognac, ich ..."
„Keine Sorge", schnitt Selina ihrer Schwester das Wort ab, „notfalls trinke ich beide. Hier ist dein Zimmer ..."
Resigniert ließ Lucy sich den Schlüssel abnehmen und folgte Selina in den abgedunkelten Raum. Dort ließ sie sich auf das Bett sinken und streifte ihre Sandaletten ab.
„Du packst aus, und ich berichte dir alles." Selina stieß die grünen Verandatüren auf, und helles Sonnenlicht durchflutete den Raum.
Lucy blickte sich beeindruckt um. Der Raum war groß und wurde von einem Doppelbett mit einem kunstvoll gearbeiteten schmiedeeisernen Kopfteil beherrscht. Die Tagesdecke war aus dunkelblauem Samt und hatte dicke Quasten. An einer Seite gab es einen Schrank, in dem eine ganze Familie Platz gehabt hätte, auf der anderen befanden sich eine vergoldete Chaiselongue mit goldfarbenem Satinbezug und ein zierlicher Ebenholzsessel. Die Verandatüren führten auf eine rotgeflieste Terrasse mit Blick auf den See und zwei Inseln hinaus.
„Geh nicht raus", jammerte Selina und hielt sich demonstrativ die Augen zu. „Ich kann den Anblick nicht ertragen."
„Welchen Anblick?"
„Die Insel. Die mit den Bäumen und Blumen und dem großen Palast. Dort arbeite ich."
Lucy ließ sich nicht davon abhalten, barfuß auf die Terrasse hinauszutreten, um die schöne Aussicht zu genießen. Selina muss wissen, wie romantisch ich veranlagt bin, dachte sie gerührt. Von der Terrasse führten Stufen zum Seeufer. Lucy lächelte selig. Sogar einen eigenen
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