Bianca Exklusiv Band 11
seinem Blick auszuweichen. Auf dem Tisch entdeckte sie plötzlich eine Flasche Weißwein.
„Woher hast du den Wein?" fragte sie erstaunt.
„Auch ich habe mich ein wenig umgesehen." Seine Stimme klang wieder beherrscht. „Es gibt hier eine Art Vorratskeller. Außer leeren Kisten und jeder Menge Spinnen konnte ich allerdings nur einige Flaschen Wein finden."
Rasch öffnete er sein Taschenmesser und klappte einen kleinen Korkenzieher heraus. „Ich weiß natürlich nicht, wie der Wein schmeckt, und ich kann ihn auch nicht gekühlt servieren, aber er ist eine erfreuliche Abwechslung zu dem schrecklichen Rum."
Geschickt entkorkte Nick die Flasche und goss etwas Wein in eine der Tassen. Dann trank er vorsichtig einen Schluck. „Hm. Nicht besonders, aber trinkbar." Er schenkte beide Tassen voll. „Der Fisch müsste fertig sein, also ..."
Er deutete auf den Tisch, doch Dany blieb wie versteinert stehen. Sie hatte das Gefühl, ihre Beine würden sie nicht tragen. Mit einigen Schritten war Nick bei ihr und verbeugte sich leicht. Sein Gesicht trug einen Ausdruck, den sie nicht deuten konnte. Sanft führte er ihre Finger zu seinen Lippen und drückte ihr einen zarten Kuss auf den Handrücken. „Es ist angerichtet, Mademoiselle", sagte er mit einem leichten Anflug von Ironie.
Nicks Benehmen half Dany, halbwegs ihre Fassung wiederzugewinnen. „Danke." Sie machte einen tiefen Knicks und ließ sich von ihm zum Tisch führen. Dankbar sank sie auf den Stuhl, den er für sie zurechtrückte.
Als Nick zum Herd zurückging, trank sie einen großen Schluck aus ihrer Tasse. Der Wein schmeckte tatsächlich etwas besser als das Feuerwasser. Während sie noch einmal probierte, stellte Nick zwei Teller mit knusprig gebratenen Fischen und einigen Limonenscheiben auf den Tisch.
„Vielen Dank." Sie lächelte ihn an. „Das sieht köstlich aus."
Er verzog das Gesicht. „Für meinen Geschmack etwas zu vornehm - wie Nouvelle Cuisine. Ich habe es lieber, wenn mein Teller nicht nach einem Stillleben von Braque aussieht."
„Ja, ich verstehe, was du meinst." Dany war dankbar für ein neutrales Gesprächsthema. „Eine hauchdünne Scheibe Pastete, zwei Scheibchen Toast..."
„Und einige Radieschen in der Form von Rosenknospen. Genau", setzte Nick verächtlich hinzu. Dann deutete er mit seiner Gabel auf ihren Teller. „Aber wir müssen nehmen, was da ist. Also iss auf ..."
„Möchtest du noch Wein?" Nick hob die Flasche.
„Nein, vielen Dank. Ich habe genug getrunken." Nick hatte außer den Tassen auch zwei Mangohälften großzügig mit Wein gefüllt. „Ich trinke normalerweise keinen Alkohol."
„Überhaupt nicht?"
„Nein. Eigentlich schmeckt er mir nicht." Sie biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Du magst wohl Alkohol. Ich meine ..." Sein Lachen unterbrach sie. So natürlich wie jetzt hatte er sich heute den ganzen Tag über nicht benommen.
„Ich bin kein Trinker, falls du das meinst. Aber ich mag Wein - zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und dir schmeckt Alkohol nur deshalb nicht, weil du keine Erfahrung damit hast." Seine Stimme klang herausfordernd, und Dany senkte rasch den Blick. „Hast du denn noch nie Champagner getrunken?"
„Doch, ein- oder zwei Mal auf einer Hochzeit. Und an Gramps sechzigstem Geburtstag", erwiderte sie zögernd. „Nun, sag es ruhig - ich bin wohl etwas seltsam. Und natürlich ein Mini-Tarzan."
„Ich verspreche dir, Dany, dass ich nach diesem Abend nie mehr den Fehler machen werde anzudeuten, du hättest Ähnlichkeit mit Johnny Weismüller", sagte Nick heiser und sah sie unverwandt an. „Du siehst einfach großartig aus."
Als sie seinen Blick auf ihrem Brustansatz spürte, beschleunigte sich ihr Atem, und ihre Haut begann zu prickeln. Einen Moment lang glaubte sie, ihren Herzschlag zu hören, doch dann erkannte sie, dass es in der Ferne donnerte.
„Glaubst du, es wird ein Gewitter geben?" Das würde vielleicht die spannungsgeladene Atmosphäre erklären, die sie umgab.
„Möglicherweise. Die Regenzeit wird bald kommen."
Nick schenkte sich noch Wein nach, aber anstatt zu trinken, schlug er leicht mit dem Löffel gegen den Teller und senkte den Kopf. Dany betrachtete ihn aufmerksam. Dichte schwarze Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn. Im Kerzenlicht wirkte sein kantiges Gesicht mit den dunklen Bartstoppeln weicher als gewöhnlich.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, sah er auf und lächelte sie an, während er sich mit der Hand über das Kinn fuhr. „Entschuldige den Bart.
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