Bianca Exklusiv Band 229
tippte Brenda auf die Schulter. „Hände weg. Er gehört mir“, erklärte sie mit einem amüsierten Lächeln.
Brenda grinste. „Ich wette, ich kann ihn dir abluchsen.“
„Ich halte dagegen.“
Mike seufzte. „Würdet ihr bitte nicht von mir reden, als wäre ich nicht hier?“ Er ließ sich von Dottie zum Ausgang ziehen und rief über die Schulter zurück: „Du solltest morgen dein Essen lieber auf Arsen untersuchen, Bren!“
Als sie draußen waren, sagte Dottie: „Wenn ich sie vergifte, ist es deine Schuld. Was müsst ihr die Köpfe ständig zusammenstecken?“
„Es war doch nur Getratsche. Sie hat wieder diese Zeitschriften gelesen.“
„Die mit ihren königlichen Skandalen! Was ist es denn dieses Mal?“
„Der Prinz von Ellurien kann nicht König werden, weil seine Eltern nicht rechtmäßig verheiratet waren.“
Dottie gähnte. „Dann müssen sie sich eben einen anderen suchen. Komm, ich habe Hamburger bekommen.“
„Super. Ich bin am Verhungern.“
Die untergehende Sonne tauchte die endlos lange Lindenallee in einen rosigen Schein. Gelangweilt betrachtete Randolph den Ausblick, den er tausend Mal zuvor gesehen hatte. Es war so sinnlos, wie dem Gespräch zu lauschen, das hinter ihm geführt wurde und das er ebenfalls tausend Mal gehört hatte. Zumindest kam es ihm so vor. Doch da er mit dem Rücken zum Zimmer stand, konnte niemand seine Miene betrachten.
Er war bis zum Überdruss an diese Musterung gewöhnt. Seit ihm der Thron wenige Stunden vor der Besteigung versagt worden war, zeigte die Welt ein lebhaftes Interesse an seinen Gefühlen. Manchmal fühlte er sich wie ein gefangenes Tier, das durch die Stäbe eines Käfigs auf Anzeichen von Schwäche beobachtet wurde.
In letzter Zeit war seine Miene ständig grimmig. Er war ohnehin ein ernster Mensch, der über sehr wenig lachen konnte. Nun hatte ihn eine regelrechte Schwermut befallen. Diejenigen, die seine Untertanen geworden wären, hatten stets gewusst, dass er ein pflichtergebener, gütiger Mensch war. Nun fürchteten sie ihn beinahe.
Der Premierminister, Jacob Durmand, trat nervös zu ihm. „Eure Königliche … Eure Hoheit … Oh je!“ Verlegen verstummte er.
Randolph drehte sich zu ihm um, zwang sich zu einem flüchtigen Lächeln. „Schon gut. Es ist für uns alle eine heikle Situation. Machen Sie sich keine Gedanken.“
„Danke. Es ist alles so kompliziert. Wenn nur …“
„Wenn nur mein lieber, konfuser Vater sich nicht in seiner Jugend in eine Schauspielerin verliebt hätte“, bemerkte Randolph sarkastisch. „Wenn er sich nur nicht volltrunken einer Hochzeitszeremonie unterzogen und die Behauptungen geglaubt hätte, diese Hochzeit sei nicht rechtsgültig. Und wenn er die Lage vor der Heirat mit meiner Mutter nur überprüft hätte. Aber Sie kannten ja meinen Vater, Durmand. Er war der freundlichste Mensch auf der Welt, doch er hatte diese fatale Angewohnheit, immer das Beste zu hoffen.“
„Und wenn Prinz Harold bloß nicht herausgefunden hätte, dass die Ehe Ihrer Eltern bigamistisch war. Aber so musste er ja zuschlagen in der Hoffnung, selbst den Thron zu besteigen.“
„Und Elluriens Bodenschätze in die Finger zu bekommen“, fügte Randolph ärgerlich hinzu. „Er muss gestoppt werden. Verdammt, diese Familie hat doch bestimmt irgendwo auf der Welt noch einen Sprössling.“
Ein älterer Mann eilte mit aufgeregter Miene und den Armen voller Papiere in den Raum. Es war Sigmund, der königliche Archivar. „Ich habe etwas gefunden.“
Alle Anwesenden traten an den Tisch, auf dem er die Papiere ausbreitete.
„Die Sache geht zurück bis zum Herzog Egbert, der 1890 eine englische Lady heiratete und mit ihr nach England zog. Er hatte hohe Spielschulden, und sie war eine reiche Erbin.“
„Wollen Sie damit sagen, dass es dort Abkömmlinge gibt?“, hakte Durmand nach.
„Einen, soweit ich weiß, und ich fürchte, die Familie ist ziemlich heruntergekommen, wiederum wegen Spielschulden. Der Herzog hatte eine Tochter, die einen gewissen Augustus Hebden heiratete. Von Belang für uns ist seine Ur-Ur-Urenkelin. Ich habe alles sorgfältig recherchiert. Die Abstammungslinie ist ununterbrochen.“
„Andere Nachkommen existieren nicht?“, wollte Randolph sich vergewissern.
„Die Familie wurde in zwei Kriegen beinahe ausgelöscht“, erklärte Sigmund. „Übrig blieben nur Jack Hebden und seine Schwester, die nie heiratete. Jack hatte einen Sohn, Frank. Er war der Vater der Dame, die uns interessiert. Dorothea
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