Bianca Exklusiv Band 229
sich bereits auf seinem Gesicht.
„Was hast du also vor?“, fragte er, als Randolph ihm die Sachlage erläutert hatte. „Schade, dass wir nicht im vorigen Jahrhundert leben. Dann hätten wir sie ermorden lassen können.“
„Das würde mich nicht ehelich machen“, entgegnete Randolph. „Ich beabsichtige, sie herzubringen und zu sehen, wie wir das Beste daraus machen können.“
„Du meinst, du willst sie heiraten und es weiterhin so treiben wie bisher“, sagte Dagbert scharf.
„Er meint, dass wir alle unsere Pflicht tun werden, wie sie auch aussehen mag“, entgegnete Sophie.
Randolph drückte ihr dankbar die Hand und zog sich hastig zurück, denn er empfand Dagberts vulgäre Art als abstoßend.
Randolph reiste inkognito nach England. Die Reservierung im „Grand Hotel“ war auf den Namen Edmond Holsson vorgenommen worden, und der Innenminister hatte eiligst einen entsprechenden Pass ausgestellt.
Randolph besuchte häufig Freunde in England, die in vornehmen, palastartigen Landhäusern oder in Mayfair, dem elegantesten Stadtteil Londons, lebten. Er hatte nie die schäbigeren Viertel aufgesucht und wusste nicht mal, wo sie lagen. Daher beunruhigte ihn die Hoteladresse zunächst gar nicht.
Als das Taxi ihn vom Flughafen in eine Gegend fuhr, die immer ärmlicher wurde, stieg jedoch Bestürzung in ihm auf.
„Da sind wir“, verkündete der Fahrer.
Randolph stieg aus und betrachtete das schmale, dreistöckige Gebäude voller Entsetzen. Die Fassade aus rotem Backstein war bröckelig und die Farbe der Fenster und Türen abgeblättert. Es wurde bereits dunkel, und eine grelle, pinkfarbene Neonreklame blinkte. Einige Buchstaben waren abgefallen, sodass nur noch „Gran Hot“ zu lesen war.
Die Eingangshalle war spärlich beleuchtet und die Rezeption unbesetzt. Randolph drückte auf die Klingel und wartete ungeduldig. „Guten Abend“, wünschte er höflich, als ein älterer Mann in Hemdsärmeln aus einem Hinterzimmer kam. „Ich habe reserviert. Edmond Holsson.“
„Richtig.“ Jack musterte die teure Kleidung sowie die vornehme Haltung des Fremden. „Wenn Sie sich bitte hier eintragen wollen, Sir? Sie haben Nummer sieben. Es ist alles …“ Er brach ab und schlug hastig vor: „Sie möchten bestimmt etwas essen. Das Hotelrestaurant schließt in einer halben Stunde. Es ist ein ausgezeichnetes Lokal. Meine Managerin kümmert sich persönlich darum.“
„Ist das zufällig Dorothea Hebden?“
„Allerdings, Sir. Sie haben von ihr gehört?“
„Von ihrer ausgezeichneten Arbeit.“
„Nun, gehen Sie einfach durch die Tür da drüben. Der Portier wird Ihr Gepäck nach oben bringen.“
Schlimmes ahnend betrat Randolph das sogenannte Restaurant, dessen größter Vorzug seine bunte Einrichtung war. Die Tischplatten waren aus Sperrholz von scheußlich roter Farbe. Schlimmer noch war eine Palme aus Plastik, die in einer Ecke stand.
Die Kellnerin, eine zierliche Blondine mit dem Gesicht eines schelmischen Kobolds, rief ihm zu: „Setzen Sie sich, Schätzchen. Ich komme gleich zu Ihnen.“
Randolph wollte sich in diesem Lokal nicht setzen, aber ihm blieb kaum eine andere Wahl. Er wählte einen Ecktisch, der teilweise von der hässlichen Palme verborgen war, und bemühte sich, nicht aufzufallen. Das war schwer, denn er war von Männern in Hemdsärmeln oder Overalls umgeben und trug als Einziger einen anständigen Anzug.
Wo war das erstklassige Unternehmen aus seiner Vorstellung? Eine Fata Morgana. Und er hatte sich verpflichtet, die Nacht an diesem Ort zu verbringen. Er hatte sich eingeredet, dass kein Opfer zu groß war für sein Land, doch nun kamen ihm ernste Zweifel.
Die Kellnerin räumte eifrig Geschirr ab. An dem Tisch hinter ihr beugte sich ein junger Mann zu ihr und tätschelte ihr den Po.
Mit einem kleinen Aufschrei entwand sie sich ihm. „He, Vorsicht!“
Er grinste. „Entschuldigung. Ich konnte nicht anders.“
„Hände weg, oder ich setze Mike auf dich an“, warnte sie lachend.
Eine gutmütige Person, dachte Randolph.
Eine andere Kellnerin kam aus der Küche. Sie war dunkelhaarig und extrem gut gebaut. „Dottie, soll ich den Ecktisch übernehmen?“
„Nein, danke, Bren. Ich hab’ ihn mir schon geschnappt“, erwiderte die Blondine. Sie winkte Randolph zu und rief fröhlich: „Es stört Sie doch nicht, wenn ich Sie schnappe, oder, Schätzchen?“
„Keineswegs“, erwiderte er höflich und verbarg seine wachsende Bestürzung. Dottie! Das war Prinzessin Dorothea?
Ein Mann an
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