Bianca Exklusiv Band 229
Hebden ihren großen Mund aufmacht.“
„Nicht?“, murmelte er grimmig.
„Und das ist gut so, weil sie ständig dumme Sachen sagt. Eine richtig dumme Kuh, sagen alle. Na ja, Mike sagt es nicht, weil er sich nicht traut … Oh, Mann, das wollte ich nicht!“
„Kein Problem“, sagte der Kellner, während er sich eifrig die Kleidung abwischte.
Hingerissen von ihrer Redegewandtheit war sie mit einer wilden, ausladenden Geste in seinen Weg geraten und hatte ihm eine artistische Kreation vom Tablett gefegt.
Ein entsetzter Laut hinter ihm kündete davon, dass es für den Küchenchef sehr wohl ein Problem darstellte. „Mein Meisterwerk“, klagte er, den Blick auf das Häuflein auf dem Fußboden geheftet.
„Ich komme natürlich für den Schaden auf“, erklärte Randolph.
„Ich habe eine Stunde gebraucht, um es zu perfektionieren! Denken Sie wirklich, dass Geld …“
„Ich denke nie“, warf Dottie zerknirscht ein und sprang auf. „Es tut mir ja so leid! Wie können Sie mir jemals verzeihen?“ Sie nahm seine Hände und blickte ihm mit einem entwaffnenden Lächeln in die Augen.
Randolph beobachtete die wundersame Verwandlung, die in dem Mann vorging. Der Racheengel schmolz in kaum drei Sekunden förmlich dahin und versicherte eifrig, dass alles in bester Ordnung sei.
„Das war sehr clever“, lobte Randolph, als sie wieder allein waren. „Wie lange haben Sie gebraucht, um das zu vervollkommnen?“
„He, das war kein Theater“, entgegnete sie verletzt.
„Seien Sie ehrlich. Sie haben doch gerade damit angegeben, wie Sie Mike jederzeit zur Unterwürfigkeit zwingen können.“
„Ich habe überhaupt nicht angegeben. Mike liebt mich, und deswegen funktioniert es.“
„Bei ihm vielleicht, aber was ist mit den anderen? Sie haben gesagt, dass ein Lächeln normalerweise reicht. Sie wussten genau, was Sie gerade taten.“
Jetzt schmunzelte sie schelmisch. „Na gut. Ich war gar nicht so schlecht, oder?“
„Allerdings nicht. Die werden uns hier nicht mal das Meisterwerk berechnen, das Sie ruiniert haben. Ein Augenaufschlag von Ihnen, und ihm wurden die Knie weich.“
„Aber das hat nichts mit Spott zu tun“, verteidigte sie sich. „Ich bin nur nett zu den Leuten. Ich habe wirklich sein Meisterwerk ruiniert und mich dafür entschuldigt. Das ist alles.“
Ihm wurde bewusst, dass sie es ernst meinte. Ihr Lächeln entsprang ihrem sonnigen Wesen und ihrer Aufrichtigkeit, und deswegen wirkte es wie Dynamit.
Von ihm ermutigt, plauderte sie über ihre Familie. Weder ihre Eltern noch ihre Großeltern lebten noch, und sie war seit ihrem sechzehnten Lebensjahr auf sich selbst gestellt.
Sie verstand es, auf lustige Weise zu erzählen. Die Last der Verantwortung und die Anspannung fielen von ihm ab, als er herzhaft darüber lachte, wie ihre Großmutter mit den zahlreichen Flirts ihres Großvaters umgegangen war.
„Natürlich wusste sie, dass er sie wirklich liebt, aber sie ist immer mit der Bratpfanne auf ihn losgegangen. Wenn sie wirklich gedacht hätte, dass er sich daneben benommen hätte, wäre sie auf ihn losgegangen wie ein Frettchen auf ein Kaninchen.“
„Ein Frettchen?“
„Sie haben wohl noch nie eins gesehen, oder?“
„Nein.“
„Das ist ein Nagetier. Grandpa wollte welche als Haustier halten, aber Grandma hat gesagt nur über ihre Leiche, und er hat gesagt, sie soll ihn nicht in Versuchung führen.“
Sie beendete das Mahl mit einem großen Eisbecher, ihrer Lieblingsspeise und einem weiteren Glas Wein. „Das ist schon mein Drittes“, bemerkte sie schuldbewusst. „Soll ich lieber nicht?“
„So guter Wein schadet Ihnen nicht. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie bei mir sicher sind.“
„Keine krummen Touren?“
„Nein.“
Schade, schoss es ihr flüchtig durch den Kopf. Er musterte sie ein wenig belustigt. Seine Augen blickten warm, und plötzlich hatte sie das Gefühl, als wären sie die beiden einzigen Menschen auf der Welt. Sie fragte sich, warum ihr vorher noch gar nicht aufgefallen war, wie gut er aussah.
Er hatte einen athletischen Körper, groß und kraftvoll, als wäre er gestählt durch ein Leben im Freien. Seine Hände waren anmutig und doch groß, so als könnte er mühelos alles in ihnen halten.
Sein Gesicht war jedoch ganz anders. Es war schmal, mit feinen Zügen und dunklen, ausdrucksvollen Augen – das Gesicht eines Denkers, eines Gelehrten, vielleicht eines Poeten. So etwas hatte Dottie noch nie zuvor gesehen, und doch erkannte sie es auf Anhieb und
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