Bianca Exklusiv Band 229
hatte, sich nichts anmerken zu lassen.
Sie drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Als ein Geräusch von der Balkontür her kam, setzte sie sich erschrocken auf und lauschte. Sie hörte jemanden ins Zimmer schleichen. „Wer ist da?“, rief sie ängstlich und schaltete das Licht ein.
„Still“, zischte Harold und eilte durch den Raum. Als er ihr Bett erreichte, schlüpfte sie auf der anderen Seite hinaus.
„Bleiben Sie mir fern“, verlangte sie und tastete nach ihrem Morgenmantel, ohne Harold aus den Augen zu lassen.
Der Mantel lag näher zu ihm, und er schnappte ihn sich prompt.
„Kann ich den bitte haben?“
„Natürlich.“ Er schickte sich an, zu ihr zu treten.
„Werfen Sie ihn mir zu, und verschwinden Sie.“
„Sie wollten, dass ich durch die Tür da gehe?“, fragte er grinsend nach und deutete zum Salon.
Dottie erstarrte. Im Nebenzimmer befand sich eine Hofdame im Nachtdienst, und auf dem Korridor standen zwei Lakaien. Auf keinen Fall durfte sie zulassen, dass Harold beim Verlassen ihres Schlafzimmers gesehen wurde. „Verschwinden Sie auf dem Weg, auf dem Sie gekommen sind“, verlangte sie. „Wie sind Sie überhaupt hier reingekommen?“
„Sie bezahlen Ihrer Zofe zu wenig.“
„Sie haben Bertha bestochen?“
Er nickte grinsend. „Sie hat mich reingelassen, bevor Sie gekommen sind, und ich habe mich auf dem Balkon versteckt. Hier können wir besser reden.“
„Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“
„Ich glaube doch. Es gefällt Ihnen, Kronprinzessin zu sein. Als meine Gemahlin würden Sie im Genuss der Vorteile bleiben. Wir können beide nur gewinnen.“
„Sie sind der letzte Mann auf Erden, den ich heiraten würde“, entgegnete sie verächtlich.
„Meine Liebe, ich bin der letzte Mann, den Sie heiraten können. Bald werden alle erfahren, dass ich hier bin. Sie haben keine Wahl, und das wollen wir gleich untermauern.“ Blitzschnell, ehe sie es sich versah, stürmte er zu ihr und riss sie grob in die Arme.
Er umklammerte sie derart, dass sie sich kaum wehren konnte, und nichts schien ihn davon abhalten zu können, den Mund auf ihren zu senken.
„Lassen Sie die Prinzessin sofort los“, ertönte Randolphs scharfe Stimme aus dem Schatten. Dann trat er mit fuchsteufelswilder Miene vor, und hinter ihm tauchten vier Soldaten auf.
Dottie befreite sich aus Harolds erstarrter Umarmung und wich zurück.
Voller Verachtung blickte er die anderen Männer an. „Ihr seid Dummköpfe, alle miteinander.“ Mit einem Finger deutete er auf Dottie. „Der da gilt eure Loyalität? Sie ist nichts weiter als eine kleine, billige Barschlampe, die auf vornehm macht.“
Randolph stürmte wutentbrannt vor, doch Dottie war schneller.
Sie trat dicht zu Harold und riss abrupt das Knie zwischen seinen Schenkeln hoch. Stöhnend fiel er auf das Bett, hielt sich die Lenden und krümmte sich vor Schmerz.
Mit zufriedener Miene blickte sie zu ihm hinab. „Ich war nicht umsonst eine Barschlampe“, bemerkte sie abschätzig.
Die Soldaten lachten und applaudierten, doch sie schlug eine Hand vor den Mund und blickte schuldbewusst zu Randolph. „Oh, das hätte ich nicht sagen dürfen.“
Doch er lachte ebenfalls. „Wir alle sind stolz auf Sie.“
Wie zum Beweis applaudierten die Männer erneut. Sie musterte die Gesichter und erkannte, dass sie zu der Eskorte gehörten, die sie häufig bei ihren Ausritten begleitete.
„Sie haben sich freiwillig erboten“, erklärte Randolph. „Die ganze Armee ist Ihnen treu ergeben, aber diese vier hier sind auf besondere Weise Ihre Männer.“ Während er sprach, legte er ihr den Bademantel um die Schultern.
„Und wie sind Sie hier hereingekommen?“
„Bertha ist sehr loyal. Nachdem sie das Bestechungsgeld von Harold angenommen hat, ist sie schnurstracks zu mir gekommen. Ich habe ihr aufgetragen, Ihnen kein Wort zu sagen. Sobald Sie auf Ihr Zimmer gegangen waren, hat sie uns hereingelassen. Sie waren also nie in Gefahr.“
„Vielen Dank, Ihnen allen“, sagte Dottie.
„Ich glaube allerdings nicht, dass Sie uns wirklich gebraucht hätten“, entgegnete einer der Männer und rief damit lautes Gelächter hervor.
Harold schnappte immer noch nach Luft und krümmte sich. Zwei Soldaten zogen ihn auf die Füße und schickten sich an, ihn aus dem Zimmer zu schleifen.
„Mein lieber Cousin“, eröffnete Randolph sanft, „bitte geh nicht, ohne uns vorher als Erster zu gratulieren. Prinzessin Dorothea hat mir die Ehre erwiesen, meinen Heiratsantrag
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