Bianca Exklusiv Band 229
energisch.
„Ich hätte euch nicht solange davon abhalten sollen. Ich dachte nur … Ich bin froh, dass ihr hier seid.“
Kurz darauf trafen sie im Krankenhaus ein. Lucas erhob sich von dem Stuhl, auf dem er Wache an Maggies Brutkasten hielt. Er begrüßte Rebeccas Vater wie einen alten geschätzten Kollegen. „Hallo, Joe, wie schön, dich wiederzusehen!“ Die beiden hatten sich wegen der Verhandlungen um die Seven Mile Ranch mehrmals getroffen.
Stella küsste Lucas auf die Wange, weil er der Vater ihrer Enkeltochter war. „Nimmst du dir auch genug Freizeit? Du siehst müde aus.“
„Das scheint hier jeder jedem zu sagen“, scherzte Rebecca.
Stella wandte sich dem Brutkasten zu. „Das ist sie also, unsere kleine Enkeltochter?“
„Ja. Setz dich doch.“ Lucas nahm sie beim Ellbogen und führte sie fürsorglich zu dem Stuhl. „Sie hat heute einen ganz guten Tag.“
Maggie schlief nun ein bisschen friedlicher als in den letzten Tagen, aber ihr kleines Gesicht sah müde und alt aus. Sie musste erschöpft sein, denn ihr Immunsystem war noch zu schwach für den Kampf gegen die Infektion trotz der verabreichten Medikamente.
„Und wir können sie nicht in den Arm nehmen?“, flüsterte Stella.
„Noch nicht“, bestätigte Rebecca. „Wenigstens dürfen wir jetzt wieder in ihre Nähe. Vor zwei Tagen wollte sie sich nicht mal anfassen lassen.“
Zwei Tage waren erst vergangen, seit sie von der Ranch zurückgekehrt waren!
Am Freitag wollte Lucas’ Mutter für zwei Wochen kommen. Am vergangenen Abend hatte sein Vater angerufen und schroff mitgeteilt, dass er seinen geplanten Besuch verschieben wollte – offensichtlich, um ihr aus dem Weg zu gehen.
Rebecca erkannte, wie viel Glück sie hatte, als sie ihre Eltern beobachtete. Ihr Vater stand dicht hinter ihrer Mutter, und sie drückte seine Hand, die auf ihrer Schulter ruhte.
Wie ist das wohl, wenn man ohne jegliche Gewissheit aufwächst, dass eine Liehe dauerhaft Kummer und Not überstehen kann?
Vielleicht sollte es Rebecca nicht überraschen, dass Lucas wesentlich mehr auf Fakten, Prinzipien und Fallstudien vertraute als auf Gefühle. Vielleicht konnte er sich niemals ändern. Und vielleicht wäre es darum verrückt, eine Beziehung zu ihm einzugehen, ob nun im Bett oder außerhalb, da sie das Leben so unterschiedlich angingen.
Hätte Lucas nicht so sehr um Maggie gebangt, hätte er niemals die Kontrolle verloren. Sie hätten nicht miteinander geschlafen, sondern würden nach wie vor Distanz wahren und sich gegen die Anziehungskraft zwischen ihnen wehren.
Rebeccas Augen brannten. Kriegen Mütter von Frühchen ihren Tränenfluss denn nie unter Kontrolle?
Doch ausnahmsweise weinte sie diesmal nicht um Maggie. Sie weinte um Maggies Dad, und weil ihr bewusst wurde, wie sehr sie ihn liebte – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem ihr klarer war denn je, wie aussichtslos eine Beziehung zwischen ihnen war.
„Du und Lucas könnt nicht gerade viel Zeit miteinander verbringen, wenn ihr euch bei Maggie abwechselt“, bemerkte Stella nachdenklich.
„Na ja, mir hat dieser strenge Zeitplan zuerst auch nicht gefallen, aber wenn wir das nicht so regeln, überfordern wir uns beide, und das hilft ihr letztlich auch nicht.“
„War es seine Idee?“
„Oh ja, sicher.“
„Sieht er die Dinge denn so eng? Mir kam er gar nicht so vor. Und seine Mutter ist auch sehr nett.“
„Das stimmt. So, wir können die Farbe jetzt ausspülen.“ Rebecca drehte die Wasserhähne auf und regulierte die Temperatur, und Stella lehnte den Kopf zurück an das Waschbecken. „Nein, er sieht nicht alles so eng. Er ist bloß praktisch veranlagt. Er mag Fakten. Er will einfach wissen, wo er steht.“
„Das ist nicht immer möglich. Hat er das noch nicht begriffen?“
„Er fängt damit an, aber er wehrt sich noch. Und vielleicht hat er recht. Manchmal hilft es, strenge Richtlinien zu haben, Mom. Meine Gefühle für Maggie zum Beispiel sind so überwältigend, dass ich verrückt werden könnte, wenn Lucas nicht die Richtung angeben würde.“
Das Wasser gurgelte in das Waschbecken und erfüllte die Stille, die folgte.
Nach einer Weile fragte Stella: „Liebst du ihn, Honey?“
Die Frage traf Rebecca nicht unerwartet. „Ich könnte ihn lieben“, erwiderte sie bedächtig, „wenn ich der Meinung wäre, dass es gut für uns wäre.“ Klang sie nun etwa schon genau wie Lucas? „Es wäre gut für Maggie.“
„Wirklich? Und wenn es nicht auf Dauer funktioniert? Nicht alle
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