Bianca Exklusiv Band 229
„Außerdem hat er bei dir den Eindruck erweckt, dass Beziehungen – und Gefühle – wesentlich kalkulierbarer wären, als sie es wirklich sind.“
„Falls ich dadurch Schaden erlitten habe, macht Maggie das sehr schnell wieder wett.“
„Wirklich? Dieses winzige Ding?“
„Maggie und Reba“, korrigierte Lucas sich widerstrebend. „In meinem Leben ist nichts mehr kalkulierbar. Das ist beängstigend. Es ist furchtbar. Und trotzdem … Es ist irgendwie bizarr. Ich bin nicht unbedingt dankbar, aber …“
„Du wirst eines Tages zurückblicken und verstehen und schätzen, was du gelernt hast.“
„Das kann ich nur hoffen.“
Am nächsten Morgen traf Lucas’ Vater planmäßig ein, und Kate, er und Lucas verbrachten anderthalb Stunden zu dritt im Flughafenrestaurant. Es war nicht gerade ein freudiges Familientreffen, aber es verlief überraschend zivilisiert. Farrer erkundigte sich nach Kates Boutique und machte ihr sogar Vorschläge für eine Expansion.
Schließlich wurde es Zeit für Kate einzuchecken, und Lucas fuhr mit seinem Vater erst ins Hotel und dann ins Krankenhaus.
Da Maggie schon wesentlich gesünder aussah, verkraftete Farrer den Besuch ganz gut. Er blieb sogar eine volle Stunde an diesem wie auch am nächsten Tag. Er war höflich zu den Krankenschwestern und sagte kein falsches Wort zu Rebecca.
Gelegentlich musterte er sie forschend, als wäre sie ein Rennpferd, dessen Abstammung er prüfen müsste, aber anscheinend sagte sie ihm bei näherer Betrachtung zu.
„Du hast es gut getroffen“, verkündete er an seinem letzten Morgen, als er zusammen mit Lucas im Hotel frühstückte.
„Inwiefern?“
„Dafür, dass du ein Baby von einer Frau bekommen hast, die du nicht heiraten willst, hättest du es weit schlimmer treffen können. Rebecca ist klug und stark und liebevoll. Maggie wird einige gute Eigenschaften von ihr geerbt haben.“
Aha, es geht also tatsächlich um den Stammbaum. „Sie ist kein Fohlen, Dad, und Reba ist keine Zuchtstute.“
„Das sollte sie aber sein, in deinen Augen. Ein Mann mit deinem Hintergrund und deinen Perspektiven sollte die potenziellen Mütter seiner Kinder mit Blick auf die richtigen Attribute auswählen, wie es ein Pferdezüchter tut.“
„Das werde ich künftig bedenken, Dad.“
„Ja, tu das unbedingt.“
Maggie war gut zwei Monate alt, als ihr Gewicht auf über 1300 Gramm kletterte. Schon seit drei Wochen verdaute sie problemlos die Muttermilch, die sie durch einen Schlauch in der Nase erhielt.
Ihr Gesicht sah inzwischen nicht mehr so knitterig aus, ihre Haut war auch nicht mehr so durchscheinend und rot. Maggie war vom Beatmungsgerät getrennt worden, und das war ein riesiger Fortschritt, aber sie brauchte immer noch zusätzlichen Sauerstoff.
„Heute wollen wir mal sehen, ob sie kräftig genug ist, um ein bisschen selbst zu nuckeln“, verkündete Angela eines Morgens.
„Nuckeln?“, hakte Rebecca verwirrt nach. „Ja. Direkt an ihrer Mom.“
Oh. Rebecca hatte sich schon so sehr an den Umgang mit der Pumpe gewöhnt und darüber fast vergessen, dass es auch noch einen anderen Weg gab.
Sie wusste nicht, ob es sie erleichterte oder enttäuschte, dass Lucas nicht dabei war. Nach wie vor schob er nachts und sie tagsüber Wache. Lediglich eines hatte sich geändert: Der Schichtwechsel vollzog sich nicht mehr ganz so fliegend. Sie verbrachten etwas mehr Zeit zusammen im Hotel, waren entspannter und lachten sogar gelegentlich. Manchmal gingen sie auch aus und ergatterten flüchtige Momente aus einem anderen Leben: Eiscreme und Shopping, Parks und frische Luft, Gelächter.
Vermutlich hätte Lucas über den ersten Stillversuch gelacht, aber Rebecca wie Maggie wären in Tränen aufgelöst, als sie das Handtuch warfen. Und Handtücher waren in der Tat vonnöten.
„Sie haben das ganz prima gemacht“, lobte Angela dennoch. „Und Maggie auch.“
„Aber sicher“, entgegnete Rebecca ironisch.
„Ich meine es ernst. Immerhin war es das erste Mal für Sie beide. Maggies Mund ist noch so klein, und sie hatte ihn noch nie voll mit Milch, und deshalb ist sie ein bisschen in Panik geraten und konnte nicht rechtzeitig schlucken. Es ist wirklich schwer, wenn man das noch nie gemacht hat. Beim nächsten Mal geht es bestimmt besser. Wollen Sie Maggie noch ein bisschen halten?“
„Darf ich?“
„Natürlich. Es wird sie wieder beruhigen. Sie ist ein bisschen angespannt.“
„Das ist ihre Mom auch.“
„Wollen Sie ihr die Windel wechseln?“
„Oh
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