Bianca Exklusiv Band 243
entsprechend wie ein Schuft benahm, zeigte sie es nicht. „Großartig“, meinte sie erfreut. „Wir sehen uns dann gleich bei mir zu Hause.“
Sobald Nicole und Logan vom Gerichtsgebäude wegfuhren, sagte sie: „Du hättest um meinetwillen Amelias Einladung nicht annehmen müssen. Wir hätten auch heimfahren können.“
„Das hätten wir“, bestätigte er. „Aber es war doch nett von ihr, sich unseretwegen Mühe zu machen.“
Sie strich über den goldenen Ring an ihrem Finger. Ein solch schlichter Ehering besaß eine besondere Bedeutung. Es handelte sich um kein sagenhaftes Schmuckstück, und es ging dabei auch nicht um den Anschaffungspreis. Vielmehr war er ein Symbol.
„Warum hast du mir einen Ehering gekauft?“
Er antwortete so lange nicht, dass Nicole schon dachte, er würde die Frage übergehen.
„Du bist jetzt meine Ehefrau. Ich wollte, dass daran kein Zweifel besteht.“
Sie erinnerte sich an Darcys Worte. Logan ist ein besitzergreifender Mann. Er verzichtet auf nichts, das ihm gehört. Doch sie verdrängte den beunruhigenden Gedanken.
„Auch wenn es sich nur um eine vorübergehende Verbindung handelt“, bemerkte sie, „hätte ich doch erwartet, dass du jemanden einlädst.“
„Meine engen Freunde sind alle in Shreveport. Es kam so schnell zur Hochzeit, dass sich keiner von ihnen von der Arbeit freinehmen konnte.“
Sie wandte den Blick vom Ring zu ihm. „Du hast bisher weder über deine Freunde noch über deine frühere Arbeit gesprochen. Was wird jetzt aus deiner Stelle als Dozent?“
„Ich habe gekündigt.“
„Du gibst viel auf.“
„Bestimmt denken viele Leute so. Aber ich habe das Diplom in Agrikultur erworben, um eines Tages nach Belle Rouge zurückzukehren und mein Wissen zum Vorteil der Plantage einzusetzen. In Wahrheit habe ich viel aufgegeben, als ich nach Shreveport ging, um dort zu lehren.“
Ja, Nicole wusste genau, was er aufgegeben hatte. Sein Zuhause, seine Arbeit, sein ganzes Leben. Es stand nicht fest, wann ihr das klar geworden war. Seit seiner Rückkehr hatte sie allmählich erkannt, dass er die Plantage geliebt hatte und noch immer liebte. Letztlich hätte sie deshalb nicht fortgehen können, weil er dann sein Zuhause ein zweites Mal verloren hätte.
„Glaubst du, dass du jetzt auf Belle Rouge glücklich sein kannst? Du hast jahrelang in Shreveport gelebt. Bestimmt hast du dort viele Freunde ungern zurückgelassen. Oder auch eine bestimmte Frau.“
Er lächelte schwach. „Was sollen denn alle diese Fragen? Ist das weibliche Neugierde?“
„Vielleicht“, räumte sie verlegen ein. „Wir haben seit deiner Rückkehr nach Belle Rouge kein einziges Mal über diese normalen Dinge gesprochen. Nun haben wir die Probleme mit dem Testament deines Vaters geklärt. Ich hatte gehofft, wir könnten dadurch höflicher miteinander umgehen.“
Er wandte sich ihr für einen Moment zu. „Willst du tatsächlich mit mir Frieden schließen?“
Sie lächelte über sein ungläubiges Gesicht. Es war so schön, endlich wieder lächeln zu können, dass sie ihm die Hand hinstreckte.
„Das würde ich sogar sehr gern machen“, versicherte sie.
Er griff nach ihrer Hand, drückte sie und strich mit dem Daumen über den goldenen Ring. „Ich auch.“
Der Händedruck und Logans sanfte Miene nahmen ihr eine Last von den Schultern. Vielleicht wurden die nächsten sechs Monate doch nicht so schlimm, wie sie gefürchtet hatte. Möglicherweise gelang es ihnen beiden endlich, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und als Freunde und Partner die Zukunft in Angriff zu nehmen.
Nicole lächelte, als ihr noch eine Idee kam. „Was würde dein Vater wohl sagen, könnte er uns jetzt so sehen?“
Logan lachte leise. „Er würde kaum glauben, dass wir verheiratet sind.“
Nicole lachte ebenfalls. „Ganz sicher nicht. Meiner Meinung nach hat Lyle dieses unsinnige Testament geschrieben, um uns beide dafür zu bestrafen, dass wir nicht miteinander auskommen konnten.“
„Wahrscheinlich hast du recht“, bestätigte Logan. „Aber wir sind diejenigen, die zuletzt lachen. In sechs Monaten zählt Lyle McNallys Testament nichts mehr. Dann bekommt jeder von uns, was er will. Siehst du das nicht auch so?“
Sie stimmte ihm zu. Er bekam Belle Rouge , und sie hatte genug Geld und die Freiheit, eine Laufbahn als Buchhalterin anzustreben und vielleicht sogar ein Buchhaltungsbüro zu eröffnen. Weshalb fühlte sie sich aber jetzt schon seltsam leer?
„Genau“, versicherte sie trotzdem und
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