Bianca Exklusiv Band 87
die Arbeit in dem Restaurant antreten musste. Lucy blickte niedergeschlagen auf die lange Palmenreihe vor sich.
„Willst du dir etwas Taschengeld dazuverdienen?” neckte Jed. „He, Schätzchen, nur keine Aufregung. Was ist denn passiert?”
„Ich soll um die Palmen herum jäten”, erklärte Lucy unglücklich. „Max hat mir das aufgebrummt, weil ich zu spät gekommen bin.”
„Du meine Güte, das ist aber merkwürdig! Keiner von uns hat bisher eine Strafe bekommen, noch nicht mal eine Strafpredigt. Bei hübschen Mädchen scheint er andere Saiten aufzuziehen. Ich erinnere mich, dass er Selina auch so behandelt hat.”
„Ich bin nicht hübsch …”
„Du bist sogar mehr als hübsch, Mädchen.” Jed lachte und legte Lucy den Arm um die Schultern. „Lass es doch einfach bleiben. Er wird’s schon nicht merken.”
„Ich gehe jede Wette ein, dass Max sich sogar persönlich davon überzeugt, ob ich die Arbeit auch ausgeführt habe”, meinte Lucy seufzend. „Aber ich weiß, was ich tun werde. Ich lockere die Erde in den Beeten einfach nur etwas auf, dann denkt er, ich hätte richtig gejätet.”
„Ich helfe dir”, erbot sich Jed und nahm ihr den Handrechen ab.
Lucy lächelte dankbar und widersprach nicht. Zu zweit machten sie sich an die Arbeit.
Sie hatten die Hälfte der sechs Beete erledigt und arbeiteten hockend in einträchtigem Schweigen nebeneinander, als Lucy vor sich plötzlich zwei dunkelgraue Hosenbeine und blank polierte schwarze Schuhe entdeckte. Aus ihrem Blickwinkel wirkte Max noch bedrohlicher. Sein Blick glitt zu Jed, der ihn noch nicht bemerkt hatte und beim Jäten fröhlich vor sich hin pfiff.
„Ich weiß Ihr Interesse an meinem Garten zu schätzen, Jed”, sagte Max mit täuschend sanfter Stimme, „aber es wäre mir lieber, Sie ließen es bleiben.”
„Also, ich wollte Lucy doch nur …”
Max ließ ihn nicht ausreden. „Ja, das sehe ich. Ich möchte mit Lucy sprechen. Allein, wenn es Ihnen nichts ausmacht.”
Jed erhob sich. „Hören Sie, Max, so sind Sie doch sonst nicht. Ich weiß nicht, warum Sie Lucy so behandeln …”
„Nein, das wissen Sie nicht”, schnitt Max ihm scharf das Wort ab. „Sie müssten mich inzwischen doch so weit kennen, um zu wissen, dass ich einen guten Grund dafür haben muss. Würden Sie uns jetzt bitte allein lassen?”
Jed blickte unschlüssig von Max zu Lucy, die mit starrer Miene da hockte, dann zuckte er die Schultern und ging wortlos davon.
Lucy blickte auf die Uhr und arbeitete weiter. Drei Beete waren noch zu jäten, und es war bereits zwanzig nach sieben!
„Spannen Sie für so etwas ja nicht wieder Jed oder einen anderen ein”, warnte Max, „sonst mache ich Ihnen das Leben zur Hölle.”
„Das tun Sie bereits”, erwiderte Lucy müde und ging zum nächsten Beet.
„Hat Ihre Schwester versucht, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen?” fragte Max.
„Nein.” Lucy hackte wütend auf ein tief sitzendes Unkraut ein und stellte sich vor, es sei Max’ Schuh.
„Was haben Sie vor, wenn Sie hier fertig sind?” fragte Max.
„Ich wasche mir die Hände und gehe aus”, erklärte Lucy patzig.
„Bleiben Sie”, sagte Max leise. „Wir sollten uns einmal ausführlich unterhalten. Es gibt da Dinge, die ich einfach nicht verstehe. Sie sind voller Widersprüche. Bei der Arbeit geben Sie sich nett, tüchtig, geduldig und können mit den Leuten umgehen … bis auf ein, zwei Patzer. Und dann wieder kleiden und bewegen Sie sich wie ein Vamp. Wenn sie morgens zur Arbeit erscheinen, könnte man denken, Sie hätten die ganze Nacht durchgetanzt und - geliebt. Trotzdem wirken Sie nicht glücklich wie eine Frau, die aus den Armen eines Mannes kommt. Lucy …”
„Ich gehe jetzt”, erklärte sie wütend. „Morgen früh werde ich pünktlich bei der Arbeit antreten. Schon möglich, dass ich bei den Führungen den einen oder anderen Fehler gemacht habe, aber das passiert den anderen auch. Vielleicht fühlen Sie sich geschmeichelt, wenn ich Ihnen wiederhole, dass Sie mir das Leben zur Hölle gemacht haben. Ich fühle mich hier sehr unglücklich und habe entdeckt, dass ich einen Menschen so stark hassen kann, dass ich Lust hätte, ihm diesen Pflanzenheber in den Fuß zu rammen. Ich an Ihrer Stelle würde also verschwinden und mich in Ruhe lassen!”
Lucy senkte den Kopf, weil ihr Zornestränen in die Augen traten. Sekunden später hörte sie Max davongehen. Sie rieb sich die Augen, jätete zu Ende und wappnete sich für die nächsten Stunden.
An diesem
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