Bianca Exklusiv Band 87
ihren Augen, und nur mit größter Anstrengung gelang es ihr, die Decke zu einem Bündel zusammenzurollen.
„Gib sie mir.” Er streckte die Hand aus.
„Nein!” Mit festem Griff drückte sie das Bündel an sich. Es war das Einzige, was ihr als Andenken an diese Zeit - und an letzte Nacht - bleiben würde. „Nein”, wiederholte sie laut. „Ich werde sie tragen.”
„Wie du willst”, entgegnete er kurz angebunden und verließ die Höhle.
Die Sonne stieg gerade über die Baumwipfel, und ein leichter Wind trieb den Nebel aus dem Tal. Die andere Seite des Berges war nach dem Erdrutsch mit rotem Schlamm bedeckt, doch schon bald würden dort wieder Pflanzen wachsen und so auch die Erinnerung an die letzte Nacht auslöschen.
Nick hatte sich bereits auf den Weg gemacht und stieg festen Schrittes das ausgetrocknete Flusstal hinauf. Die Hände hatte er tief in den Hosentaschen vergraben, und sein Rücken schien Abwehr auszudrücken. Dany wusste, er wollte sie wieder ausschließen. „Ich bin ein Einzelgänger - ein Einzelgänger.” Immer wieder hörte sie in Gedanken seine Worte.
Natürlich, er hatte sie gewarnt. Es war ihre eigene Schuld, dass sie tief in ihrem Inneren gewagt hatte zu glauben, sie könnte eine Ausnahme sein. Für einen Mann wie Nick Devlin gab es keine Abweichung von den Regeln. Du Dummkopf, das hättest du wissen sollen, schalt sie sich selbst verzweifelt.
Aber in der letzten Nacht war er so zärtlich und liebevoll gewesen. Doch das gehörte sicher zu seiner erprobten Technik. Das hatte er ihr auch gesagt. „Ich wollte, dass alle eine schöne Zeit hatten und glücklich waren. Doch ich habe bisher keine Frau getroffen, für die ich - nachdem die anfängliche Leidenschaft abgekühlt war - bereit gewesen wäre, meine Freiheit aufzugeben.” Das waren seine Worte gewesen, und sie galten auch für Dany Trent.
In einiger Entfernung blieb Nick an einem Felsbrocken stehen und blickte ungeduldig zurück zu ihr. Einen Moment lang zögerte sie, doch dann packte sie die Decke und warf sie in die Höhle zurück. Nach dieser symbolischen Geste drehte sie sich um und kletterte über das Geröll hinauf …
Wieder musste Nick auf sie warten. Als Dany ihn nach etwa einer Stunde Fußmarsch einholte, spürte sie, wie ruhelos er war. Sicher konnte er es kaum mehr erwarten, bis sie die Grenze erreicht hatten und er sie ein für alle Mal los war. Mit einer kräftigen Armbewegung schleuderte er den Stock ins Gebüsch, mit dem er sich vorher ungeduldig gegen den Schenkel geklopft hatte.
„Alles in Ordnung?” fragte er.
Am liebsten hätte sie sich auf den Boden sinken lassen und geweint. Nichts ist in Ordnung - und das weißt du sehr gut, dachte sie verzweifelt. Doch stattdessen presste Dany die Lippen aufeinander. „Ja, mir geht es gut. Jetzt haben wir es ja bald geschafft”, brachte sie schließlich hervor. Dann hob sie den Kopf und ging schnell an ihm vorbei.
Natürlich hätte Nick sie mit Leichtigkeit einholen können, denn in der drückenden Hitze wurden ihre Schritte schon bald schleppend. Anscheinend war er aber zum ersten Mal damit einverstanden, dass sie voranging. Wieder spürte sie einen dumpfen Schmerz im Magen. Sie holte tief Atem und bahnte sich verbissen den Weg vorwärts.
Plötzlich hörte Dany ein Rascheln. Unter dem Laub vor ihren Füßen schien sich etwas zu bewegen. Als sie nach unten sah, entdeckte sie eine kleine Schlange, die leuchtende orange, goldene und schwarze Streifen trug. Wie versteinert blieb sie stehen.
„Beweg dich nicht”, sagte Nick leise.
Als die Schlange den Kopf hob, bekam Dany plötzlich einen heftigen Stoß, stolperte und stürzte in das Gebüsch neben dem Pfad. Dann hörte sie ein wütendes Zischen, das ihr einen Schauder über den Rücken jagte.
Benommen setzte sie sich auf und sah sich um. „Vielen Dank, ich …” Als sie sah, dass sich Nick mit blassem Gesicht gegen einen Baumstamm lehnte, blieben ihr die Worte im Hals stecken. Rasch sprang sie auf die Füße.
„Nick, was ist geschehen? Meine Güte, die Schlange hat dich doch nicht gebissen, oder?”
Er gab keine Antwort, sondern schüttelte abwehrend den Kopf. Dany packte seinen Arm und schüttelte ihn. „Was war das?”
„Eine Korallenschlange.”
„Ist sie - giftig?” Vor Schreck konnte sie kaum sprechen. „Nein, nicht sehr”, antwortete er schnell. „Außerdem war es noch eine junge Schlange. Trotzdem werde ich mir die Wunde wohl besser ansehen.”
Langsam ließ er sich mit dem Rücken
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