Bianca Extra Band 01
hauptsächlich an meinem verletzten Stolz. Übrigens sehe ich dir an der Nasenspitze an, dass du denkst, es war alles meine Schuld.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber gedacht. Und vermutlich hast du auch recht. Auf jeden Fall habe ich mir damals geschworen, mich in Zukunft von Frauen fernzuhalten. Frauen sind nichts für mich. Ich kann mit ihnen nichts anfangen.“
„Da liegst du völlig falsch, Preston. Du kannst sehr gut mit Frauen umgehen.“
Er sah sie lange an. „Mit dir ist das etwas anderes“, sagte er schließlich. „Du bist nicht wie andere Frauen.“
„Doch, natürlich bin ich das.“
Er schüttelte entschieden den Kopf. „Du bist etwas Besonderes. Eine Prinzessin. Wir haben nicht besonders viele Prinzessinnen hier in Elk Creek.“
„Ich bin eine ganz normale Frau“, versicherte sie ihm. Sie starrte auf seinen Mund. Wie einfach es wäre, sich hinunterzubeugen und seine Lippen zu küssen.
„Du darfst mich nicht so anschauen, Belle. Das ist gefährlich. Für uns beide.“
Sie wusste, dass er recht hatte. Und hatten sie das nicht schon heute Nachmittag auf dem Dachboden geklärt?
Aber plötzlich war ihr das egal. Sie wollte dieses kleine Stück vom Glück um jeden Preis. Wie hoch er auch war: Sie würde ihn bezahlen …
Preston blickte zu ihr hoch, und in seinen Augen sah sie, dass er genau wusste, was sie vorhatte, und sie nicht zurückweisen würde, wenn sie es wagte, ihn zu küssen.
Oh, sie war einfach hoffnungslos. Kindisch wie ein Teenager, der zum ersten Mal verliebt war. Schwor sich am Nachmittag, den Mann ihrer Träume nie wieder zu küssen, nur um ein paar Stunden später in seine Arme zu sinken.
Aber andererseits: Was war schon dabei – ihr Herz und ihr Kopf zogen in unterschiedliche Richtungen, und im Augenblick sah es nicht so aus, als würde ihr Kopf den Sieg davontragen.
Ein Kuss. Nur ein Kuss noch. Was konnte das schon schaden?
Atemlos vor Verlangen beugte sie sich langsam zu Preston hinunter.
Doch Ben kam ihr zu Hilfe, indem er kurz zappelte und quäkte.
Ertappt schreckte Belle hoch und strich verlegen ihr Haar zurecht, obwohl sie nichts getan hatte, um den einwandfreien Sitz ihrer Frisur zu gefährden. Noch nicht …
„Wir sollten ihn ins Bett bringen.“
„Das sollten wir wohl“, stimmte ihr Preston zu. Und seine kratzige Stimme verriet, dass er den Kuss genauso gewollt hatte wie sie.
Vorsichtig stand er auf und trug Ben, der sofort wieder eingeschlafen war, hinüber zu seinem Bettchen. Behutsam legte er ihn hinein und deckte ihn sorgfältig zu. Dann stahlen sie sich beide auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Das Licht schalteten sie aus, doch die Tür ließen sie nur angelehnt.
Preston fasste sie sanft am Arm, drehte sie zu sich und raunte ihr leise ins Ohr: „Jetzt kannst du mich küssen, wenn du unbedingt willst.“
Belle musste lachen. „Du bist unmöglich.“
„Siehst du? Ich habe keine Ahnung, wie ich mit Frauen umgehen soll.“
„Das habe ich nicht gemeint.“
„Was hast du denn gemeint?“
„Wie wäre es, wenn wir es doch lassen – einfach vergessen, wie dumm wir uns benommen haben, hinuntergehen und Charlotte und Silas mit dem Baum helfen? Schließlich war ich es, die auf dem Baum bestanden hat.“
Er sah sie an, plötzlich ganz ernst geworden. Dann fragte er in einem völlig neutralen Ton: „Willst du das wirklich?“
Nein. Überhaupt nicht! „Ja, bitte.“
Mit einer Geste ließ er ihr den Vortritt. „Okay, dann lass uns nach unten gehen.“
Zu fünft arbeiteten sie bis zehn Uhr am Baum. Dann zog sich Marcus zurück, während Belle, Charlotte, Preston und Silas bis nach Mitternacht weitermachten.
Doch selbst zu diesem Zeitpunkt waren sie nicht fertig. Noch immer waren einige Schachteln Christbaumschmuck übrig, die sie nicht einmal geöffnet hatten. Prestons Mutter hatte wirklich einige ausgesprochen schöne Stücke besessen.
Belle war verblüfft, wie viel Aufwand es bedeutete, einen so großen Baum zu schmücken. Schließlich hatten sich in Montedoro immer professionelle Dekorateure und das Hauspersonal um solche Dinge gekümmert.
Aber Belle fand es schön, selbst Hand anzulegen. Das verschaffte ihr eine tiefe Befriedigung.
Schließlich beschlossen sie, ihr Werk am nächsten Tag zu vollenden. Oder es zumindest zu versuchen.
Charlotte lachte ausgelassen – auf eine völlig neue, glückliche Art, die Belle noch nie an ihr bemerkt hatte. „Wir tun einfach, was wir können. Was uns Spaß macht. Schließlich gibt es
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