Bianca Extra Band 2
wie die eines jungen Mädchens. „Ich darf Will bekommen, aber nur, wenn ich … wenn ich alles richtig mache, wird ihm nichts Schlimmes zustoßen. Wenn ich auf mein Glück verzichte, kann Will glücklich sein. Und jetzt habe ich gegen die Abmachung verstoßen, indem ich egoistisch war und meine Gefühle für dich habe überhandnehmen lassen und … Oh Gott, Will!“
Sanft berührte Alex ihr Gesicht. „Holly, das ist total verrückt. Hör dir doch nur mal selbst zu. Du klingst wie ein verängstigtes kleines Mädchen und nicht wie eine erwachsene Frau. Du …“ Er verstummte. „Jetzt verstehe ich“, sagte er halb zu sich selbst. „Endlich verstehe ich.“
Holly wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ach ja? Und was genau verstehst du, Alex?“
Alex lehnte sich zurück und sah sie an. „Du warst jung und verängstigt, als du schwanger wurdest. Damals warst du im Grunde selbst noch ein Kind. Deine eigenen Eltern haben sich deinetwegen geschämt, weil du nicht mehr ihr perfektes kleines Mädchen warst. Du warst auch nicht mehr Brians perfekte Freundin. Das ungewollte Baby nahm dir das alles weg. Doch du hast für Will Partei ergriffen und hast dich seinetwegen mit der ganzen Welt angelegt.“
Er holte tief Luft. „Ach, das ist übrigens einer der zahlreichen Gründe, warum ich dich liebe. Du hast Will zur Welt gebracht, ihm deine ganze Liebe geschenkt, für ihn gesorgt und ohne fremde Hilfe ein eigenes Leben aufgebaut. Aber der Verlust deines alten Lebens hat natürlich ungeheuer wehgetan. Schließlich bist du auch nur ein Mensch. Doch dafür konntest du Will schlecht verantwortlich machen, oder?“
Holly wurde schlecht. „Natürlich konnte ich das nicht! Will ist das Beste, was mir je passiert ist!“
Alex nickte. „Das weiß ich doch. Du konntest Will nicht die Schuld dafür geben – also hast du sie dir selbst gegeben. Und so machst du es bis heute. Nur deshalb erlaubst du dir nicht, glücklich zu sein. Du machst dir immer noch Vorwürfe – selbst für Dinge, auf die du überhaupt keinen Einfluss hast!“
Holly atmete scharf ein. „Du spinnst ja!“
„Es klingt verrückt, ich weiß, aber es stimmt. Das ist der Pakt , von dem du gesprochen hast. Du bestrafst dich wegen eines Fehlers, den du mit achtzehn Jahren begangen hast. Wegen eines Fehlers, der dazu führte, dass Will entstand, den du mehr als alles andere liebst. Du hast dich nur einen Moment lang verantwortungslos benommen und die Kontrolle verloren und glaubst jetzt, dass dir etwas anderes Wichtiges genommen wird, wenn du diesen Fehler wiederholst. Will zum Beispiel, vor allem Will. Nur deshalb traust du dich nicht, glücklich zu sein.“
Holly schwirrte der Kopf. „Du bist ja wahnsinnig“, stieß sie hervor. „Ich werde mir das nicht länger anhören.“
„Wie du willst. Aber du wirst doch noch eines Tages erwachsen werden müssen, Holly. Wenn du ein vollständiger Mensch sein willst, musst du erwachsen werden.“
„Erwachsen? Verdammt, Alex, ich war schon immer erwachsen! Ich wurde als Erwachsene geboren!“
„Nicht wirklich. Erwachsen zu werden, bedeutet nämlich, die Vergangenheit loszulassen. Sich bewusst zu machen, dass das Leben kompliziert ist und dass Menschen nun einmal Fehler machen. Dass schlimme Dinge passieren und man sie nicht verhindern kann, indem man sein Glück dafür eintauscht. Erwachsen zu werden, bedeutet zu wissen, dass es keine Garantien gibt und trotzdem den Mut zu haben, sein Herz aufs Spiel zu setzen.“
Alex beugte sich wieder vor, die Hände um die Armlehnen seines Stuhls geklammert, als wolle er sich daran hindern, die Arme nach ihr auszustrecken. „Nicht dass du bei mir ein großes Risiko eingehst! Ich liebe dich, Holly. Ich werde nie jemand anderen lieben.“
Holly zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum, als wolle sie sich schützen. „Aber warum?“, fragte sie. „Warum liebst du mich? Ich verstehe das nicht. Ich habe dich doch immer nur weggestoßen.“
Alex lächelte schwach. „Also, ich sage ja nicht, dass es leicht war. Manchmal war es verdammt hart. Aber ich erkläre dir gern meine Gründe, wenn du sie wirklich wissen willst.“
Er holte tief Luft. „Ich liebe dich, weil du mich berührst. Weil du die nervtötendste Frau bist, die ich je kennengelernt habe. Weil du mir schon unter die Haut gingst, als ich sechzehn war, und als du dir den Weg in mein Herz gebahnt hast. Ich liebe dich, weil du Will gibst, was du selbst nie hattest, genauso wenig wie ich. Du warst
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