Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
aussah. An dieser herrlichen Bräune, die er das ganze Jahr über behielt, war keine Spur von Grün zu entdecken. Seine grauen Augen waren nicht blutunterlaufen, sondern es war teuflischer Humor darin zu erkennen. Sein dunkles Haar und das strahlende Lächeln wirkten, als würde er auf das Cover einer Zeitschrift gehören. Er sah aus, als hätte er den vorigen Abend mit einem Buch und einem Glas Milch verbracht, und dabei wusste Charlotte doch ganz genau, was er wirklich getan hatte.
»Na so was.« Gabe musterte sie neugierig, hielt sich aber klugerweise von ihr fern. »Dir geht es wohl heute Morgen nicht besonders gut, was?«
»Halt den Mund. Das ist allein deine Schuld.« Sie hielt sich am Geländer fest, da ihr Magen sich bereits wieder umdrehte. »Wieso hast du mich bloß überredet, in Brads Junggesellenparty einzudringen?«
»Was hattest du denn für eine Wahl? Du wärst durchgedreht, wenn du im Haus meiner Mutter mit meiner Schwester, der Braut, und ihrer Freundin Dana hättest bleiben müssen. Nun, da Bella heiratet, bist du als Letzte noch übrig.« Gabe lachte. »Dir ist doch wohl klar, dass sie nicht ruhen werden, bis du auch verheiratet bist.«
Das stimmte leider. Ihre Kopfschmerzen verschlimmerten sich noch, und ihr Magen drehte sich um. »Also dachtest du, die beste Art, mich darauf vorzubereiten, wäre es, wenn du mich zusehen lässt, wie eine halbnackte exotische Tänzerin am Strand fast erfriert.«
»Tatsächlich dachte ich, ich flöße dir zehn Tequilas ein, um dich wenigstens für ein paar Stunden aufzuheitern.« Er grinste. »Komm schon, Charlie. Niemand hat dich zum Trinken gezwungen.«
»Du hast mit mir gewettet!« Sie deutete mit einem Finger auf ihn. »Du hast um einen Monat lang Autowaschen gewettet, dass ich nicht mithalten könnte. Es ging um meine Ehre als Frau.«
»Ehre als Frau?« Er lachte wieder. »So warst du schon, seit du acht warst. Du kannst eine Wette nicht mal ausschlagen, wenn es um dein Leben geht.«
»Wollen wir wetten?« Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu, dann streckte sie ihm die Zunge raus.
»Und wie ich hinzufügen möchte…«, seine Augen glänzten, »habe ich immer gewonnen, seit du acht warst.«
»Halt den Mund, sonst übergebe ich mich auf deinen Armani Anzug.«
»Das würde großartig zur Dekoration passen«, witzelte er mit einem Blick auf die Kirche. »Die ist unvorstellbar. Ich glaube, Bella hat sämtliche Gardenien Südkaliforniens da drinnen untergebracht. Ehrlich, ich weiß nicht, wie ein so mädchenhaftes Wesen wie meine Schwester eine nette, normale Freundin wie dich finden konnte.«
Charlotte betrat das kleine Foyer der Kirche und blieb wie angewurzelt stehen, weil es so überwältigend nach Blumen roch. In ihrem Zustand genügte das fast, damit sie in Ohnmacht fiel.
»Oh nein.« Sie atmete schnell und flach. »Oh, du meine Güte.«
»Was? Halt durch, Engelchen.« Gabe war sofort an ihrer Seite und legte einen Arm um sie. »Ganz ruhig. Gleich geht es dir wieder gut. Die können noch ein paar Minuten warten«, versicherte er ihr.
Charlotte kämpfte gegen den Drang an, sich auf die Treppe zu setzen, denn wenn sie das tat, würde sie nie wieder aufstehen können. »Wie sieht Bella aus?« fragte sie, um sich abzulenken.
Gabe zuckte mit den Schultern. »Als wäre sie in eine explodierende Fabrik für Spitzenstoffe geraten.«
Charlotte schmunzelte. Ganz langsam beruhigten sich ihr Kopf und ihr Magen. »Wenn ihr Kleid auch nur halb so unbequem ist wie meins, bemitleide ich sie.«
»Sie heiratet. Deshalb habe ich sowieso Mitleid mit ihr.« Gabe wirkte immer noch besorgt. »Fühlst du dich besser?«
»Nicht sehr.« Charlotte seufzte. »Aber es muss genügen. Meine einzigen Ziele für heute sind es, mich nicht zu übergeben und der schlimmsten Frage auszuweichen.«
Gabe grinste und ahmte eine nasale weibliche Stimme nach. »Also, wann wirst du denn nun heiraten, Charlotte?«
»Genau.« Charlotte versuchte, den Schmerz zu ignorieren, der bei dieser Frage in ihr aufstieg, selbst wenn es wie jetzt nur ein Witz war. Es schien ihr, als hätte sie ihr Leben lang so was ertragen müssen.
»Wann wirst du endlich einen netten Jungen finden, Charlotte?«
»Warum kannst du nicht mehr wie die anderen Mädchen sein, Charlotte?«
»Wie kannst du erwarten, einen Mann zu finden, wenn du so aussiehst, Charlotte?«
Sie erinnerte sich daran, dass es ihr eigener Entschluss war, unverheiratet zu sein. Und das hatte sie so oft ausgesprochen, dass sie
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