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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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abzuwarten.“
    Ehe er antwortete, ging es wie ein Leuchten über sein Gesicht und nun wusste sie, dass sie gewonnen hatte.
    „So treffen wir uns auf halbem Weg“, sagte er fröhlich, „und werden zu viert nach Melfi zurückkehren.“
    „Nein, dann werden wir schon fünf sein …“
    Er verstand sofort und küsste sie freudestrahlend auf Mund und Wangen. Sie wehrte ihn lachend ab.
    „Wir sollten uns erst freuen, wenn es da ist. Jedenfalls möchte ich das Kind im Kreis meiner Familie zur Welt bringen. Hier käme ich mir so verlassen vor …“
    „Spotte du nur, aber meine Liebe und unsere Kinder machen mich eher zu einem – ja, wie soll ich es nennen?“ Friedrich blickte sie liebevoll an. „Ganz einfach: Du bist meine Frau. Gattin oder Gemahlin, das sind steife, amtliche Begriffe, die eines Tages auch auf dich zutreffen werden. Vorerst aber bist du meine Frau und die Mutter meiner geliebten Kinder.“
    |253| Anfang Mai reiste Friedrich auf dem Landweg von Foggia nach Rimini, von dort ging es mit Schiffen weiter nach Aquileia. Außer einer Hundertschaft seiner Leibwache begleiteten ihn keine Bewaffneten, dafür aber prunkte er mit einem zahlreichen Gefolge, das so fremdartig wirkte, dass die Menschen von weit her zusammenliefen, um das Gepränge zu begaffen. Ein deutscher Chronist berichtete mit staunender Bewunderung:
    „Er zog einher in großer Pracht, wie es der kaiserlichen Würde geziemt. Er kam mit vielen Kamelen und Dromedaren, mit Affen und Leoparden, er führte zahlreiche, vieler Künste kundige Sarazenen und Aethiopier mit sich, die sein Gold und seine Schätze bewachten. Also kam er und zog mit großem Gefolge von Prälaten durch die deutschen Städte.“
    Obwohl waffenlos, machte sein Auftreten auf Hoch und Niedrig einen solch gewaltigen Eindruck, dass der verstörte König Heinrich hilfesuchend durch die Lande irrte, doch fast alle seine Anhänger mieden ihn, als trage er die Pest am Leib. Schließlich gab er auf und bat Hermann von Salza um eine Unterredung. Der Deutschordensmeister, enger Vertrauter des Kaisers, ließ Heinrich keine Wahl und riet zur völligen Unterwerfung. So geschah es dann am zweiten Juli des Jahres 1235 und der ehemalige deutsche König wurde zum Gefangenen seines Vaters, der eine persönliche Begegnung vorerst ablehnte.
    In der ersten Juliwoche rief Friedrich die Fürsten und Vertreter der reichsfreien Städte zum Gerichtstag nach Worms. Unbewegten Gesichts, doch von kaltem Rachezorn durchdrungen, sah Friedrich zu, wie sich Heinrich vor ihm weinend zu Boden warf. Der Kaiser schwieg, schmerzhaft dehnten sich die Minuten zu Ewigkeiten, bis zwei der mächtigsten Reichsfürsten den Kaiser baten, die beschämende Szene zu beenden. Zögernd und zitternd erhob sich der gestürzte König, stammelte etwas kaum Verständliches und brach immer wieder in Schluchzen aus. Der Kaiser erhob sich und es war, als schössen Feuerstrahlen aus den weit geöffneten Augen. Seine scharfe, helle Stimme war bis in den letzten Winkel des großen Saales zu vernehmen.
    „Deine Entschuldigungen kommen zu spät und machen deinen Verrat nicht ungeschehen. Als schlechter König hast du hierzulande alles falsch gemacht, was nur falsch zu machen war. Falsch waren auch die Ratschläge deiner Freunde, die dich umgaben. Du |254| hast die Geduld der Reichsfürsten so lange auf die Probe gestellt, bis sie zuletzt mich um Hilfe baten. Du hast dich mit meinen ärgsten Feinden, den verräterischen Lombarden, verbündet, um letztlich deinen eigenen Vater, den römischen Kaiser vom Thron zu fegen. Das und anderes hat Papst Gregor veranlasst, über dich den Kirchenbann zu verhängen. Zu all dem kam noch, dass dein Hof in ganz Europa als sittenlos und verkommen berüchtigt war. Du hast dich mit Gauklern, Sängern und liederlichen Frauen umgeben, doch das hätte weniger schwer gewogen, wärst du ein guter König gewesen. So aber zählt deine Sittenlosigkeit doppelt und dreifach. Nur eines kann ich dir zugutehalten: Du hast echte Reue gezeigt und kannst, solange Gott es dir gestattet, im Kerker auf Lebenszeit Buße tun.“
    Gleichsam zum Kerkermeister ernannte der Kaiser nicht ohne Grund den Herzog von Bayern, denn dieser Reichsfürst hatte unter Heinrich am meisten zu leiden gehabt. Während dieser traurigen Julitage gingen die Vorbereitungen für Friedrichs dritte Heirat zügig voran. Doch halt – hatte der Kaiser nach Jolandas Tod nicht mehrmals versichert, er werde keine Ehe mehr eingehen? Seine Nachfolge sei

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