BIANCA SPEZIAL Band 06
nickte. „Ich lasse es per Schiff nachkommen. Ferrarra half mir beim Packen der Kiste.“
Ärger drohte in ihr aufzukommen, aber es war schwierig, verärgert zu sein, wenn alles zum Besten eines Menschen erledigt wurde. „Das ist wirklich sehr nett. Ich danke dir.“
„Gern geschehen. Komm mit nach draußen.“ Sin zog sie durch die Hintertür in den Garten.
Zu ihrer Linken führten zwei Stufen zur Terrasse hinauf. Eine niedrige Bank schmückte eine aus Holz geschnitzte große Kanadagans. In einem alten Krug steckte eine Stange, an der eine kleine amerikanische Fahne befestigt war und lustig in der frühen Morgenbrise flatterte.
„Wo gehst du eigentlich fischen?“, erkundigte sich Bobbi voller Interesse, nachdem sie auf der Terrasse Platz genommen hatten.
„Der Wald führt zu einem Fluss, in dem es Unmengen Forellen gibt.“
Bobbi sah ihn an. Sie spürte, wie sie allmählich ruhiger wurde und sich entspannte. „Und diese Forellen fängst du und brätst sie auf einem offenen Feuer in der Abenddämmerung.“
Sin hob eine Augenbraue. „Du scheinst mir doch zuzuhören.“
„Nur weil ich nicht immer deiner Meinung bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht zuhöre.“ Sie schloss die Augen und legte den Kopf gegen die Lehne des Zweiersofas. „Da ich deine Gefangene bin, wird von mir vermutlich nichts weiter als Zusammenarbeit erwartet. Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich hierbleiben und meine Zeit absitzen.“ Sie machte es sich auf dem Sofa bequem. „Wenn du mir einen Drink anbötest, würde ich die Kooperation sogar noch weiter treiben und mich zugänglicher erweisen.“
„Ich hatte vor, in der Stadt etwas zu trinken, nachdem wir einige Schwangerschaftskleider für dich gekauft haben.“
„Irgendwie habe ich mich bereits an meine damenhafte Sackbekleidung gewöhnt.“
„Du kannst sie ja bei der Arbeit anziehen oder wenn wir einen Flohmarkt besuchen. Aber du brauchst auch etwas, wenn wir zum Dinner oder zum Tanzen ausgehen. Allerdings gefiel mir das bezaubernde Kleid sehr, dass du neulich auf der Party trugst. Ich glaube, deine Vermieterin hat es mit eingepackt.“
Bobbi sah ihn überrascht an. „Einen Flohmarkt besuchen? Magst du denn so etwas?“
„Ich war noch nie auf einem Flohmarkt. Aber Gina versicherte mir, dass du dort die besten alten Stücke findest. Außerdem gibt es ein riesiges Zentrum für Bastler am anderen Ende der Stadt, in dem du dich sicher gerne einmal umsehen möchtest.“
„Du willst also mit mir einen Einkaufsbummel machen?“ Sie konnte es kaum glauben.
Sin schien Bobbis Verwirrung nicht zu verstehen. „Du brauchst etwas anzuziehen. Und du benötigst auch verschiedenes Zubehör zum Restaurieren und Wiederaufarbeiten von Möbeln.“
„Joey hasste es, einkaufen zu gehen.“
Leise stöhnte Sin und zog Bobbi beim Aufstehen mit hoch. „Ich bin nicht Joey.“
Als Sin Bobbi in die Küche zurückbegleiten wollte, hielt sie ihn auf der Terrasse zurück. „Was ist mit deiner Arbeit?“, fragte sie ernst. „Kannst du es dir wirklich leisten, fünf Monate freizunehmen? Kannst du einfach alles aufgeben und nur für mich und das Baby da sein? Das erscheint mir nicht praktisch.“
„Stimmt. Aber ich hatte nie die Absicht, mein Leben nach praktischen Gesichtspunkten zu planen. Ich tue, was ich möchte. Und gerade jetzt möchte ich hier sein. Meine Leute werden sich um alles kümmern. Wenn sie ein Problem haben, bin ich nur einen Anruf von ihnen entfernt.“
„Geraten auf diese Weise die Geschäfte?“
„Meine Sorge ist ein wohlgeratenes Baby.“
Bobbi grinste verschmitzt. „Du denkst wohl, du könntest ein weniger perfektes Baby einfach wegwerfen wie einen zu klein geratenen Fisch?“
„Sollte es dir ähnlich sehen …“, Sin drehte Bobbi zur Küchentür um, „… dann werde ich es mir noch einmal genau überlegen.
Der Ort Felicity war nur zwei Häuserblocks lang, aber was Sin anbetraf, so gab es dort alles, was sie für einen ausgedehnten Einkaufsbummel benötigten.
Sin hielt das Einkaufen von Kleidung für eine interessante Erfahrung. Die kleine Boutique betrat er an diesem Tag zum ersten Mal, obwohl er bereits seit sechs Jahren nach Felicity kam. Er wurde aufgefordert, in einem roten Samtsessel mit Bobbis geräumiger Handtasche zu seinen Füßen Platz zu nehmen.
Als einzige Kundschaft in der Boutique musste es sich Bobbi gefallen lassen, mehrmals hintereinander in die Umkleidekabine geschickt zu werden. Sie wurde vor dem Spiegel hin und her
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