BIANCA SPEZIAL Band 06
einen frischen Verband um den Oberschenkel und schien das Bein zu schonen.
So als spürte er ihren Blick, drehte er sich zu ihr um. „Was ist?“
Verlegen bewegte sie ein paar Mal den Rechen hin und her. „Ich fragte mich nur, wo Steven so lange bleibt“, erwiderte sie ausweichend. „Er hätte längst zurück sein müssen.“
Es war eine ganze Weile her, seit der Junge mit dem Traktor zu einem abgelegenen Winkel des Grundstücks gefahren war, um das Buschwerk abzuladen.
Glen griff nach der Säge, mit der er niedrige Zweige von den Bäumen geschnitten hatte. „Mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich legt er eine Pause im Laden ein, um sich durch die Klimaanlage abzukühlen.“
Sie nickte und hoffte, dass er recht hatte. „Wenn er nicht bald kommt, gehe ich ihn trotzdem suchen.“
Glen grinste. „Ja, du wirst eine gute Mama abgeben. Eine überängstliche, aber eine gute.“
Steven schob den letzen Ast von dem Anhänger auf den Haufen am hinteren Ende des Campingplatzes. Später am Abend, wenn sich der Wind legte, wollte Glen ihn anzünden. Die dickeren Stämme wurden aufgehoben und als Brennholz an die Camper verkauft.
Der Anhänger holperte heftig, als Steven den Traktor wendete, um zu den Parzellen zurückzufahren. Dort war es zumindest schattig. Er zog sich ein Taschentuch aus der Gesäßtasche, wischte sich über die Stirn und spürte einen leichten Sonnenbrand.
Er kannte einen Ort, an dem es noch kühler als auf dem schattigen Zeltplatz war. Ein kurzes Bad in dem erfrischenden Wasser des Baches wäre eine Wohltat, dachte er und debattierte mit sich über einen raschen Abstecher. Ihm stand ohnehin eine kurze Pause zu. Der einzige Haken bestand darin, dass er einen Zipfel von Mrs. Turners Grundstück überqueren musste, um zu der Stelle zu gelangen, die er im Sinn hatte.
Die innere Debatte dauerte nicht länger als drei Sekunden. An einem so heißen Tag ist die alte Hexe bestimmt nicht draußen, sagte er sich, als er nach rechts abbog. Er musste nur dafür sorgen, dass er keine Aufmerksamkeit erregte.
Außerhalb der Sichtweite ihres Hauses stellte er den Traktor ab. Bestimmt war sie drinnen und hielt ein Schläfchen, aber er wollte kein Risiko eingehen.
Steven schob das Gebüsch beiseite, das den Rand des Campingplatzes säumte. April hatte ihm einmal erzählt, dass der Vorbesitzer so viele Lotterielose gekauft hatte, dass er diese kleine Ecke des Grundstücks verkaufen musste, um die Steuern bezahlen zu können.
Mit dem Hemd in der Hand ging er zu der Lichtung, die Mrs. Turners Garten darstellte, und kletterte über den Zaun. Er öffnete den Bund seiner Shorts und lief hastig den steilen Abhang hinab, um in der bewaldeten Zone am anderen Ende zu verschwinden. Die tiefste und kälteste Stelle des Baches lag hinter dichten, überhängenden Zweigen verborgen.
Er hatte den Garten halb durchquert, als sich hinter der Vogeltränke vor ihm eine rosa gekleidete Gestalt erhob.
„Mrs. Turner!“ Vor Schreck ließ Steven den Bund seiner Shorts los, und der Stoff glitt hinab zu seinen Knöcheln. Da er seinen Lauf nicht so schnell abbremsen konnte, stürzte er im nächsten Augenblick und rollte den Hang hinab. Die Vogeltränke aus Plastik vermochte seine Talfahrt kaum zu bremsen, flog in die Luft und ergoss ihren Inhalt über ihn, als er vor Mrs. Turners hellbraunen, orthopädischen Schuhen zum Stillstand kam.
„Oh, du gütiger Himmel!“ Mrs. Turner hob die Tränke auf und hielt sie wie ein Schild vor sich.
Steven sprang auf. Er bückte sich und hoffte, dass sie ihn nicht mit der Vogeltränke krönte, während er sich hastig die Shorts hochzog, um einen Funken von Würde zurückzugewinnen. Die Vorderseite seiner Unterhose war durchnässt.
Es sah ganz und gar nicht gut aus.
„Mrs. Turner, ich kann Ihnen alles erklären.“ Er trat näher, um auf sie einzureden und zu verhindern, dass sie den Vorfall maßlos aufbauschte.
Sie wich zurück und stieß ihn mit der Vogeltränke an. „Vergewaltigung!“, schrie sie. „Ich werde vergewaltigt!“
Entsetzt und verblüfft stand Steven vor ihr. In dem dünnen rosa Kleid sah die weißhaarige Frau fast wie Zuckerwatte aus, aber längst nicht so appetitlich. Ihre vor Entsetzen geschürzten Lippen waren ebenso rosa. Und von ihrem Kinn und den Armen hing schlaffe Haut herab. Er verzog das Gesicht.
Schließlich fand er seine Stimme wieder und murmelte: „Entschuldigen Sie, dass ich es sage, Ma’am, aber nein danke.“
5. KAPITEL
„Ich wollte mich gerade mit
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