BIANCA SPEZIAL Band 06
Schluck.
Er berührte den Verband.„Du bist wütend, weil du dir Sorgen um mich machst, oder?“
„Ja, ich mache mir Sorgen, dass ich dich erwürgen könnte.“
Er wagte es, überrascht dreinzublicken. „Wie bitte?“, fragte er mit Unschuldsmiene. „Was habe ich denn getan?“
„Du hast meinen Cousin Earl angerufen und arrangiert, dass er uns traut.“
Glen musterte sie eindringlich. Offensichtlich verstand er wirklich nicht, worum es ihr ging. „Ja und?“
„Und ich habe mich noch nicht entschlossen, ob ich es tun will oder nicht. Außerdem ist er Standesbeamter, wodurch es legal würde. Hast du vergessen, dass es nur eine Scheinehe sein soll?“
Er zögerte nur eine Sekunde, bevor er entgegnete: „Denk mal an die Heirat deiner Mitbewohnerin aus dem College. Sie und ihr Verlobter wollten doch ursprünglich, dass ihr Vater, der Prediger, die Trauung auf dem Campus vornimmt, wo sie sich kennengelernt hatten.“
April nickte. Sie erinnerte sich an die Enttäuschung ihrer Freundin über die Tatsache, dass ihr Vater sie nur in der Stadt trauen konnte, in der er lizenziert war. „Schließlich haben sie die Hochzeit in den Garten ihrer Eltern verlegt.“
„Genau. Aber wir werden die Hochzeit nicht verlegen, und dein Cousin ist nicht aus Harmony Grove. Daher …“
„Wäre die Ehe nicht gültig“, schloss April für ihn. Sie wanderte vor dem Kühlschrank auf und ab und vergaß, dass sie eigentlich den Getränkebestand aufnehmen sollte. „Meine Tante Freida arbeitet bei der Gemeindeverwaltung. Da die Trauung nicht gültig wäre, könnten wir sogar das Aufgebot bestellen, damit sie keinen Verdacht schöpft.“
Glen lächelte. „Willst du dir eigentlich ein neues Hochzeitskleid kaufen oder das von deiner Mutter anziehen?“
Sie blieb stehen und lehnte sich an den Kühlschrank. „Wozu diese Eile?“, entgegnete sie. „Außerdem hast du mir noch nicht erklärt, warum Earl nicht wissen sollte, dass er außerhalb seiner Heimatstadt keine Trauungen vornehmen kann.“
„He, du kennst ihn doch.“
Sie kannte ihn allerdings. Seine Zerstreutheit war legendär. Er übte den Beruf des Standesbeamten nur aus, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Seine wahre Berufung war die eines Künstlers. All seine kreative und geistige Energie steckte in den Leinwänden, die sämtliche Wände seines Hauses und seiner Amtsräume zierten.
„Alle Trauungen, die er bisher vorgenommen hat, haben in seinem Büro stattgefunden“, fügte Glen hinzu. „Er hat mir gesagt, dass unsere die erste wäre, die außerhalb stattfindet.“
„Das würde erklären, warum er über die Rechtsfrage nicht auf dem Laufenden ist“, räumte April ein. Sie ging an Glen vorbei und warf die leere Kakaoflasche in den Mülleimer.
Er nahm ihre Hand und strich über ihren nackten Ringfinger. „Dann ist es also abgemacht. Ich rufe Earl morgen an und sage endgültig zu.“
Trotz ihrer ursprünglichen Verärgerung sträubte sie sich nicht gegen seine Berührung. Er war ihr ein guter Freund, und sein Angebot war äußerst großmütig. Natürlich profitierte auch er davon, aber sie wusste, dass ihm ihr Glück sehr am Herzen lag. Sie drückte seine Hand und spürte seine Stärke. Er war immer stark für sie, beschützte sie und half ihr stets aus der Klemme. Und wieder einmal war er für sie da.
Doch diesmal war es sehr viel, das er geben wollte. Und es war sehr viel, das sie akzeptieren sollte.
„Die ganze Sache mag zwar vorgetäuscht sein, aber es ist trotzdem eine schwerwiegende Entscheidung“, sagte sie schließlich. „Ich brauche etwas mehr Zeit, um es mir zu überlegen.“
Es war ein glühend heißer Tag. Die hohe Luftfeuchtigkeit schien April jegliche Energie zu rauben. Es war nicht der angenehmste Zeitpunkt, um die Parzellen des Campingplatzes von Laub zu befreien und den Boden zu harken. Doch es war die letzte Gelegenheit, bevor die ersten Camper eintrafen.
Schweiß rann in Strömen zwischen ihren Brüsten hinab und durchnässte ihr T-Shirt. Glen erging es nicht besser. Seine Haare, die normalerweise in alle Richtungen abstanden, klebten ihm am Kopf. Er hielt in seiner Arbeit auf der Nachbarparzelle inne, zog sich das T-Shirt aus und wischte sich das Gesicht damit ab.
April bewegte den Rechen immer langsamer, bis sie schließlich innehielt und sich auf den Griff stützte. Gemächlich betrachtete sie Glens breite Schultern, seinen muskulösen Rücken und die schmalen Hüften, die kaum die Jeansshorts zu halten vermochten. Er trug
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