BIANCA SPEZIAL Band 06
Freundschaft zu ruinieren, indem sie Liebe ins Spiel brachte? Diese Scheinehe erwies sich als komplizierter, als sie erwartet hatte.
„Ich glaube, wir können wirklich darauf verzichten.“ Sie nahm die Decke vom Bett und warf sie auf den Boden. Dann öffnete sie ihren Koffer, um ihre Nachtwäsche herauszunehmen, die aus weiten, weichen Shorts und übergroßem T-Shirt bestand. Doch sie war nicht zu finden.
„Was suchst du denn?“
„Ich kann meinen Pyjama nicht finden.“
„Hast du in allen Fächern nachgeschaut?“
„Natürlich nicht. Deswegen stehe ich hier herum und frage mich, wo er stecken könnte“, fauchte sie und bereute es sogleich. „Entschuldige. Ich habe es nicht so gemeint.“
„Schon gut. Angeblich werden viele Bräute launisch in ihrer Hochzeitsnacht.“
Er warf die Bettdecke zurück, erhob sich auf die Knie und durchsuchte ihren Koffer. Sein Körper in den Boxershorts stellte einen sehenswerten Anblick dar. April dankte im Stillen dem Himmel, dass er nicht nackt schlief. Etwas raschelte in seiner Hand, und er zog einen kleinen, in Seidenpapier gewickelten Gegenstand hervor.
„Was ist das?“, fragte er und entfernte die Verpackung.
Der Duft von Rosen erfüllte den Raum – Stellas Lieblingsparfüm – und das weiße Negligé glitt auf das Bett. Ein Stück Papier landete daneben. April griff danach, aber Glen war schneller.
„Viel Spaß beim Babyzeugen“, las er vor. „Gruß, Stella.“
Er grinste. „Du hast es ihr erzählt.“
„Sie ist die Einzige. Ich weiß, dass sie unsere Vereinbarung geheim hält.“
Er nickte nur und strich mit den Fingern über den glatten Stoff.
„Ich weiß nicht, wie sie auf die Idee kommt, dass wir …“ Sie hielt inne und überlegte, wie sie es auf taktvolle Weise ausdrücken sollte. „Ich meine, ich habe ihr erklärt, dass es in der Klinik erledigt wird.“
Glen zögerte. Er war sehr versucht zu sagen, was ihm auf der Zunge lag. Da sie an diesem Abend so scheu wirkte, hielt er es aber für angebracht, seine Worte sorgfältig zu wählen. „Warum sollten wir einen Mittelsmann einschalten?“, entgegnete er schließlich nebenhin. „Ich kenne das Verfahren. Und du bestimmt auch, da du schon mal verheiratet warst.“
Natürlich dachte er nicht gern an diesen Umstand. Er betrachtete ihre Ehe mit Eddie als seine düsteren Jahre. Doch nun ging es endlich bergauf. Er hoffte nur, dass es auch so blieb, nachdem sie erfuhr, was er getan hatte. Momentan wollte er nicht daran denken, wie sie auf die Nachricht reagieren würde, die er ihr irgendwann beibringen musste. Mit dem Problem wollte er sich später auseinandersetzen.
Momentan wirkten ihre Augen so groß wie Wagenräder. „Aber das entspricht nicht unserer Vereinbarung“, wandte sie in angespanntem Ton ein. „Du hast gesagt, dass du spenden würdest, aber wir waren uns einig …“
„Es liegt ganz bei dir“, entgegnete er gelassen, so als wäre es ihm völlig einerlei. „Ich dachte nur, du könntest das Geld für die Ausbildung des Kindes sparen. Soweit ich weiß, kann künstliche Befruchtung sehr teuer werden. Vor allem, wenn mehrere Versuche nötig sein sollten.“
Er war gewillt, so viele Versuche zu unternehmen, wie nötig waren, und dazu noch einige obendrein.
Sie wich vom Bett zurück, und Glen unterdrückte ein Lächeln. „Du musst dich nicht sofort entscheiden“, teilte er ihr mit, während er in seine Hose schlüpfte. „Denk doch darüber nach, während du dich für das Bett umziehst. Inzwischen gehe ich hinunter und hole dir etwas Eis für deinen Bienenstich.“
Als er den Raum verlassen hatte, ging April ins Badezimmer und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
Nichts verlief so, wie sie es geplant hatte. Sie begriff nicht, was in Glen gefahren war. Er schien seinen Vorschlag wirklich ernst zu meinen. Dabei kannten sie sich so lange, dass sie beinahe wie Bruder und Schwester waren.
Aber warum hatte sie seine Küsse dann derart genossen? Und warum war ihr dann aufgefallen, dass sich die Haare auf seiner Brust gegen den Uhrzeigersinn lockten? Und warum vor allem sehnte sie sich dann danach, sie zu streicheln?
Sie litt an Entzugserscheinungen. Ja, das musste es sein. Sie war verrückt nach Sex. In den letzten Jahren hatte sie all ihre Energie in die Arbeit auf dem Campingplatz gesteckt. Und nun, da sie mit einem gut aussehenden Mann allein war, meuterten ihre Hormone und übernahmen die Vorherrschaft über ihren Verstand.
Aber wenn das der Fall war, warum hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher