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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hatte ich geantwortet, dann wisse er, dass der Sex zwischen uns nur noch Fake sei. Und wir hatten mit der grenzenlosen Sicherheit von Verliebten gelacht, die glaubten, dass so etwas niemals geschehen würde.
    Vielleicht fiel mir die Geschichte wegen Hodapp ein, der jetzt ein Fleischkäse-Weckle futterte, vielleicht um mich an Luc und seine vor Glück strahlenden Herbstaugen zu erinnern, in denen ich keinen Betrug und keine Lügen gesehen hatte. Sollte ich mich wirklich getäuscht haben?
    Die beiden zwangen mich schnell zurück in ihre inquisitorische Fragemühle, kauten alles noch mal und noch mal durch, und ich wurde so mürbegekocht, dass ich mich bereits wie Luc in einer Gefängniszelle sah.
    Und dann ganz plötzlich, nachdem ein Beamter ins Zimmer gekommen war und Hodapp etwas in Ohr geflüstert hatte, war ich entlassen.
    Â»Sie können gehen«, sagte Hodapp. »Kollege Stechele bringt Sie nach draußen.«

NEUNZEHN
    Es war bereits dunkel, als Stechele mich entließ. Ich stolperte vor die Tür, blieb auf dem hellen Rechteck stehen, welches das Licht aus dem Eingang auf die Auffahrt malte, und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte die Vorstellung, dass Luc gelogen hatte, nicht mehr verdrängen. Ich kam mir so dreckig, so benutzt vor. Ich stand blöd vor der Wache herum und wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ich sah einen Polizeiwagen kommen und zum Parkplatz fahren, der im Dunkeln lag.
    Bald tauchten ein Mann und eine Frau aus dem Schatten auf, beide in Uniform, beide blond, beide sehr jung. Sie liefen achtlos an mir vorbei in die Wache hinein. Vor dem Kreisverkehr bremste ein Ford Kombi mit lockerem Auspuff, der kräftig schepperte und knatterte, als der Wagen Gas gab. Auf der Hauptstraße lockte eine Leuchtreklame mit Pascha-Döner und XXL -Burger. Der Laden hieß Futterquelle. Irgendwo kläffte ein Köter, ihm antwortete eine Katze mit wütendem Fauchen. Die Nacht war kühl, fast schon ein bisschen herbstlich, in der Luft hing die Ahnung von baldigem Nebel. Ich stand immer noch auf dem hellen Rechteck.
    Die junge Blonde wechselte ein paar Worte mit dem Kollegen am Empfang, und ihr Partner joggte an mir vorbei über die Straße hinweg zur Futterquelle. Aus Sasbachwalden kommend bog ein Reisebus in den Kreisverkehr ein. Das Busunternehmen hieß »Der fliegende Holländer«, kam aber aus dem Schwäbischen. Ein offener Amischlitten voll junger Männer zerriss die Nacht mit laut aufgedrehtem, dreckigem Rap. Komm schon, sie haben dich durch die Mangel gedreht, du fühlst dich dreckig, du bist müde, du bist verletzt. Aber das heißt noch lange nicht, dass die zwei recht haben! Denn wenn jeder, der Schulden hat, deswegen mordet, dann wäre die ganze Welt mit Leichen gepflastert, redete ich mir ein. Ich stand immer noch auf dem hellen Rechteck.
    Der Partner der Blonden eilte mit drei Tüten zurück ins Revier und zog eine Wolke von altem Frittenfett hinter sich her. Kaum war er in der Wache verschwunden, stürmten zwei andere Polizisten heraus, rannten zum Parkplatz und klatschten die Türen zu. Sekunden später schoss der Streifenwagen an mir vorbei und in den Kreisverkehr hinein.
    Ich betrachtete meinen Schatten in dem hellen Rechteck und wäre ihm gerne davongelaufen. Ich blieb aber weiter stehen. Ich musste warten, bis sich das Kreiseln und Zwirbeln in meinem Kopf gelegt hatte, bis ich sicher sein konnte, dass dies fester Boden war, auf dem ich stand. Ich sehnte mich nach einem Gespräch mit Alban Brandt, der, im Gegensatz zu Hodapp und Stechele, die richtigen Fragen stellte.
    Als mein Blick durch Zufall wieder auf den dunklen Parkplatz fiel, blinkten mich zwei Scheinwerfer an. Ich reagierte nicht. Das Blinken wurde fordernder. Nichts da! Ich war zwar von vielen guten Geistern verlassen, doch noch nicht von allen. Keiner konnte mich ins Dunkel locken, nach dem, was ich gerade hinter mir hatte. Stur blieb ich in dem hellen Rechteck stehen. Irgendwann wurde der Wagen gestartet, und sowie er aus dem Schatten rollte, erkannte ich, dass es Marthas alter Mercedes war. Sie streifte mich fast beim Anhalten, fuhr die Scheibe herunter, musterte mich von unten bis oben und seufzte inbrünstig.
    Â»Steig schon ein, bevor du Wurzeln schlägst.«
    Es gelang mir tatsächlich, die Füße von dem hellen Rechteck zu lösen. Ich schlurfte um den Wagen herum und ließ mich dann auf den Beifahrersitz fallen. Ich

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