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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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warf ich ein, doch das hörte Martha nicht. Sie saß in Gedanken immer noch an Gertis Bett und redete einfach weiter.
    Â»â€ºGerti, da merkst du, was das für ein Drecksbolle, was für ein Lumpensiach der Kerle ist‹, habe ich ihr gesagt. ›Dein Felix ist ein guter Junge, der hat nichts Böses wie sein Erzeuger. Verschweig ihm die Sach! Sonst machst du deinen Sohn unglücklich.‹ Aber die Gerti hat rumphantasiert, dass sie das Beste für ihren Bub will und es jetzt diese Gentests gibt, mit denen man Vaterschaft ganz leicht nachweisen kann, und dass Murnier endlich bluten soll. All die Jahre hat sie nie über Rache nachgedacht, erst nach dem Telefongespräch. Ich mach mir die bittersten Vorwürfe, dass ich ihr das vorgeschlagen habe. Und wenn Felix Murnier … dann ist das doch auch meine Schuld.«
    Â»Arme Mama!«
    Da hatte sie versucht, etwas zu verhindern, und es war noch viel schlimmer gekommen, als sie befürchtet hatte. Plötzlich ergab alles, was ich über Felix wusste, einen Sinn. Seine Verstörtheit im Bus, seine Lügen. Mir fiel dieser merkwürdige Satz ein, den er auf der Rückfahrt gesagt hatte: dass es sogar Mörder gab, die hinterher nicht sagen konnten, warum sie gemordet hatten. Ob er sich selbst damit gemeint hatte? Waren ihm die Sicherungen durchgebrannt, und er hatte hinterher fassungslos vor dem toten Murnier gestanden?
    Immer noch weitere Fragen, auch nachdem Martha ihre Geheimnisse preisgegeben hatte. Dachte ich überhaupt in die richtige Richtung? Oder klammerte ich mich an die neuen Hinweise und versteifte mich darauf, einen Toten zu Murniers Mörder zu machen, damit Luc nicht mehr als solcher dastand? Luc … Mein Herz hüpfte nicht mehr, wenn ich an ihn dachte. Vielleicht weil es von Hodapp und Stechele vergiftet worden, vielleicht nur, weil ich hundemüde war.
    Â»Spiel mit offenen Karten«, sagte ich, als wir die Tasche packten und zum Auto zurückkehrten. »Sag Papa, dass du dich verliebt hast. Er wird froh sein, dass es nicht Murnier ist. Und alles andere … Da musst zusehen, wie sich die Dinge entwickeln. Die Liebe ist ein weites Feld.«

ZWANZIG
    Das Dorf schlief, auch in der Linde brannte kein Licht mehr, als Martha den alten Benz auf dem Parkplatz hinter der Küche abstellte. Wie zwei Einbrecher schlichen wir uns durch die Hintertür ins Haus. Ich verschwand schnell in meinem Zimmer, weil ich nicht wissen wollte, ob Martha sich in dieser Nacht neben Edgar ins Bett legte oder wieder Quartier auf dem Wohnzimmersofa bezog. Ich wollte überhaupt nichts mehr wissen, für heute hatte ich mehr als genug. Mein Körper drängte mit Macht ins Bett, aber in meinem Kopf türmten sich Fragen auf, er flirrte vor Gedanken und Bildern, da hätte ich mit dem Hammer draufhauen oder eine Flasche Borbler leeren müssen, damit er endlich Ruhe gab.
    Draußen röhrte ein lautstarker Motor. Der Krachmacher gehörte nicht zu Joes Gästen, wie ich bei einem Blick aus dem Fenster feststellte. Vor dem Queen’s Pub stand keine einzige Maschine mehr, dort türmten sich nur die Plastikstühle in zwei krummen Stapeln. Beim nächsten Aufheulen entdeckte ich den tiefergelegten BMW vor dem Schaufenster von Elektro-Schindler. Sein Auspuff hatte die Größe eines Ofenrohrs. Aus dem offenen Kofferraum ragte eine Metallstange. Wie ein nervöser Hengst trat der Fahrer immer wieder aufs Gas, bog, als die Straße frei war, mit quietschenden Reifen auf die B 3 ab, nur um dann sofort wieder abzubremsen und auf den Parkplatz vor dem Rathaus abzubiegen. Drei junge Männer stiegen aus.
    Ich wusste genau, was Martha jetzt sagen würde: »Fahrrad solle se fahre, die Kerle. Wenn die im Saft stehen, brauche se kei Auto, sondern Bewegung. Und des Rad macht müd und kei Krach.«
    Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und rief Alban Brandt an. Er meldete sich sofort, klang zum Glück noch wach und wirkte erleichtert, mich zu hören.
    Â»Frau Schweitzer! Nüchtern und lebendig. Wenn das keine guten Nachrichten sind.«
    Â»Ich habe eine Reihe weniger gute Nachrichten und verdammt viele Fragen.«
    Â»Wenn eine der weniger guten die ist, dass Sie die Polizei immer noch nicht über den Leichenfund im Bach informiert haben, lege ich sofort wieder auf und rufe die Kollegen an.«
    Was das anging, konnte ich ihn beruhigen. Ich erzählte ihm ausführlich von meinen Gesprächen und dem

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