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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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gezwungen hatte, schlaftrunken zu dieser Leiche hinunterzustolpern. Während FK meine Antworten notierte, sah ich mich im Innenhof um. Da hatte sich in der Zwischenzeit das ganze Dorf versammelt. In kleinen und größeren Grüppchen standen die Leute zusammen oder rannten hin und her, tuschelten über den gestrigen Abend, erinnerten sich an Details oder behaupteten Unsinn. Wieder sah ich mich nach Luc um. Ich entdeckte ihn nirgends. Stattdessen stand immer noch FK vor mir.
    Â»Hast du schon was über den Toten in Erfahrung gebracht?«, wollte ich von ihm wissen.
    Â»Klar! Emile Murnier, Ende siebzig, ein reicher Winzer, soll die größte Rebfläche im Ort haben, ehemaliger Fußballer, lang im Sportverein aktiv. Seit drei Jahren Witwer, seit zwei Jahren wohnt und arbeitet ein polnisches Ehepaar bei ihm. Sie macht den Haushalt und hilft in den Reben, er ist der Kellermeister, und der alte Murnier hält auf allem den Daumen drauf«, zählte FK auf. »Ein Eigenbrötler, eher streitsüchtig, immer aufs Geld aus, heißt es.«
    Â»Aber seinen Mörder hast du noch nicht entdeckt?«
    Â»Im Gegensatz zu dir misch ich mich nie in die Arbeit der Polizei ein«, konterte er. »Ich berichte nur.«
    Dass ich ihn damals überredet hatte, mit mir nach Rosas Mörder zu suchen, rieb er mir immer wieder unter die Nase. Und es gab noch viel mehr, was er mir gerne vorhielt. All meine Alleingänge fand er furchtbar, zog mich aber trotzdem, wenn es sein musste, aus der Bredouille. Sex konnte ja manchmal alles zerstören, aber auch nachdem wir vor drei Jahren mit einer kurzen Affäre nachgeholt hatten, was wir uns als Jugendliche nicht getraut hatten, blieb FK , was er immer gewesen war. Ein echter Freund.
    Â»Ich will mich diesmal nicht einmischen, ehrlich, FK .«
    Â»Mhmm«, nickte FK . »Luc Murnier.«
    Â»Glaub nicht, dass dich das was angeht.«
    Â»Hab’s trotzdem mitbekommen. War ja unübersehbar, dass es zwischen euch gefunkt hat.«
    Â»Eifersüchtig?«, fragte ich.
    Â»Das haben wir zwei doch hinter uns, oder?«
    Â»Wie läuft’s denn mit Rita? Hättest ihr wirklich nichts über uns erzählen müssen.«
    Â»Vergebung gibt es nur nach der Beichte. Alles auf den Tisch, Großreinemachen und so. – Gut läuft es übrigens.«
    Â»Schön, schön.«
    Â»Hab das mit Ecki gehört«, kam leise zurück. »Tut mir echt leid.«
    Â»Schon gut.«
    Â»Hab dich beim Tanzen beobachtet, gestern Nacht. Hat alles gestimmt, jede Bewegung. Ein schönes Paar, hab ich gedacht, und dass ich es dir gönne, ja wirklich. Aber Luc Murnier …«
    Â»Was?«, unterbrach ich ihn und dachte, jetzt kommt: Er ist verheiratet, Vater von drei unmündigen Kindern oder ein Weiberheld, der jeder nachsteigt. Nein, nein, nein!
    Â»Er ist der Sohn des Toten. Und die zwei, so hört man, waren sich alles andere als grün.«
    Â»Aha.« Mehr bekam ich nicht heraus. Die Frage, wann Luc mein Zimmer verlassen hatte, schrillte plötzlich in einer falschen Tonlage. Es tat weh, den Wunsch, ihn aus dieser Mordsache herauszuhalten, endgültig begraben zu müssen. Ich hakte bei FK nicht nach, weitere schlechte Nachrichten konnte ich im Augenblick nicht ertragen. Ich wollte nur noch weg, raus aus dieser Gerüchteküche.
    Aber so einfach war das nicht. Jeder Fautenbacher auf meinem Weg nach draußen wollte wissen, ob ich den Toten wirklich gefunden hatte, wie es beim Verhör war, was die Franzosen von einem wissen wollten. Das war nervig und zermürbend, und so tat es gut, als Hedwig, die ich am Ausgang des Hofes traf, zunächst nichts sagte, sondern ihre Arme ausbreitete und mich an ihren rosafarbenen Nicki-Anzug drückte.
    Â»Du arme Maus«, flüsterte sie tröstend. »Jetzt hängst du mitten in einem Mordfall drin. Aber Liebe macht halt blind. Glaub mir, ich hab sofort gemerkt, dass mit dem Luc was nicht stimmt …«
    Ich nahm sofort meinen Kopf von ihrer Schulter und sah in ihrem Blick nicht nur Mitleid, sondern auch besserwisserischen Triumph. Beides zusammen machte mich sprachlos.
    Â»Ich mein, der eigene Vater …«
    Â»Hör nicht auf ihre Verschwörungstheorien«, mischte sich Sophie ein, die an diesem Morgen überall gleichzeitig zu sein schien. »Hedwig hat’s gern schaurig.«
    Ich nickte ihr dankbar zu, ließ sie und Hedwig stehen und lief einfach

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