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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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anwarfen, um ein neues Stück Beton aufzureißen.
    Â»Wissen Sie was?«, brüllte Brandt. »Dann hebe ich die Zucchini auf. Im Kühlen halten sie sich mehr als zehn Tage lang, besonders die dicken Kawenzmänner. Sie können in der Weißen Lilie nach Ihrer Rückkehr doch eine Zucchini-Woche anbieten. Reine Bioware, die Zucchini, aber das wissen Sie ja.«
    Zucchini! Das langweiligste Gemüse überhaupt! Hätte ich ihm auch nicht abgenommen, wenn ich in Köln gewesen wäre. Gut, vielleicht ein paar kleine, wohlgeformte. Die machten sich farblich gut in einer Gemüse-Julienne.
    Â»Herr Brandt, alte Zucchini sind nichts für mich«, schrie ich zurück. »Verschenken Sie sie, oder laden Sie Ihre Freunde zu einem Zucchini-Menü ein. Rezepte dazu gibt es in Hülle und Fülle.«
    Hinter mir drückte einer auf die Hupe, vor mir fädelte sich der Lastwagen mühsam in den Stau ein, dann ging es im ersten Gang wieder ein paar Meter vorwärts. Der Lastwagen zog eine dichte Staubwolke hinter sich her, und das Rattern der Presslufthämmer dröhnte brutal in den Ohren. Brandt sagte irgendwas, ich fragte nach, am Ende verstand ich, dass auch er Zucchini hasste.
    Â»Und wieso bauen Sie dann welche an?«
    Â»Weil ich als frischer Schrebergärtner alles ausprobiere. Habe nicht damit gerechnet, dass sich die Dinger wie Unkraut im Garten breitmachen«, brüllte Brandt gegen den Lärm an.
    Irgendjemand wird sich schon finden, dem er die grünen Dinger andrehen kann, dachte ich. Dann fielen mir die Zucchini-Körbe ein, die manchmal morgens vor der Tür der Linde gestanden hatten, heimlich abgestellt von jemandem, der hoffte, dass Martha dafür Verwendung in ihrer Küche finden würde. Als wäre die Linde ein Waisenhaus für unerwünschte Zucchini! Und Martha, die keine Lebensmittel wegwerfen konnte, hatte sie zu Brei, Puffer, Quiche oder Suppe verwurstet. In der Hauptsache natürlich für unser Familienessen, nicht für die Gaststube. Wochenlang Zucchini-Gerichte, ich hatte sie gehasst!
    Ich merkte, dass der Lärm der Presslufthämmer nachließ, und sah schon die Brücke vor mir. Endlich löste sich der Stau auf, es war wie ein kleines Wunder, dass man danach so mir nichts, dir nichts weiterfahren konnte.
    Â»Herr Brandt, es geht weiter«, sagte ich ins Telefon.
    Â»Und Sie hängen wirklich nicht in diesem Mordfall drin? Ermitteln nicht wieder auf eigene Faust? Oder werden gar selbst verdächtigt?«
    Â»Ei, woher.«
    Â»Sie sagen das so betont sorglos.«
    Natürlich hörte ich den misstrauischen Bullenton in seiner Stimme. Man durfte einem Polizisten gegenüber einfach keinen Mord erwähnen. Da fingen sie sofort an, mit den Hufen zu scharren, selbst wenn sie für den Mord nicht zuständig waren und zwischen ihnen und dem Mord vierhundert Kilometer lagen.
    Â»Bestimmt ist Telefonieren beim Fahren auch in Frankreich verboten. Ich muss Schluss machen«, sagte ich schnell und legte das Handy brav auf den Beifahrersitz.
    Ich fuhr über die Brücke und sah rechts von mir, wie sich die Passerelle aux deux rives federleicht über den Fluss spannte. Ich hatte gelesen, dass man die Fußgängerbrücke zur Bundesgartenschau 2004 als Symbol für das zusammenwachsende Europa gebaut hatte. Die Brücke verband das prächtige Straßburg mit der hässlichen kleinen deutschen Schwester Kehl.
    Genau hier hatte Berlusconi Merkel und Sarkozy beim NATO -Gipfel 2009 brüskiert. Während Sarkozy mitten auf der Brücke auf die Staats- und Regierungschefs wartete und Merkel die Bündnispartner auf dem roten Teppich vor dem Gang auf die Passerelle begrüßte, lief Berlusconi mit Handy am Ohr am Rheinufer entlang, telefonierte in einem fort und scherte sich einen Teufel um die Zeremonie. Berlusconis rüpelhaftes Verhalten hatte Kehl zumindest an diesem Tag in die Gazetten der Welt geholt, ansonsten tauchte das Städtchen eher selten in der überregionalen Presse auf. Im Krieg schwer zerstört, mühte sich der Ort in den letzten Jahren um ein bisschen Ansehnlichkeit. Allerdings nicht an der Brückenzufahrt. Die stillgelegte, heruntergekommene Zollstation links und die hässlichen Hochhäuser rechts ließen an alte Ostblock-Grenzübergänge denken. Neben einem der Hochhäuser zwang mich eine rote Ampel erneut zum Stehen.
    Auf meinem Handy sah ich, dass in der Mailbox zwei neue

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