Bibbeleskaes
den Biertischen der Linde und nickte meinem Vater zu, der einem der Radler ein weiteres Weizen hinstellte, aber immer noch nichts zu essen brachte.
Edgar stockte kurz, als er mich sah. Ich winkte ihm zu, schenkte Joe dann ein bezauberndes Lächeln, damit unser Gespräch weiter vorankam.
»Warum interessiert dich, was die Hellsass Devils hier gewollt haben?«, fragte er mit Misstrauen im Blick.
»Du weiÃt von dem Toten im Aubach? In seinem Rücken steckte mein Messer.«
»Oha.«
»Ich hab nichts mit seinem Tod zu tun.«
»Aber die Hellsass Devils?«, kam ganz schnell als Gegenfrage.
»Immerhin haben sie das Fest ganz schön aufgemischt. Und da frag ich mich schon, warum die danach so schnell in Fautenbach auftauchen â¦Â«
Er lieà die Arme fallen, steckte sie in die Hosentaschen, sah wieder hinüber zu den Biertischen, wo jetzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern Platz nahm. Edgar nahm die Bestellungen auf und linste dabei mehrmals zu uns auf die andere StraÃenseite.
»Sagen wirâs mal so. Die Hellsass Devils plagen ähnliche Probleme wie dich. Sie hatten die Gelegenheit, waren es aber nicht.«
»Ich hatte nicht mal die Gelegenheit«, sagte ich in ein Handyklingeln hinein. Es war meines. Ich drückte das Gespräch weg.
»Bist du dir da sicher?« Joe lächelte müde und schwieg dann.
»Und was wollten sie jetzt hier?«
Joe lieà mich eine Weile zappeln, bevor er wieder den Mund aufmachte. »Sagen wirâs mal so. Das Gras wachsen hören. Schlägerei und Mord sind zwei verschiedene Kaliber. Keiner von denen will sich länger als nötig mit der Gendarmerie herumschlagen.«
»HeiÃt das, sie sind auf der Suche nach dem Mörder von Murnier und vermuten ihn in Fautenbach?«, fragte ich ungläubig.
Joe lächelte anerkennend und meinte: »Sagen wirâs mal so. Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.«
»Wen haben sie im Verdacht?« Mein Handy klingelte erneut. Verdammt! Ich drückte es wieder weg. »Wen, Joe?«
Joe wiegte den Kopf und genoss es, dass ich an seinen Lippen hing. »sâ heiÃt, dass es um alte Rechnungen geht«, warf er mir dann vor die FüÃe.
»Aber Murnier machte keine Geschäfte mit Deutschen.«
»Wer sagt denn, dass die alte Rechnung eine französische ist?«
Schon früher war Joe ein Meister der Andeutungen gewesen. Da einen Halbsatz, dort einen kleinen Hinweis, ein Spiel mit dem Gegenüber. Es war an der Zeit, ihn zu überraschen.
»Du hast einem von den Hellsass Devils gestern Nacht einen Umschlag gegeben. Was war drin?«
Ein anerkennendes Lächeln für die Frage und als Dank eine prompte Antwort. »Das Gruppenfoto von allen Fautenbachern, die in Scherwiller dabei waren. Ich habe den Hellsass Devils erzählt, wer wer ist.« Schweres Seufzen, dann ganz vertraulich. »Katharina, sâ war einer von hier, der den Alten ins Jenseits befördert hat.«
»Wer? Wer? Wer?« Wieder das dämliche Handy. Ich stellte es aus.
»Da will einer was von dir.« Joe deutete auf meine Tasche.
»Bitte, Joe.«
Er nestelte umständlich einen Schlüsselbund aus der engen Jeans, ging auf den Eingang des Pubs zu, auf dem groà »Raucherclub« stand, und schloss die Tür auf.
»Sagen wir mal so: Um der alten Zeiten willen war ich dir gegenüber ausgesprochen auskunftsfreudig.«
Aber sagen wir mal so: Damit war es jetzt vorbei, denn Joe verschwand ohne ein weiteres Wort in seinem Laden. Ich stand allein vor dem Queenâs Pub, angefüttert oder vergiftet mit neuen, vagen Informationen.
Murniers Mörder einer aus dem Dorf. Eine alte Rechnung. Waren das nur Nebelspuren? Oder wussten die Hellsass Devils tatsächlich etwas und arbeiteten genau wie ich auf eigene Rechnung? Und Joe? Hatten die Hellsass Devils ihm gesagt, wen sie für den Mörder hielten, oder bluffte er?
Zumindest wusste ich, woher das Foto stammte: Das war in der gestrigen Ausgabe des Acher und Bühler Boten unter FK s Artikel über »Fünfundvierzig Jahre deutsch-französischer Freundschaft von einem Mord überschattet« abgedruckt. Edgar hatte es mir beim Frühstück gezeigt. Ich musste mir das Bild gleich ebenfalls ausschneiden, wenn ich in der Linde war, zurück bei Martha und Edgar und ihrem seltsamen Krieg.
Ich betrachtete abwechselnd Joes noch leere Plastikstühle und die Biertische der
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