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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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aktuellen. Auch keine Kinder, übrigens. Aber du weißt schon, dass man die alten Liebhaber immer mit sich mitschleppt. Schiffbrüche, verlorene Schlachten, vergebliche Hoffnungen, verletzte Eitelkeiten, Narben und Wunden.«
    Â»Irrwege, Sackgassen, Trugschlüsse«, ergänzte Luc. »Vom › The one and only‹ dürfen Teenager träumen. In unserem Alter weiß man, dass die Liebe ein schwer zu beackerndes Feld ist. Ein Wunder, dass sie immer wieder aufblühen kann.«
    Â»Wunderbar ist das!«
    Er strahlte, ich strahlte, und in dieses Anhimmeln hinein wurde das Essen serviert.
    Â»Probier den Rahmkäse« – »Mhmm, ist der Kalbskopf zart!« – »In der Vinaigrette sind frische Kräuter.« – »Die Kruste schmeckt nach Holzofen.« – »Beim Brot kann euch Deutschen keiner was vormachen.«
    Wir löffelten und pickten, schlotzten und kauten, säbelten und bröckelten und fuhrwerkten im eigenen und anderen Teller herum. Wir genossen die kecke Annäherung mit Messer und Gabel, dieses lustvolle Ausprobieren. Wenn das erste Menue à deux darüber Auskunft gab, wie es mit einem frischen Paar weiterging, ließ diese Mahlzeit für uns beide nur das Beste hoffen.
    Der Tisch wurde abgeräumt, zwei neue Krüge Bier bestellt.
    Â»Jetzt du«, sagte ich. »Geliebte, Gattinnen, Kinder.«
    Â»Roswitha, Cornelia, Gerlinde, Johanna«, zählte er amüsiert auf. »Mein Leben lang habe ich mich nur in deutsche Frauen verliebt. Selbst in Australien. Dort habe ich Emma kennengelernt, eine Winzerin aus der Pfalz, ganz große Liebe. Wir waren verheiratet, haben eine gemeinsame Tochter, Sandrine. Zehn Jahre harte Arbeit, oft finanzielle Schwierigkeiten, das alles haben wir zusammen gestemmt. Aber ich wollte immer nach Europa zurück, sie wollte bleiben. Keine Liebe hält das auf Dauer aus, wenn zwei in gegensätzliche Richtungen streben. Als mein Onkel starb und ich entschied, seinen Betrieb zu übernehmen, war’s das Ende. Sandrine wollte mit nach Europa. Seit fünf Jahren sind wir jetzt hier. Et voilà, c’est mon histoire. «
    Er nahm einen Schluck Bier, lehnte sich zurück und strahlte mich erwartungsvoll an. Natürlich war das nicht seine Geschichte, sondern nur ein bisschen davon, wusste ich. Das, was man beim ersten Mal erzählte, ein paar Namen, ein paar Fakten, alles ein wenig blank poliert, damit es mir gefiel.
    Â»Du liebst deutsche Frauen, da trifft es sich gut, dass ich auch eine bin«, erwiderte ich. »Aber dein Vater macht keine Geschäfte mit Deutschen.«
    Â»Er hasst die Deutschen!«, stieß Luc aus, und sein Strahlen verschwand. »Emma hat er nur in seinem Haus geduldet, weil sie die Mutter von Sandrine ist. Er war ein sturer Mann mit einem Herz aus Stein und ein Nationalist der üblen Sorte.«
    Â»Und warum geht er dann auf ein Fest, wo fünfundvierzig Jahre deutsch-französische Freundschaft gefeiert werden?«
    Luc zuckte mit den Schultern. »Ich habe schon früh aufgehört, diesen Mann verstehen zu wollen.«
    Â»Bist du seinetwegen von zu Hause abgehauen?«
    Luc griff nach meinen Händen und drückte sie so fest, dass es fast schmerzte.
    Â»Lass uns heute Abend nicht über meinen Vater reden«, bat er. »Was immer ich dir von ihm erzähle – und es gibt wenig Gutes dabei, glaub mir –, du kannst es nur unter dem Blickwinkel seines brutalen Endes sehen. Und du wirst dich fragen: Ist Luc wirklich schuldlos an seinem Ende? Sag nicht, dass dir der Gedanke noch nicht gekommen ist! Sag nicht, dass du dich nicht gefragt hast, ob es wirklich stimmt, dass ich im Bad war, als deine Mutter ins Zimmer kam. Sag nicht, dass du noch keine Gerüchte gehört hast über die Erbschaftsstreitigkeiten. Sag nicht, dass dir noch keiner erzählt hat, dass ich Jakub Sajdowski nicht leiden kann. – Ich kann keinen leiden, der freiwillig für meinen Vater arbeitet. – Und dann: Dein Messer im Rücken des Toten! Sag nicht, dass du nicht schon überlegt hast, ob ich es genommen habe! Ich hasse den Alten dafür, dass er über seinen Tod hinaus Zwietracht und Zweifel sät!«
    Den letzten Satz spuckte er aus, wie man etwas ausspuckte, das schon ewig schwer im Magen lag.
    Â»Ich habe doch nur gefragt, warum du von zu Hause abgehauen bist«, stammelte ich verunsichert. »Das liegt über zwanzig Jahre zurück.«
    Â»Ich

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