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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Linde, wartete, bis sich im regen Verkehr der B 3 eine Lücke auftat, und sprintete dann auf die andere Seite. Die Radler hatten sich erhoben, Bierdeckel lagen auf ihren leeren Weizengläsern. Auf dem Tisch der Familie entdeckte ich zwischen Limonadenfläschchen einen Teller Fritten.
    War Martha in ihr Reich zurückgekehrt? Oder hatte Edgar in seiner Verzweiflung die Fritteuse angeworfen, damit er zumindest quengelnden Kindern etwas zwischen die Zähne schieben konnte? Schwankend zwischen Hoffen und Bangen beschloss ich, zuerst auf dem Handy nachzusehen, wer etwas von mir gewollt hatte. Eine 0033-Vorwahlnummer. Luc!
    Mein Herzschlag explodierte. Ich drückte sofort auf Wahlwiederholung.
    Â» Ma belle? Weißt du, dass ich aufgeregt wie ein Teenager war, als ich deinen Vater nach deiner Nummer fragte? Hast du Lust, mit mir essen zu gehen?«
    Seine Stimme klang am Telefon noch samtiger, als ich sie in Erinnerung hatte. Mit der Stimme kamen die Bilder der Nacht zurück. Unsere Körper unter dem dünnen Leintuch, seine Küsse, die nach frischen Äpfeln schmeckten. Ich gierte nach mehr davon und fragte: »Wo steckst du?«
    Â»Dreh dich um!«
    Er stand auf der anderen Seite der Talstraße, vor dem Schaufenster von Elektro-Schindler, eingerahmt von LCD -Bildschirmen, keine zehn Meter von mir entfernt. Nur zwei an der B 3 wartende Autos trennten uns.
    Â»Ulmer Braustübl«, rief ich über die Autos hinweg und steckte das Handy ein. »Die haben den schönsten Biergarten weit und breit.«
    Â»Willst du bei mir mitfahren?« Er deutete auf den silbernen Renault-Kastenwagen, der vor den Briefkästen stand.
    Â»Pourquoi pas?« Ich überquerte die Straße und setzte mich, ohne mich noch einmal umzudrehen, in Lucs Auto.
    Ich brenne durch. Ich bin fünfundvierzig Jahre alt und fahre mit einem Mann auf und davon, vom dem ich so gut wie nichts weiß, dachte ich. Aber wann – wenn nicht blind vor Liebe – betrat man in meinem Alter noch freiwillig unsicheren Boden?
    Das überraschende Wiedersehen, die Aufregung, die plötzliche Nähe ließen uns keine passenden Worte finden. Blicke im Sekundentakt, strahlende Augen, nervöses Lachen, elektrisierende, kurze Berührungen über die Gangschaltung hinweg, dann, ganz praktisch: »Da, in Önsbach musst du links abbiegen!«
    Parkplatzsuche im kleinen Ulm, im überquellenden Biergarten ein einziger freier Zweiertisch ganz am Rand unter einer Rosskastanie, wie für uns gemacht. Sich zum ersten Mal gegenübersitzen, nach den Händen des anderen greifen, wieder loslassen, ein Bier bestellen, sich die Speisekarten vornehmen, endlich was zum Reden haben.
    Â»Mistkratzerle und Brägele. Sagt ihr im Elsass auch so?« – »Huhn mit Bratkartoffeln, mais bien sur . Aber Rahmkäse, was ist das?« – »Stichfester Frischkäse mit Lab gemacht, erinnert an Mozzarella, aber viel sahniger. – Was hältst du von Kalbskopf?« – »Schau, ’s gibt Bibbeleskäs mit G’schwellti.«
    Â»Hmmm, ist das Bier gut!«
    Diskutieren, Abwägen, erste gemeinsame Entscheidungen treffen.
    Ich: »Wenn du den Kalbskopf nimmst, kann ich dann probieren?« – Er: »Typisch Frau.« – Ich: »Na, na.« – Er lachend: »Wie könnte ich dir was abschlagen?«
    Die Bestellung aufgeben, wieder nach den Händen des anderen greifen, unter dem Tisch die Waden aneinanderreiben.
    Luc, flüsternd: »Ich habe dich vermisst.« – »Ich dich auch.«
    In den Augen des anderen versinken, nicht denken wollen. Alles ist perfekt, ein Augenblick für die Ewigkeit, nach uns die Sintflut.
    Dann doch die erste Frage: »Was wollte die Polizei von dir?«
    Schweres Seufzen, leichtes Kopfschütteln, mit einer Hand strich er sich durchs Haar. Es hatte einen goldenen Blondton, noch ohne irgendein graues Fädchen. Gott, dachte ich zum wer weiß wievielten Mal, war der Mann schön!
    Â»Routine, nichts, womit wir uns den Abend verderben sollten. Ich habe eine viel interessantere Frage: War der schwere Mann, mit dem du vorhin geredet hast, ein alter Liebhaber?«
    Â»Nein«, lachte ich. »Schon zu alt, als er noch jung und schön war, und jetzt erst recht. Aber es gab andere. Soll ich sie aufzählen?«
    Â»Nur, wenn du mich eifersüchtig machen willst. Sag nur, gibt es einen aktuellen? Einen Gatten vielleicht?«
    Â»Keinen Gatten, keinen

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