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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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tauchten die Hellsass Devils auf dem Fest auf. Danach hatten mit Sicherheit noch mal viele Leute die Salle polyvalente verlassen. Unvorstellbar, dass da mitten im Ortskern ein Mord geschah und keiner es merkte.
    Â»Auch der Mörder muss die Motorräder der Hellsass Devils gehört haben«, fuhr FK fort. »Warum hat er nicht das Weite gesucht? Warum hat er die Leiche noch bis zum Bach geschleppt?«
    Â»Und warum ist er dabei nicht gesehen worden?«, ergänzte ich, erleichtert, entspannt, völlig gelöst, denn Luc konnte nicht der Mörder sein.
    Â»Und genau das fragt sich die Polizei auch. Und genau deshalb steht auch die Tatzeit weiter auf dem Prüfstein.«
    Für diesen Satz hätte ich FK am liebsten eine geknallt, weil er die zarte Hoffnung auf den sicheren Beweis von Lucs Unschuld so schnell erstickt hatte, wie sie entflammt war.
    Â»Katharina, bist du noch da?«
    FK konnte nichts dafür, dass sich meine Hoffnung zerschlug, er war ein journalistischer Spürhund, er sammelte Informationen, um der Wahrheit nahezukommen. Und genau das wollte ich auch. Wegen Luc, sogar wegen Martha. Denn all die Verdächtigungen, all die misstrauischen Fragen fraßen sich wie Gift ins Fleisch und ins Herz, sie waren zerstörerisch, unerträglich, das alles musste so schnell wie möglich aufhören.
    Â»Weißt du noch was, das ich nicht weiß?«, fragte FK .
    Bestimmt. Und sicher würden wir schneller ans Ziel kommen, wenn wir unsere Informationen austauschten. Deshalb sagte ich: »Die Hellsass Devils glauben, dass es einer von uns war.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Joe hat es mir erzählt. Drei Hellsass Devils waren am Montagabend im Queen’s Pub. Joe hat ihnen auf dem Gruppenfoto zu deinem Artikel erklärt, wer wer ist.«
    Â»Die Information würde ich mit Vorsicht genießen. Joe ist ein alter Meister im Gerüchteköcheln. Du weißt selbst, mit wie viel Leuten im Dorf er auf Kriegsfuß steht, allen voran deine Mutter.«
    Â»Es geht um eine alte Rechnung, hat er gesagt.«
    Â»Wie alt? Offen zwischen wem?«
    Â»Darüber schweigt er sich aus.«
    Â»Typisch Joe! Viel Lärm um nichts. Aber ich behalte es im Kopf. Weißt du noch was?«
    Â»Murnier hat die Deutschen gehasst. Sagt Luc, sagt Käshammer.«
    Â»Gehasst? So ganz allgemein? Keinen bestimmten? – Der Mann war fünfundsiebzig, das heißt, er ist 1938 geboren, 1944 ist das Elsass befreit worden, da war er sechs Jahre alt. Hast du das Jeanne-d’Arc-Bild über seiner Hofeinfahrt gesehen? Der Mann war ein alter Nationalist, Mitglied des Front national , der hasste alles, was nicht französisch war.«
    Ich beschloss, Antoinette danach zu fragen. Wenn Murniers Deutschenhass mit dem Krieg zusammenhing, würde sie das wissen.
    Â»Wo steckst du eigentlich?«, fragte er dann. »Bastelst du noch Törtchen, Schäumchen oder anderen Schi-Schi in Straßburg?«
    Â»Schon erledigt für heute. Ich fahr jetzt heim.«
    Genau das würde ich tun. Martha musste endlich mit der Sprache herausrücken.

ZWÖLF
    Unterwegs schnitt ich auf einem der Blumenfelder zehn Sonnenblumen und stellte mir vor, wie Martha sie in die grüne Gerti-Vase stellte und sich dann mit mir in die hinterste Ecke der Küche zurückzog und endlich auspackte. Ich klemmte brav einen Zehn-Euro-Schein in die Holzkiste und fuhr weiter.
    Im Biergarten der Linde saß noch kein Mensch, aber Edgar hatte bereits die Stühle einladend aufgestellt und kleine Stapel Bierdeckel auf die einzelnen Tische verteilt. Über die B 3 ratterte ein Traktor mit einem Anhänger voller Zwetschgenkörbe. Ich dachte an Zwetschgenkuchen und Kartoffelsuppe, ein Gericht, das keiner so gut zubereiten konnte wie Martha. Der Zwetschgenkuchen mit Hefeteig und ganz wenig Zucker, die Kartoffelsuppe sämig mit einer Spur Knoblauch, zusammen ein Gedicht, obwohl sich das Leute, die nicht damit groß geworden waren, schwer vorstellen konnten.
    In der Linde saßen der Schindler Blasi, der Weber Gustl und der Ehmann Karle mit ihrem Nachmittagsbier am Stammtisch, Edgar räumte hinter dem Tresen Limonaden- und Apfelsaftflaschen in die Kühlung und drehte sich um, als er mich kommen hörte.
    Â»Sie ist in der Küche«, sagte er, machte aber keineswegs den Eindruck, als ob wieder alles gut oder zumindest beim Alten war.
    In der Küche blubberte in einem großen Topf eine

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