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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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stand. Was nun? Auf Verdacht nach Scherwiller fahren? Oder zum Gendarmerie-Posten nach Schlettstadt?
    Zuerst musste ich zu meinem Auto zurück, also stieg ich wieder in die Bahn, stand eingeklemmt zwischen einem Pulk junger Leute, die in einem wilden Sprachmix miteinander redeten. Englisch, Französisch, Spanisch, was Osteuropäisches, das ich nicht verstand. Studenten wahrscheinlich, Straßburg hat eine berühmte Uni. Normalerweise mochte ich babylonisches Sprachgewirr, weil es mich an meine Anfänge als Köchin erinnerte, wo es abends nach Feierabend in Wien, Brüssel oder Florenz ähnlich zugegangen war, aber heute nervte es mich. Ich war froh, als ich endlich aussteigen und mich allein in mein Auto setzen konnte. Bevor ich losfuhr, versuchte ich es noch einmal vergebens bei Luc und Antoinette, dann wählte ich FK s Nummer.
    Â»Hast du einen siebten Sinn oder was?«, fragte er überrascht.
    Â»Wieso?«, fragte ich zurück und merkte, wie die innere Unruhe meinen Magen verklumpte.
    Â»Sajdowski ist raus. Die Blutanalyse hat ergeben, dass das Blut auf seinem Hemd sein eigenes ist, wie er immer behauptet hat. Der Stich wurde Murnier übrigens post mortem von einem Linkshänder zugefügt. Sajdowski ist aber Rechtshänder.«
    Sofort erinnerte ich mich an das gestrige Spiel mit Messer und Gabel. Luc war Linkshänder.
    Â»Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte FK in mein Schweigen hinein.
    Â»Er war’s nicht«, flüsterte ich.
    Â»Wenn er’s nicht war, wird sich das herausstellen«, versuchte FK mich zu beruhigen. »Da sitzen fitte Leute bei der Polizei rechts und links des Rheins, die verstehen ihren Job. Klar werden sie ihn nun erneut durch die Mangel drehen, dich wahrscheinlich auch, jetzt, wo wieder alles offen ist. Es muss jedem Verdacht nachgegangen werden, du kennst doch das Spiel. Und die Ermittlungen sind langwierig, weil so viele Leute befragt und deren Aussagen miteinander verglichen werden müssen.«
    Â»Er war’s nicht«, wiederholte ich.
    Â»Interessieren dich weitere Einzelheiten der Obduktion?«, überging FK mein Mantra. »Der Gerichtsmediziner hat Rostpartikel in der Kopfwunde gefunden, die zu dem alten eisernen Fußabkratzer vor Murniers Hoftor passen, auf den muss der alte Mann gestürzt sein. Wo ihm dein Messer in den Rücken gestoßen wurde, wissen die Experten nicht. Als sicher gilt, dass der Mörder den Toten durch die kleine Gasse bis zum Bach geschleppt hat. Dafür sprechen die Hautabschürfungen am Bauch und an den Schenkeln des Toten.«
    Wie klang es, wenn man eine Leiche über die Straße zog? Laut genug, um das Plätschern des Baches zu übertönen? War Martha davon aufgewacht? Hatte sie gesehen, wer den toten Murnier ins Wasser legte? Ich sehnte mich zurück in Devilles Patissier-Kurs, zurück zu den luftig-süßen Spinnennetzen, die so ganz anders waren als die, die ich mit meinen misstrauischen Fragen auslegte.
    Â»Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass Murnier zum Bach geschleppt wurde«, machte FK weiter. »Damit ging der Täter doch ein zusätzliches Risiko ein! Sinn ergäbe, wenn der Mörder sein Opfer nach der Tat versteckt hätte, um nicht entdeckt zu werden, oder es liegen lässt und wegläuft.«
    Â»Vielleicht war der alte Mann noch nicht tot, und sein Mörder hat ihn in den Bach geschleppt, damit er ertrinkt?«
    Â»Murnier war schon tot, als er in den Aubach gelegt wurde. Kein Wasser in der Lunge.«
    Ich dachte wieder an Alban Brandt und seine Fakten-Pedanterie und fragte: »Weißt du etwas Näheres zum genauen Todeszeitpunkt?«
    Â»Genaue Todeszeitpunkte gibt es nur in schlechten Krimis. In der Wirklichkeit legen sich Gerichtsmediziner nie genau fest, weil sie das nicht können. Die Tatzeit lässt sich nur aus den Zeugenaussagen rekonstruieren: Gegen halb eins hat Murnier das Fest verlassen, kurz darauf kam es in der Rue de la Mairie zum Streit mit Jakub Sajdowski, der ist gegen Viertel vor eins mit blutender Nase bei seiner Frau in der Rue de la Gare angekommen. Man geht davon aus, dass Murnier nach dem Streit zu sich nach Hause in die Rue Joffre lief und ihm sein Mörder entweder gefolgt ist oder vor seinem Hof auf ihn gewartet hat, Murnier also mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen ein Uhr getötet wurde.«
    Gegen ein Uhr war ich mit Luc auf dem Weg zur Winstub Mueller, um die gleiche Zeit

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