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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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etwas Greifbares, Faktisches. So kam bei FK der professionelle Journalist zum Vorschein, der Dinge abklären oder ausschließen wollte, und der fragte: »Hast du mit Felix über das Foto gesprochen? Weiß er etwas über die Verbindung seiner Mutter zu Murnier?«
    Â»Hab ich. Er ist aus allen Wolken gefallen. Er kannte das Foto nicht. Seine Mutter hat nie mit ihm über Murnier gesprochen.«
    Â»Bei diesem ersten Treffen waren alle in Familien untergebracht«, überlegte FK . »Weißt du, was für einen Gastgeber Gerti und Hubert hatten?«
    Der Pfarrer beim Pfarrer, der Bürgermeister beim Bürgermeister, die Musik bei der Musik, der Kirchenchor beim Kirchenchor, die Fußballer bei den Fußballern, hatte mein Vater erzählt. Hubert Ketterer, der Kapitän der Fautenbacher Fußballer, Emile Murnier, der Kapitän der Scherwiller Fußballer. Dass ich darauf nicht schon früher gekommen war!
    Â»Ich vermute, sie waren bei Emile Murnier«, rief ich aus. »Du siehst, es gibt eine Verbindung zwischen den beiden Familien.«
    Â»Sagen wir, es gab mal eine Verbindung vor fünfundvierzig Jahren«, schränkte FK ein. »Und ich sehe nicht, dass die mit den beiden Todesfällen zu tun haben soll. Du etwa?«
    Nein. Ich hatte keine Ahnung, nur das Gefühl, dass dieses Foto mehr als eine zufällige Momentaufnahme war. Gefühl! Ich wusste genau, was FK dazu sagen würde. Er käme mir wieder oberlehrerhaft mit Fakten und Beweisen daher, würde vielleicht als Zugabe die billige Karte mit der weiblichen Intuition ausspielen. Martha. Alle Überlegungen führten zu ihr und ihrem verstockten, vielleicht verzweifelten Schweigen.
    Â»Redest du mit Martha?«, bat ich noch einmal.
    Â»Wenn’s denn der Wahrheitsfindung dient«, brummte er nicht sonderlich motiviert. »Aber erst muss ich nach Meißenheim. Dort ist ein besoffener Achtzehnjähriger in eine Hauswand gefahren, im Wohnzimmer zum Stehen gekommen und unverletzt ausgestiegen. Du merkst, es gibt nicht nur den Toten am Rückhaltebecken, es gibt auch noch das Wunder von Meißenheim. Und du? Was machst du jetzt?«
    Die Kirchturmglocken von Oberkirch schlugen zwölfmal an, dann setzte das Angelusläuten ein. Mittag. Der Kurs bei Deville war schon voll im Gange, die Fahrt nach Straßburg wäre vergebliche Liebesmüh. Was tun? Für eine erneute Konfrontation mit Martha fühlte ich mich nicht stark genug.
    Â»Geh doch schwimmen. Das würde ich sofort machen, wenn ich nicht nach Meißenheim müsste. Eigentlich hast du doch Urlaub, oder?«
    Â»Im Achersee?« Dort hatten wir die Sommer unserer Jugend verbracht.
    Â»Wo sonst? Ich kann dir auch sagen, wen du da am Schwenkgrill triffst: Pascal. Er schwört, dass er nur reguläre Schweinswürste grilliert, aber bei Pascal weiß man nie, unter was er seine Roadkill-Funde mischt. Besser, du schwimmst nur! Aber pass auf, dass du nicht absäufst. Zwei Wasserleichen sind genug.«
    Â»Du bist so aufbauend, FK .«
    Â»Mach vorher einen Besuch beim heiligen Cyriak.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Kirchturm und Glockenläuten. »Er ist einer der vierzehn Nothelfer und kann Besessene heilen und bestimmt auch solche wie dich, die mit dem Kopf durch die Wand wollen. Vielleicht schenkt er dir Geduld und Gelassenheit. Mehr über den seltsamen Heiligen kannst du in meiner Serie ›Die vierzehn Nothelfer in der Region‹ nachlesen.«
    Â»Du bist schon ein richtiges Käpsele, FK «, spottete ich. »Was du alles weißt.«
    Â»Die Rechnung zahlst du«, antwortete er, bevor er verschwand.

FÜNFZEHN
    Mein Telefon klingelte, bevor ich Pascal am Schwenkgrill kontaktieren konnte. Es klingelte, als ich den Wagen am Achersee abstellte. Während zwei Lkws auf dem Parkplatz daneben mit lautem Hupen davonfuhren und Staubwolken aufwirbelten, verhieß die französische Vorwahl einen hoffungsvollen Augenblick lang Lucs Stimme und ließ mich seinen Namen in den Hörer hauchen.
    Â»Nein. Hier ist die Tochter. Ich bin in Straßburg. Kann ich Sie sehen? Ich komme mit dem Zug nach Achern.«
    Ihre Stimme klang eher mürrisch als aufgeregt.
    Â»Willst du mir nicht am Telefon sagen, was …«
    Â»Nein«, unterbrach sie mich entschieden. »Es gibt einen Zug, der ist fünf vor drei in Achern. Dort gibt es ein Café Glatt, da bin ich mal mit meinem Pépé gewesen. Die

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