Bibbeleskaes
kajalschwarzen Augen vor mir, das mir zweimal die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Die würde mir am Telefon so wenig Auskunft geben wie an der Haustür. Auskunft sollte mir FK über den Zeugen geben, der behauptete, Luc gesehen zu haben, aber ich erntete nur ein bedauerndes Kopfschütteln. Er wisse es wirklich nicht, versicherte er mir, manche Sachen halte die Polizei eben unter Verschluss.
»Wieso ist Luc überhaupt noch in Haft?«, machte ich weiter. »Durch den Mord an Felix stellt sich doch alles anders dar.«
»Wenn ein Mord wie ein Schachspiel funktionieren würde, müsste man sich tatsächlich auf die Parallelität der Ereignisse stürzen.« FK verfiel jetzt in diesen besserwisserischen Oberlehrerton, den er immer benutzte, wenn sich sein Gegenüber seiner Meinung nach besonders dämlich anstellte. »Der arrangierte Tod! Eine Leiche links, eine rechts des Rheins, beide Tote männlich, der eine alt, der andere in den besten Jahren. Und beim nächsten Spielzug schwimmen dann zwei tote Frauen im Wasser? Die alte im Fautenbach und die junge im Aubach? Seitenverkehrt sozusagen?«
»Hör auf, FK , ich bin ja nicht blöd!« Mein Einwurf nutzte leider wenig, denn jetzt hatte er sich richtig warmgeredet.
»Aber Mord funktioniert nicht wie ein Schachspiel, Mord ist in achtzig Prozent der Fälle eine Verzweiflungs-, eine Beziehungstat, meist im Affekt, selten geplant ausgeführt. Und Polizeiarbeit, ich muss es dir doch nicht vorbeten, besteht aus Faktensammeln und Faktenbewerten. Und die Fakten sehen bis jetzt so aus: Die beiden Toten kannten sich nicht. Felix war überhaupt das erste Mal in Scherwiller dabei, weil Martha ihn für das Kochduell gewinnen konnte. Murnier wurde ermordet, bei Felix hat man keine offensichtlichen Spuren von Fremdeinwirkung gefunden, da muss man abwarten, was die Obduktion an Ergebnissen bringt. Beide waren sie, gemeinsam mit dreihundert anderen Gästen, auf diesem Fest in Scherwiller, das verbindet die Toten. AuÃerdem könnte Felix von seinem Hotelzimmer aus gesehen haben, wer Murnier in den Aubach gelegt hat. Es gibt also Berührungspunkte zwischen den beiden Fällen. Deshalb werden die Offenburger und die StraÃburger Ermittlertruppe zusammenarbeiten. Das Gemeinsame Zentrum in Kehl sorgt dafür, dass beide Seiten über den Stand der jeweiligen Ermittlungen auf dem Laufenden sind.«
»An diesem Gemeinsamen Zentrum hast du wirklich einen Narren gefressen.«
»Du hast ja schon nicht mehr in Fautenbach gewohnt, als nach dem Wegfall der Grenzkontrollen die StraÃburger Diebesbanden die Gegend aufgemischt haben. Zack, zack, zack haben die Wohnungen, Häuser und Geschäfte leer geräumt und sind dann im Affenzahn wieder nach Frankreich zurück. Dort haben sie sich ins Fäustchen gelacht, weil sie auf der anderen Seite des Rheins in Sicherheit waren, denn grenzübergreifende Polizeiarbeit war langwierig und oft ergebnislos. Durch das Gemeinsame Zentrum funktioniert die Zusammenarbeit besser und schneller. AuÃerdem liebe ich Pioniere, ich finde es toll, was die Truppe da in den letzten Jahren aufgebaut hat. WeiÃt du, dass der Charly Morgentaler da arbeitet? Mit dem habe ich früher Doppelkopf gespielt. Der war auch manchmal am Achersee dabei, wenn wir schwimmen waren.«
Immerhin wusste ich jetzt, warum FK so gut über die laufenden Ermittlungen informiert war. »So ein Drahtiger mit einer Römernase?«, fragte ich. »Der immer zum Flammkuchenessen nach La Wantzenau gefahren ist?«
»Genau der.«
»Und selbst Charly sagt dir nicht, wer der Zeuge ist, der Luc belastet?«
» Pas un mot , wie der Franzose sagt.«
An diesem Punkt kam ich leider nicht weiter, aber es gab da etwas, das mich an FK s Erzählungen wirklich überrascht hatte. »Stimmt es, dass Felix nur dieses eine Mal in Scherwiller war?«
»Ja. Schau, es sind doch die Vereine und der Ortschaftsrat, die den regelmäÃigen Kontakt nach Scherwiller pflegen, und die Familien, die über Jahre freundschaftliche Verbindungen aufgebaut haben. Felix ist in keinem Verein, und alte Kontakte über die Eltern gibt es auch nicht.«
»Aber die waren in Scherwiller, Gerti und Hubert, beim ersten Mal, 1967. Es gibt ein Foto, das Gerti mit Martha und Murnier bei diesem Treffen zeigt.«
Ich sah FK an, dass er meinen Einwand für kompletten Nonsens hielt. Aber ein Foto war ein Foto,
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