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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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ran und kann seine Verteidigung aufbauen und so weiter.«
    Â»Ist Sendrier ein guter Anwalt?«
    Â»Woher soll ich das wissen? Dad kennt ihn auf alle Fälle«, kläffte sie, als wäre die Frage unanständig, und lief weiter auf die Grand Rue und damit ins nächste Menschengewimmel mitten in die Straßburger Shoppingmeile hinein. »Und alles nur, weil Pépé Dad angerufen hat.«
    Â»Wer ist Pépé?«
    Â»Pépé ist mein Papy, mein Pépère, mein Großvater.«
    Â»Wann?« Ich packte sie am Arm, zwang sie, einen Moment stehen zu bleiben. »Wann hat dein Großvater Luc angerufen?«
    Â»In der Mordnacht. Das war sein letzter Anruf, kurz vor ein Uhr«, sagte sie, streifte meine Hand von ihrem Arm und lief weiter.
    Ein Uhr. Die Zeit, als die Hellsass Devils durchs Dorf fuhren, die Zeit, als wir schnell ins Hotel wollten. Ich erinnerte mich nicht an einen Anruf, Luc musste sein Handy auf Vibration oder ausgestellt haben.
    Â»Auf alle Fälle, der Anruf, der Zeuge, der ihn über Pépé gebeugt am Bach gesehen hat, der Streit zwischen Dad und Pépé zwei Tage vor dem Mord, das Erbe. All das, so hat es mir der Anwalt erklärt, der aber auch noch nicht alles weiß …«
    Sie lief mitten in eine Gruppe Japaner oder Chinesen hinein, die alle handverschnürte rosa Kartons unterschiedlicher Größe mit Deville-Macarons am Arm trugen. Deville, ein Geschenk zur falschen Zeit! Was interessierte mich die Patisserie, wenn der Mann, in den ich mich verliebt hatte, im Gefängnis saß?
    Â»Luc lag mit mir im Bett, als dein Großvater ermordet wurde«, sagte ich über die Japaner und die rosa Kartons hinweg und stellte erleichtert fest, dass Sandrine vor einem Schaufenster haltmachte. Nicht zufällig, wie ich schnell bemerkte. Ihr begehrlicher Blick richtete sich auf ein Paar mit Nieten beschlagene schwarze Samtstiefel, die mittig zwischen anderem mörderischen Schuhwerk in der Auslage thronten.
    Â»Maître Sendrier sagt, eine verliebte Frau ist eine miserable Zeugin«, murmelte sie beiläufig und deutete auf die Stiefel. »Eigentlich wollte ich heute mit Dad nach Straßburg, damit er mir die kauft. Ist ein Einzelpaar genau in meiner Größe.«
    Wie konnte die Göre jetzt an Schuhe denken? Ich würde auf keinen Fall mit ihr in das Geschäft gehen und ihr die Schuhe kaufen. Achtzig Euro für diesen Plunder.
    Â»Sie könnten mir das Geld vorstrecken. Dad gibt es Ihnen bestimmt zurück«, schlug sie vor.
    Noch was? Die Kleine war ganz schön abgebrüht!
    Â»Hast du mich deshalb angerufen? Damit ich dir die Schuhe bezahle?«, bellte ich sie an.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich sage immer, das eine muss das andere nicht ausschließen.«
    Â»Und was, bitte schön, ist das eine und was das andere?«
    Â»Dad hat Pépé nicht umgebracht. So was würde er nie tun«, sagte sie mit trotziger Überzeugung und besänftigte mich damit.
    Â»Na also, sage ich doch auch. Wir müssen nach allem suchen, was seine Unschuld beweist.«
    Â»Genau deshalb wollte ich Sie doch sprechen, damit wir Dads Unschuld beweisen. Er hat ihn nicht umgebracht, er flippt nicht mehr so schnell aus wie damals, bevor er nach Australien …«
    Â»Du weißt, was damals passiert ist?«, fragte ich elektrisiert.
    Sie zuckte wieder mit den Schultern und starrte weiter die Schuhe an. Ich glaubte es nicht. Dieses raffinierte Biest!
    Â»Vielleicht kriegen wir die Verkäuferin noch heruntergehandelt? An dem linken Schuh fehlen nämlich zwei Nieten.«
    Ich schnaubte wütend, und Sandrine wandelte ein triumphierendes Lächeln schnell in ein sanftes ab, als wir wenig später gemeinsam den Laden betraten und ich nach Anprobe, Schaulaufen und Verhandeln fünfundsiebzig Euro für die Grufti-Stiefel abdrückte.
    Â»Ich trage den Karton«, bestimmte ich, als wir das Geschäft verließen. »Und ich will raus aus dem Trubel hier.«
    Â»Ich kenne ein ganz süßes Café in La Petite France.«
    Â»Dann nichts wie hin.«
    Das Mädchen führte mich durch die alten Gässchen, vorbei an verwachsenen, windschiefen, frisch gestrichenen Fachwerkhäusern bis an die Ill, wo die Touristenboote im Minutentakt vorbeituckerten, die Sonne auf dem Fluss glitzerte, die Geranien auf den Fensterbänken in sattem Rot strahlten und ein von Platanen überspanntes Café nach dem

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