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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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superspannend, deshalb haben Pépé und ich viel miteinander gemacht. Wir sind ins Mémorial de l’Alsace Moselle gefahren, um dort die elsässische Geschichte zu studieren, oder nach Obernai zum Denkmal für die Malgré-nous . Wissen Sie, dass meine Urgroßeltern in ihrem Leben zweimal die deutsche und zweimal die französische Staatsbürgerschaft hatten und zwei Kriege miterleben mussten? Pépé war noch ein Kind während des Zweiten Weltkrieges, aber es ist ihm sehr wichtig, dass der nie vergessen wird und all die Elsässer, die für die Nazis in den Krieg ziehen mussten. Pépés Vater war in Stalingrad dabei und danach in russischer Gefangenschaft. Pépé hat ihn erst kennengelernt, als er acht Jahre alt war.«
    Sie sah mich an, als ob sie darauf eine bestimmte Antwort erwartete. Auch Antoinette hatte immer wieder von der leidvollen Geschichte der Elsässer erzählt. Bei einem Straßburg-Besuch war sie mit mir als Erstes auf die Place de la République gelaufen und hatte mir das Monument aux Morts gezeigt.
    Da musste ich in Sandrines Alter gewesen sein und keineswegs interessiert an Kriegerdenkmälern oder überlebensgroßen Monumenten. Hey, was hatte ich mit dem Krieg zu schaffen? Der war schon mehr als zwanzig Jahre vorbei, als ich geboren wurde. Also betrachtete ich zunächst gelangweilt die verschlungenen Leiber, die irgendwie an Rodin erinnerten, dessen »Denker« wir im Kunstunterricht behandelt hatten, und hörte Antoinette nur mit halbem Ohr zu, die erzählte, dass das Mahnmal 1936 entstanden war, drei Jahre vor dem nächsten Krieg, der noch schrecklicher sein sollte als der Grande Guerre , der Erste Weltkrieg. Das Mahnmal, das wie kein anderes die Zerrissenheit der Elsässer zeigt.
    Dann erklärte sie mir das Monument: Die »Mutter« Straßburg beweint die nackten Körper ihrer Söhne. Der eine starb als französischer, der anderer als deutscher Soldat. Es spielt keine Rolle mehr, auf welcher Seite sie gekämpft haben. Tot sind alle beide.
    Â»Das ist das wichtigste Denkmal für uns«, hatte Antoinette gesagt. »Darin siehst du die ganze Tragik des Elsass. Und es macht mich froh, dass ich es dir, der Deutschen, jetzt zeige.« Ihre Stimme hatte gezittert, Antoinette war sehr aufgewühlt gewesen. »Du weißt nicht, was für ein Glück du hast, in Friedenszeiten zu leben.«
    Erst in diesem Moment wurde mir klar, was für ein großer Schritt es gewesen sein musste, dass sich die Franzosen und die Deutschen nach dem Krieg versöhnt hatten, dass die Scherwillerer die Fautenbacher 1967 zu sich eingeladen hatten.
    Â»Nach Deutschland ist Pépé nur meinetwegen gefahren, weil ich den deutschen Kuchen so liebe«, erzählte Sandrine weiter, und ich bemerkte den zärtlichen Tonfall, in dem sie über ihren Großvater sprach. »Er hat mir auch erzählt, dass ich viel Rebland von ihm erben soll, nicht nur Jakub und Katjuscha. Geld wäre mir, ehrlich gesagt, lieber, was soll ich mit Reben?«, schwatzte sie in ihrem jugendlichen Leichtsinn daher. »Aber dabei, so hat Pépé betont, sei auch das Stück, das Dad unbedingt braucht. Ich sollte nur Dad nichts davon sagen. – Hören Sie mal! Das ist Amy Hartzler von Evanescence. Lose Control , das Lied ist gut!«
    Ein klarer Sopran, ein lärmiges Schlagzeug, ein bisschen Weltuntergangsstimmung. Sandrine wiegte sich im Rhythmus des Stücks, sang leise mit, konnte nicht verstehen, dass ich so unbeteiligt blieb.
    Â»Ist nicht meine Musik«, erklärte ich.
    Â»Ihr Alten steht ja auf Jazz, Rock, Chanson und so ’nen Kram.«
    Die Arroganz der Jugend. Keine Ahnung von guter Musik.
    Â»Mit Gothic Rock konnte ich Pépé natürlich auch nicht kommen«, erzählte Sandrine, nachdem das Stück geendet hatte. »Dafür war der echt zu alt. Aber zum Beispiel bei Dominique war er gar nicht altmodisch. Es hat ihn, im Gegensatz zu Dad, nicht gestört, dass er ein paar Jahre älter ist als ich und Mitglied in einer Motorradgang.«
    Die Gothic-Lady und ein wilder Rocker! Eine Kombination, auf die ich wirklich nicht gekommen wäre. Ich hätte getippt, sie stünde auf Vampirtypen mit Todessehnsucht. Aber nun ja. Wo die Liebe hinfällt …
    Â»Dein Freund gehört nicht zufällig zu den Hellsass Devils? War der auch bei der Randale auf dem Fest dabei?«
    Â»Ich hätte die zwei schon wieder

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