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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Shakerz Coyote Tavern stand.
    »Und wer soll dann all diese Morde begangen haben?«
    »Keine Ahnung.« Jake seufzte. »Ein Klon vielleicht? Wenn einem diese Leute das Gewissen aus dem Kopf schnippeln können, ist denen alles zuzutrauen. Einen Menschen klonen? Einen Menschen vervielfältigen? Diese Leute schrecken vor nichts zurück.«
    Julia legte ihre Hand auf seine wutverkrampfte Schulter.
    »Wir finden sie.«
    »Klar. Natürlich. Irgendwo in Asien. Wo fangen wir mit der Suche an? In Indien?
    « Sie gingen rasch die Soi sechs hinunter, vorbei am Sukhumvit Grand mit seinen salutierenden Pagen, wo eine von Papayabäumen gesäumte Gasse abging. In der brodelnden Großstadthektik ringsum strahlte der Ort fast klösterliche Beschaulichkeit aus; zwei junge Thais spielten wie Troubadoure im Mondschein leise Gitarre. In der dunkelsten Ecke lauerte ein weiteres Geisterhaus.
    »Und was ist mit ihrer Familie?«, fragte Julia.
    »Sie meinen, ob wir uns mit ihnen in Verbindung setzen sollen? Klar, unbedingt. Ich habe es schon mehrmals versucht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir glauben. Sie denken, ich hätte sie entführt und erst dadurch in Gefahr gebracht – was ich ihnen nicht mal verdenken kann.«
    »Aber sie hatte doch schon Schwierigkeiten, als Sie sie in Laos kennengelernt haben?«
    »Schon, aber …« Jake seufzte. »Seit ich sie kennengelernt habe, hat sie noch erheblich mehr Schwierigkeiten. Da muss ich mich natürlich schon fragen, ob das zum Teil nicht auch meine Schuld ist. Umso mehr, als ich hier ständig vollkommen blind in Situationen tappe, die ich nicht im Geringsten durchblicke. Das ist das Problem mit Kambodscha oder Thailand, mit diesen ganzen Ländern – man glaubt, eine Situation zu verstehen, und dann stellt sich heraus, dass alles genau andersherum war, dass es etwas völlig anderes bedeutet hat.« Er warf einen Blick in das Foyer seines Hotels, des Sukhumvit Crown. Tristesse pur. »Ich habe keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen.«
    Wie in Beantwortung seiner Frage begann das Handy in seiner Tasche zu vibrieren.
    Auf dem Display blinkte eine amerikanische Handynummer. Tyrone. Tyrone.
    Hastig drückte er die Gesprächstaste.
    »Ty?«
    »Hallo. Alles okay? Irgendwas Neues von Chemda?«
    »Du weißt es also schon. Hast du meine SmS bekommen?«
    »Ja, aber …«
    »Wir wissen nicht, wo sie ist, Ty. Sie ist einfach verschwunden. Ich habe schon mehrmals versucht, dich zu erreichen. Weißt du irgendwas? Ich weiß einfach nicht mehr weiter.«
    »Das versuche ich dir doch gerade zu erzählen. Hör zu …« Tyrones Tonfall kündigte etwas an. Eine Neuigkeit.
    »Was, Ty? Was?«
    Das Schweigen war kaum auszuhalten. Schließlich rückte Tyrone damit heraus: »Ich habe gute und schlechte Nachrichten. Ich glaube, ich weiß, wo Chemda ist.«
    »Wo? Herrgott noch mal! Geht es ihr gut?«
    »Wahrscheinlich ja, vorerst jedenfalls. Wahrscheinlich.«
    Die Verbindung nach Phnom Penh wurde schwächer. Um einen besseren Empfang zu bekommen, hetzte Jake die Eingangstreppe hinauf und winkte Julia zu: Warten Sie hier; sorry, aber es ist wichtig.
    Tyrone war wieder deutlich zu hören. »Ich habe mich ein bisschen umgehört.«
    »Und. Was hast du rausgefunden?«
    »Als ich deine SmS bekommen habe, war mein erster Gedanke, dass ihre Familie etwas darüber wissen muss. Deshalb bin ich einfach zu den Soviroms rausgefahren, in ihre bombastische Villa, und habe die Mutter zur Rede gestellt. Und tatsächlich hat sie mir alles gebeichtet – und dazu auch noch einen Nervenzusammenbruch gekriegt. Sie haben von den Kidnappern eine Nachricht erhalten.«
    »Und? Wer hat sie entführt? Die Laoten?«
    Jake schaute auf den trostlosen Hotelparkplatz. Julia saß auf der Treppe und starrte in das Dunkel. Die Jungen hatten aufgehört, Gitarre zu spielen. Eine Ratte huschte schnüffelnd zwischen den Mülltonnen herum, eine fette, dreiste Tropenratte.
    »Chemda ist auf dem Weg nach China«, sagte Tyrone mit einem Seufzer. »Nach Yunnan. Nicht weit von der tibetischen Grenze. Ein Kaff, das …«
    »Balagezong!«
    Ein hörbares Einatmen.
    »Ja, Jake, genau. Balagezong. Woher weißt du das?«
    Jake erklärte es ihm überstürzt. Das Gespräch mit Barnier, die grässlichen Hirnoperationen. Tyrone, irgendwo im fernen Phnom Penh, machte kein Hehl aus seiner Überraschung.
    »Wahnsinn. Okay. Aber es ergibt einen Sinn. Kompletter Wahnsinn, trotzdem, es ergibt tatsächlich einen Sinn. Das ist es also, was sie vorhaben. Und deshalb ist Madame

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