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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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nicht so recht gewusst, was er dazu sagen sollte; deshalb redeten sie über andere Dinge, über ihr Leben, ihre Träume, ihre Schulzeit, die Ursprünge des Buddhismus, die Entstehung von Penang-Curry, über Gott und die Welt. Doch allein die Tatsache, dass sie miteinander sprachen, schien bereits zu genügen. Ihre langen und ausschweifenden Gespräche waren ihnen beiden die Bestätigung dafür, dass sie diese Sache gemeinsam durchziehen würden. Aber sei bitte vorsichtig. Sei vor allem auf dem Monivong auf der Hut.
    »So, Ty.«
    Der Amerikaner klappte sein Handy zu. »Ja?«
    »Lass uns noch mal unseren Plan durchsprechen.«
    »Haben wir das nicht alles schon zur Genüge getan?«
    Jake legte die Kamera in seinen Schoß und betrachtete sie eine Weile.
    »Doch, schon … aber vielleicht einfach mir zuliebe? Ich finde das Ganze hier ziemlich beängstigend.«
    »Verstehe. Schon gut. Klar. Wir sind, was wir auch sonst sind. Ich bin Journalist, du Fotograf.«
    »Wir arbeiten für?«
    »Die Bangkok Post . Ziemlich große Zeitung. Wichtig genug, um die Hexe aufhorchen zu lassen, aber auch nicht so wichtig, dass sie dort tatsächlich nachfragt. Wir machen ein Feature über sie: wie berühmt und einflussreich sie ist, die Neang Kmav, die beste Zauberin Kambodschas. Die Leute sind eitel und sehen es immer gern, wenn sie im Gespräch bleiben …«
    »Glaubst du wirklich, darauf fällt sie rein?«
    »Solange wir bar zahlen und ihr entsprechend schöntun, nimmt sie es uns ab.«
    »Und dann schieben wir eine Frage dazwischen?«
    Ty nickte. »Jedenfalls versuchen wir es. Aber da werden wir improvisieren müssen. Wir fragen sie nach berühmten Kunden, nach reichen, prominenten Khmer. Denn wer die Sache mit den kun krak in Auftrag gegeben hat, muss ordentlich Kohle haben. Das sind nicht bloß ein paar Krötenzehen, die du irgendwelchen Hinterwäldlern gegen eine Erkältung verkaufst; Rauchbabys sind sehr, sehr teuer; Oberschicht-Hokuspokus, den sich nicht jeder leisten kann. Sie ist bestimmt stolz darauf, so einen betuchten Kunden zu haben. Wir werden es jedenfalls versuchen, und vielleicht rückt sie ja mit ein paar Namen heraus.«
    Die nächste Frage musste eigentlich nicht gestellt werden, aber Jake stellte sie trotzdem. »Und das Risiko dabei, die Kehrseite, das Schlimmste, was uns passieren kann?«
    »Sie errät, wer wir sind. Sie gerät in Panik. Sie belegt dich mit einem Fluch und verwandelt dich in einen Gecko. Sie erzählt es ihrem Kunden, worauf der dir den Garaus machen will. Aber jetzt mal ganz im Ernst, Jake, was juckt dich das noch groß? Die laotische Regierung hast du sowieso schon an der Backe. Und jetzt kommt noch jemand dazu, der dir Ärger machen will. Du bist eine Jungfrau, die gleich ihren ersten Porno dreht.«
    »Na super.«
    »Ich versuche bloß, dich zum Lachen zu bringen. Um dir die Angst zu nehmen.«
    »Dafür ist es zu spät. Ich habe Angst.« Er rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Trotzdem, klasse Bild. Danke. Warum hast du eigentlich noch nie den Pulitzer-Preis gewonnen?«
    »Keine Ahnung«, brummte der Amerikaner. »Trotzdem, schon ein bisschen eigenartig, nicht? Aber vielleicht schaffe ich es ja mit dieser Story: New Yorker, Titelseite, zehntausend Wörter, ›Der Kuss der Spinnenhexe‹.« Er sah Jake mit diesem Ich-war-in-Tschetschenien-Blick an und seufzte. »War nur ein Witz. Wirklich. Das ist deine Story. Ich will dir nur helfen. Und ich kann dir helfen. Wir dürfen bloß nicht die Nerven verlieren.«
    »Und wie machen wir das?«
    Tyrones Achselzucken machte Jake nicht gerade Mut. »Sie wird erst mal versuchen, uns einen ordentlichen Schrecken einzujagen, damit wir richtig Schiss vor ihr kriegen. Das machen solche Leute immer. Du darfst bloß nicht drauf reinfallen.«
    Das Auto holperte durch tiefe Schlaglöcher, und je schöner die Landschaft wurde, desto schlechter wurde die Straße. Sie hatten bereits über die Hälfte der Strecke nach Skuon geschafft und umfuhren gerade das Flussland, die Auen und Sumpfgebiete der Cham. Angehörige eines muslimischen, Tiere opfernden, Flussfischfang betreibenden Stamms im Innern Kambodschas, der sehr isoliert lebte: Nachkommen des alten Königreichs Champa, die diese trostlosen Flussauen schon seit Jahrhunderten bewohnten.
    Jake wusste, dass die Cham von den Roten Khmer fast ausgerottet worden waren. Weitere Opfer des Terrorregimes.
    Wasserbüffel spitzten ihre rosafarbenen Ohren und beglotzten feindselig und träge das vorbeifahrende Auto; draußen auf dem

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