Bibi Blocksberg - Das Buch zum Kinofilm
Er ging schnell hinein und lehnte die Tür hinter sich an, damit er hören konnte, wenn jemand kam. Dann packte er die Kugel aus und legte sie vor sich auf den Tisch.
„ Eene meene Mikrofonn“, textete er ein wenig holprig, „ zeig mir doch die Frau mit Tom. Hex-hex!“
Doch nichts passierte. Sein Hexspruch funktionierte nicht. Florian nahm die Kugel, schüttelte sie, hielt sie ans Ohr und legte sie wieder hin. Dann machte er die Augen zu und sagte beschwörend: „ Eene meene Hexenzeit, Nebel der Vergangenheit. Hex-hex!“
Wieder nichts. Verzweifelt überlegte er, was er tun könnte. Zuerst einmal musste er völlig ungestört sein. Er ging zur Tür, drückte sie ins Schloss und sperrte ab. Draußen auf dem Flur ertönte ein leiser Hexenfluch…
Rabia, die sich unauffällig in der Nähe der Mädchen herumgedrückt hatte, war kein Wort von dem entgangen, was Bibi gesagt hatte. Als es das erste Mal zum Unterricht klingelte und die Schüler sich langsam aus dem Pausenhof in ihre Klassenzimmer begaben, stöckelte Rabia eilig hinterher. So, wie sie gekleidet war, hätte man sie für eine Schülermutter halten können – wenn nicht die hochhackigen roten Schuhe gewesen wären.
Immer wieder hinter Pfeilern in Deckung gehend, folgte sie Florian. Durch den Türspalt beobachtete sie, was in dem Raum vor sich ging. Als der Junge ihr aber die Tür vor der Nase zugemacht hatte, musste sie sich schnell etwas Neues ausdenken. Sie blickte sich um und sah auf der anderen Seite des Flures neben einer der Türen das Schild PUTZKAMMER. Schnell schaute sie noch einmal, ob sie auch niemand beobachtete, dann schlüpfte sie in die Kammer…
Im Klassenzimmer bewunderten alle Bibis gefärbte Haarsträhnen.
„Kannst du mir auch eine hexen?“, fragte Tina.
„Mir auch“, bat Marita. „In blau, wenn’s geht.“
Der pummelige Tommy griff sich geziert in die Haare und äffte die Mädchen nach: „Ich will hier eine rosa Strähne! Genau hier!“
„Also… eigentlich darf ich im Moment nicht“, gab Bibi zu bedenken. „Aber ich könnte, wenn ihr wollt.“
Tina und Marita nickten begeistert.
„ Eene meene Feuerstuhl…“, begann Bibi.
Plötzlich rief Tommy: „Bibi! Nicht! Ich warne dich!“
Doch Bibi fuhr fort: „ … auf den Köpfen wird es cool. Hex-hex!“
Tommys Warnung war zu spät gekommen. Frau Müller-Riebensehl stand bereits mitten im Klassenzimmer, als Bibis Spruch wirkte. Das sonst so fade, mausgraue Haar der Mathelehrerin hatte nun gelockte Strähnen und jede Strähne leuchtete in einer anderen Farbe des Regenbogens.
Einige begannen zu kichern und starrten Frau Müller-Riebensehl ungeniert an. Sie wurde nervös. Zuerst blickte sie an sich herunter, dann verdrehte sie die Augen leicht nach oben und wurde über ihrer Stirn ein seltsames farbiges Leuchten gewahr. Rasch ging sie zu dem Spiegel über dem Waschbecken und blickte hinein. Beim Anblick ihrer kreischbunten Frisur war sie für einen Moment sprachlos. Langsam wandte sie sich um und starrte Maritas Banknachbarin mit funkelnden Augen an. „Bibi Blocksberg!“ Ihr Stimme zitterte vor Erregung. „Mach das sofort rückgängig!“
Bibi war echt geschockt über das Ergebnis ihres Hexens. Schnell versuchte sie es wieder rückgängig zu machen: „ Eene meene Eigentor, Kopf sei bitte wie zuvor. Hex-hex!“
Doch nichts passierte. Frau Müller-Riebensehl war kurz davor zu explodieren.
„Ich glaube, es wird am Besten sein, wenn Sie das gleich auf der Toilette auswaschen“, beeilte sich Bibi zu sagen. „Die Farbe ist bestimmt wasserlöslich.“
Rabia hatte in ihrem ganzen Leben noch nicht so viel geputzt wie an diesem Vormittag. Normalerweise machte sie in ihrem Haushalt mit einem passenden Hexspruch sauber, aber heute rutschte sie auf den Knien entlang und schrubbte den Boden der Eingangshalle. Sie hatte ein hässliches, lila geblümtes Kleid an, die Haare waren mit einem Tuch hochgebunden, an den Füßen trug sie weiße Söckchen und rote Pantoffeln. Wenn gerade niemand des Weges kam, unterbrach sie ihre Arbeit und eilte kurz zur Tür des Zeichensaals, um durch das Schlüsselloch zu spähen. Doch sie sah nur Florians gebeugten Rücken. Vor lauter Kristallkugel hatte er ganz vergessen in den Unterricht zu gehen.
Frau Müller-Riebensehl kam, ihre Klasse im Schlepptau, die Treppe herab. Schnell ging Rabia wieder auf die Knie, schrubbte noch schneller und achtete darauf, dass sie Bibi nicht den Kopf zuwandte.
„Ich finde, Sie sollten das so lassen, Frau
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