Bibi und Tina 7 - Tina in Gefahr
Risiko!«
»Dein Problem », erklärte Karl ungerührt. »Aber na gut … Einsfünf. Wegen des Leuchters. «
»Aber der ist doch glatt das Vierfache wert!«
»Quatsch! Ohne den anderen kommt der höchstens auf das Doppelte. Hier!« Karl zückte seine mit Geldscheinen prall gefüllte Brieftasche. »Hier sind eintausendfünfhundert . Mehr geb ich nicht aus.«
Tina gibt nicht auf
Es war ein Glück für Tina, dass die beiden Gauner so lange brauchten, bis sie sich einig wurden.
Als sie wieder allein im Raum war, hatte sie sogleich versucht, ihr Pflaster loszuwerden. Sie schnitt die wildesten Grimassen, aber das Pflaster ging nicht ab. Da hatte sie eine Idee. Sie hüpfte, so gut es
gefesselt ging, hinüber zur Wand. Dort waren ein paar Bretter angelehnt . Sie scheuerte das Pflaster an dem harten Holz, bis es sich an einer Ecke ein wenig löste . Ihr Kinn brannte, aber sie gab nicht auf. Endlich hatte sie es geschafft. Sie schnappte tief nach Luft und stöhnte laut auf.
»Igitt!«, murmelte sie. »Schmeckt das eklig, so ein Pflaster! Jetzt muss ich bloß noch die Fesseln loswerden.«
Sie hopste weiter, auf der Suche nach einem scharfen Gegenstand. Da fiel ihr Blick auf einen Karton.
»Heyl Was glitzert denn da drin? Da ist ja noch ein Leuchter! Sieht genauso aus wie der andere . Der Typ hat also doch beide geklaut . Wahrscheinlich will er ihn noch mal extra zu Geld machen. Na, da funke ich doch gleich dazwischen.«
Tina schubste den Karton um und der Leuchter fiel heraus.
Sie legte sich auf den Boden und stieß das gute Stück zu einem Loch in der alten Mauer. Es dauerte nicht lange, da hatte sie mit Schutt und Steinen, die auf dem Boden lagen, das Loch zugescharrt. Von dem Leuchter war jetzt nichts mehr zu sehen.
Tina schwitzte vor Anstrengung, aber sie machte ein zu friedenes Gesicht . Jetzt noch die Fesseln!
Sie hatte Glück. Zwischen allerlei Gerümpel lagen zerbrochene Gartengeräte. Ein Spaten war dabei, zwar rostig, aber noch scharf. Mühsam klemmte sie ihn zwischen die Beine, hielt ihn mit den Knien fest und rieb mit dem Seil am Blatt des Spatens. Vorsichtig, ganz vorsichtig, damit sie sich nicht verletzte. Und tatsächlich! Schneller, als sie gedacht hatte, war der Strick durchtrennt .
Plötzlich hörte sie Schritte, die auf das Gebäude zukamen. Hastig setzte sie sich wieder auf die Kiste und senkte den Kopf, damit man nicht sehen konnte, dass das Pflaster ab war.
Die Schritte erstarben, und dann hörte sie, wie sich Gustav wieder mit Karl kabbelte. Es ging immer noch um Geld.
»Und wenn du mir noch so oft die fünfzehn Hunderter vor die Nase hältst, dafür geb ich dir die Ware nicht .«
»Es wird dir nichts anderes übrig bleiben«, meinte Karl höhnisch. »Wo willst du die Sachen sonst loswerden? Vielleicht beim Herrn Grafen persönlich? Willst du klingeln und sagen: ,Guten Tag, ich hätte hier ein paar wertvolle Stückchen zu verkaufen’?«
»Okay, dann frag ich dich jetzt was: Was würdest du hinblättern, wenn ich beide Leuchter hätte?«
»Ich denke, du hast nur einen? Was soll der Quatsch? Veräppel mich nicht!«
»Nimm doch bloß mal an«, sagte Gustav übertrieben freundlich, »ich hätte alle beide, Was wäre dann?«
»Dann sähe die Sache anders aus. Das wäre nicht schlecht . Für das Leuchterpaar und die anderen Klamotten würde ich dreitausend lockermachen.«
»Dreitausendfünfhundert!«, warf Gustav ein. Er wusste nur zu gut, dass der Hehler Karl beim Weiterverkauf leicht das Doppelte verdienen würde.
»Von mir aus auch dreifünf« , meinte Karl großzügig. »Aber was soll das Gerede, du hast den Leuchter ja gar nicht .«
»Dreitausendfünfhundert? Gebongt?«
»Mensch, ja!«, antwortete Karl unwillig. Dann wurde er misstrauisch . »Sag bloß, du hast ihn wirklich?«
»Ich hab ihn! Ich hab ihn!«, rief Gustav triumphierend .
»Zeig her!« Karl bekam gierige Augen .
»Ich zeige her, du zeigst her. Sonst geht nix. Eben bei den fünfzehn Hundertern hast du noch getan, als würdest du am Hungertuch nagen. «
»Hier!« Karl klappte seine Brieftasche auf und zog ein Bündel Hunderteuroscheine heraus. » Das dürfte wohl reichen. Soll ich vorzählen?«
»Ich glaub dir auch so«, sagte Gustav gönnerhaft. »Komm mit, er ist da drin.«
»Bist du verrückt?«, protestierte Karl . »Damit die Kleine mich sieht? Nichts da, du holst ihn raus.«
»Wie du willst!«
Gustav betrat das Innere der Mühle. Weil er vom Hellen ins Dunkle kam,
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