Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
Vom Netzwerk:
weil sie ein Herz in den Sand gemalt und die Namen von Izzy und Gene reingeschrieben hat, und darunter RIP . Ich hab ihr gesagt, sie soll das wegwischen, und dann hab ich mich in den Sand gesetzt und geschmollt, damit klar ist, ich find das scheiße. Es tat ihr voll leid, und da hab ich mich dann mies gefühlt, besonders als sie mich umarmt hat. Ich hab sie gelassen. Sie meint es ja nicht so, wirklich. Sie hat eben einfach einen Schaden, und außerdem wollte ich uns den Urlaub nicht versauen. Der Loch hat voll gut gerochen und mich beruhigt, und ich wusste, das wird eine schöne Zeit.
    Lennie hat ein Boot, dieser Typ ist echt immer für eine Überraschung gut; er kann richtig rudern und alles, und wir sind mit ihm angeln gefahren. Gefangen haben wir zwar nichts, aber zum Abendessen hat er dann irgendwie Forellen aus dem Hut gezaubert. Lennie friert alles ein. Dem tropft die Spaghettisoße praktisch aus den Ohren, und er hat massenweise Tupperdosen mit allen möglichen anderen Soßen, die hat er alle in so einer Kühlbox mitgeschleppt, und verschiedene Muscheln und Brot und sogar Shortbread. Der würde seinen Arm einfrieren, wenn sich daraus eine schöne Gulaschsuppe machen ließe. Er ist voll der Küchenfreak, so einer, der sich hinstellt und Vorspeisen macht. Voll die Verschwendung, sag ich, hinterher ist man pappsatt und schafft sein Essen nicht mehr, aber er macht sie halt gern, und der Hummus ist echt göttlich. Da könnt ich mich reinsetzen. Lennie kann stundenlang in der Küche abhängen, ohne Scheiß, und dann erst das Gewürzregal, das ist sein Heiligstes. Sind echt abgefahrene Sachen drin, Lorbeerblätter und Estragon zum Beispiel, und dieser Ofen, der ist der Hammer, bestimmt hundert Jahre alt, weiß der Geier, wie die das Teil hier runtergekriegt haben.
    Wofür ich Lennie noch knutschen könnte, ist die Art, wie er den Tisch fürs Abendessen deckt, da kommt man sich manchmal vor wie in einem Edelrestaurant. Erst eine Tischdecke, und darauf kommen dann passende Servietten und irgendwelche Muscheln, Kieselsteine oder Blumen, die er an dem Tag gepflückt hat, die arrangiert er in Vasen oder legt sie auf so handbemalte Teller, und einmal hat er Heidekraut mit Bindfaden zusammengebunden und längs auf so ein weißes Weidendings gelegt, und dann noch ein paar Kerzen und Muscheln dazu, das sah verdammt noch mal himmlisch aus. Er will es immer allen recht machen und braucht eine Menge Lob und Zustimmung, wie ein kleines Kind, und das kann echt nerven, weil, wenn ich gerade irgendwas mache, Hausaufgaben oder Lesen oder wenn ich vor dem Fernseher sitze, dann kommt er dauernd an und ich soll mir angucken, was er eingekauft hat oder wie er irgendwelche Klamotten gebügelt hat oder was er wieder Tolles gekocht hat. Offensichtlich wünscht er sich Dankbarkeit, aber ich hab keine Ahnung, wie ich die zeigen soll, ich meine, ich mach zwar die Gesten, lächle und so, aber er will mehr, was Konkreteres, ein Danke vielleicht, und das krieg ich einfach nicht über die Lippen, dabei fühl ich mich unwohl, und ich hasse dieses Gefühl. Eigentlich kenn ich das Wort gar nicht, so sieht’s aus, irgendwie hab ich es nicht auf dem Schirm, und ist ja auch nicht so, als hätt ich in meinem Leben bisher Grund gehabt, mich vor Dankbarkeit auszuschütten, oder als hätten mir meine Eltern Grund dafür gegeben. Und selbst wenn ich mal dankbar war, dann nicht für Dinge, für die ein normaler Mensch dankbar wäre:
    »Danke, dass ihr keine Wildfremden zu Hause angeschleppt und mich die ganze Nacht mit ›Blue Monday‹ wach gehalten habt«, »Danke, dass ihr diese Woche Eier statt Crack gekauft habt«, »Danke, dass ihr es letzte Nacht aufs Klo geschafft und nicht das ganze Sofa vollgeschissen habt«, und, last but not least , »Danke, dass du dich erhängt hast, Izzy, und es uns einfacher gemacht hast, deine Leiche in einen Kohlenkasten zu legen.«
    So was halt. Sentimentalitäten kenn ich nicht. Klingt brutal, ich weiß, aber was will man machen, mit meiner Vorgeschichte müsste ich eigentlich eine Serienmörderin sein. Muss man ja mal positiv sehen.
    Trotzdem, ich hätte mich echt bei Nelly für das tolle Abendessen bedanken sollen, das sie neulich gemacht hat. Sie wird gerade eine richtige Feinschmeckerin. Muscheln mit Tomatensauce hat sie uns gekocht. Lennie war stolz wie Oskar. Später haben wir dann noch getanzt. Hat echt Spaß gemacht.
    Ich weiß, dass ich dankbar sein sollte für Leute wie Lennie, es ist der Wahnsinn, was er alles

Weitere Kostenlose Bücher