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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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was wissen wir denn wirklich über ihn? Nelly schmeißt sich natürlich voll an ihn ran, nachdem er sie mal zum Frühstück eingeladen hat, das war wohl der Burner. Oh Mann, dieses Mädchen ist so gaga. Ich hab versucht, ihr zu verklickern, warum wir keinen so engen Kontakt zu ihm haben dürfen, und ich musste sie echt daran erinnern, dass Gene und Izzy tot im Blumenbeet liegen (von wegen Urlaub). Wir mussten für Izzy doch noch mal was anderes suchen, diesmal neben dem Haus, da haben wir ein kleines Grab ausgehoben und Steine draufgelegt, aber die haben wir dann doch wieder weggetan, weil es wie ein richtiges Grab aussah, deshalb brauchten wir noch mehr Pflanzen, aber das sah auch irgendwie blöd aus, weil, neben dem Haus ist kein Licht, und Pflanzen brauchen ja Licht. Wir haben es trotzdem so gelassen, es war besser als der Schuppen. Nur Lennies Hund hat es einfach nicht in Ruhe gelassen.
    Jedenfalls bin ich noch mal zu Vlado gegangen. Ich brauche meinen Job wieder. Ich kann die Miete nicht zahlen und kaufen kann ich auch nichts. Bald stehen sie alle auf der Matte. Die Fürsorge und R. T. Macdonald, wenn wir nicht aufpassen. Dann gibt’s eine Zwangsräumung und das mit Izzy und Gene kommt raus. Eine Riesenscheiße hat mir dieser Vlado da eingebrockt.
    In einer Seitenstraße der Byres Road wohnt er. Muss ein ziemliches Drecksloch sein, es gibt nicht mal eine Klingel. Unter einem Stapel Zeitungen schläft ein stinkender Alter, jedenfalls sieht er alt aus, wobei er auch zehn sein kann, keine Ahnung. Dreck überdeckt ja so ziemlich alles. In der Wohnung ganz unten brüllt sich Bono die Seele aus dem Leib, und ich denk mir so, fängst du mal da an. Mr.   V.   Pavlovic , steht auf einem Post-it an der Tür, das klingt schon ziemlich nach ihm.
    Ich steh da bestimmt fünf Minuten und klopf an seine Tür. Drinnen ist die Anlage voll aufgedreht. Irgendwann macht er dann endlich mal auf, aber die Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen.
    »Was willst du hier?«, fragt er.
    »Mick hat mich wegen dir rausgeschmissen«, sag ich.
    »Du bist noch zu jung, um Drogen zu verkaufen oder überhaupt irgendwas mit Drogen zu tun zu haben. Geh heim zu deinen Büchern«, sagt er.
    »Aber ich brauch Geld.«
    »Dann such dir einen Job«, brüllt er.
    »Ich hatte ja einen«, schreie ich zurück.
    »Aber jetzt hast du keinen mehr. Geh nach Hause, Kleine!«
    »Ich bin keine Kleine. Ich bin fast sechzehn. Geh doch selber nach Hause.«
    Dann muss ich losheulen, das ist ihm sichtlich unangenehm. Am liebsten würde er mir die Tür vor der Nase zuknallen, aber er will auch, dass ich aufhöre zu weinen.
    »Was kannst du denn so alles?«, fragt er.
    »Ich weiß nicht«, sag ich.
    »Jeder kann irgendwas. Man muss einfallsreich sein in diesem Leben.«
    »So wie du?«
    »Ich bin in einer ganz anderen Lage als du. Ich hab in diesem Land nicht viele Möglichkeiten. Ich tue nur, was ich tun muss.«
    »Ich hab auch nicht viele Möglichkeiten.«
    »Haben deine Eltern Arbeit?«
    »Nein.«
    »Stecken sie in Schwierigkeiten?«
    »Sie sind nie da. Ich muss Geld verdienen. Die Miete zahlen.«
    »Zahlt die nicht der Staat?«
    Er hat auf alles eine Antwort.
    »Denen schon, aber nicht mir. Sie geben alles aus. Ich muss mich um meine kleine Schwester kümmern. Dafür sorgen, dass wir nicht auf der Straße landen. Ich war auf diesen Job angewiesen.«
    Jetzt kriegt er ein schlechtes Gewissen.
    »Ich seh mal zu, was ich tun kann«, sagt er.
    »Du redest mit Mick?«
    »Von Mick hältst du dich fern, verstanden?«
    Ich nicke.
    »Komm morgen wieder. Um sieben. Sieben Uhr morgens.«
    »Wozu?«
    »Willst du arbeiten oder nicht?«
    Ich nicke.
    »Dann bis morgen früh.« Er knallt die Tür zu.
    Am nächsten Tag bin ich wie bestellt um sieben da. Ich hab mich hübsch gemacht. Sommer-Make-up, meine besten Schuhe und ein süßes Täschchen.
    Er macht die Tür auf, als ob ich zu spät dran wäre. Bin ich aber nicht. Dann guckt er mich von oben bis unten an und prustet los.
    »Ich hab was, was zu deinen Schuhen passt«, sagt er. Ich bin ganz gespannt, bis er mir einen roten Eimer in die Hand drückt.
    »Komm rein«, sagt er. »Aber zieh diese albernen Dinger aus.«
    Sein Fußboden ist aus echtem Holz, sagt er, und er will nicht, dass ich Kratzer reinmache.
    Seine Wohnung sieht aus wie ein Musterzimmer von IKEA . Alles in Schwarz oder Buche. Nicht dass das jetzt falsch rüberkommt, er hat es schön, ich hätte bloß nicht damit gerechnet. Die Treppe zu seinem Haus täuscht ein

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