Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
Vom Netzwerk:
Bettler vorbeigehn, ohne ihm ein paar Münzen hinzuwerfen, und über Lennie verliert er kein schlechtes Wort, im Gegenteil. Das Thema Kirche hab ich für mich zwar abgehakt, aber Nelly geht jeden Sonntag hin und er lässt sie sogar spielen, während sich alle hinsetzen und es sich für das Wort Gottes gemütlich machen.
    Das einzige Problem im Moment ist Lennie. Er ist ziemlich mies drauf und hat irgendwie nie Zeit für Robert T. Macdonald, was voll schade ist, weil, Opa hat echt was für ihn übrig. Ehrlich gesagt bin ich schon irgendwie enttäuscht, ich hätte mehr von Lennie erwartet. Echt, so eine beleidigte Leberwurst. Letzten Sonntag haben wir alle zusammen Braten gegessen, voll traditionsmäßig. Wir waren mit Opa in der Stadt gewesen, Klamotten kaufen; er ist so großzügig, das ist der Hammer. Mit mir ist er in den Topshop, und Nelly hat er lauter DVD s mit Bette Davis gekauft, eine ganze Sammlung, die gucken wir nächstes Wochenende bei ihm, so richtig mit Popcorn und allem, und dann übernachten wir offiziell bei ihm. Wird wohl langsam mal Zeit, dass wir uns angucken, wie er so wohnt, und ich hab’s auch schon vor Wochen versprochen. Er hat sich so gefreut. Na jedenfalls, das Abendessen war ein Desaster, Lennie hatte einen Wein aufgemacht und Opa hat gesagt, er trinkt nichts, was glatt gelogen war, weil, vor Kurzem war er mit uns in einem Restaurant, und da hat er sich ein Glas Rotwein bestellt. So lange man ihn zu einem guten Essen trinkt, ist das in Ordnung, hat er gesagt, nur wenn man ihn zusammen mit ein paar Nichtsnutzen im Park trinkt, wird’s problematisch.
    Opa hat auch die Miete für unser Haus übernommen, bis Izzy zurückkommt. Ich hab voll das schlechte Gewissen deswegen, es gibt ja keine Izzy mehr. Ich frag mich oft, ob Nelly ihm die Wahrheit sagen will. Sie sind echt ein Herz und eine Seele im Moment. Er ist so nett zu uns, und manchmal komm ich mir vor wie eine Diebin, weil wir so viel von ihm annehmen und ihn Opa nennen, obwohl wir wissen, seine Tochter liegt da im Garten. Klar haben wir Angst, weil, irgendwann wird er ja wissen wollen, wo sie ist. Jetzt glaubt er, sie sind irgendwo im Grünen. Sind sie ja auch, nur nicht so, wie er denkt.

Nelly
    Es macht so viel Spaß, mit Opa zusammen zu sein, und Lennie nimmt es so wunderbar gelassen. Er ist wirklich ein feiner Kerl. Letzten Sonntag hat er Opa sogar zum Essen eingeladen, wobei Opa seinen Alkoholkonsum missbilligte und sich sogar dazu äußerte. Ich versicherte ihm, dass Lennie kein Trunkenbold ist, aber er riet mir, ein Auge darauf zu haben, und das werde ich sehr wohl, denn Lennie ist in letzter Zeit tatsächlich etwas wackelig auf den Beinen und wäre letzte Woche im Supermarkt beinahe zusammengebrochen. Er ist wohl nicht mehr der junge Mann, für den er sich gern hält, und es stimmt schon, dass er sonntags gern zwei Gläser trinkt, mindestens. »Kein Braten ohne ein gutes Glas Roten«, sagt er immer, aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn er sich deshalb eine Verletzung zuzöge. Es war nur richtig von Opa, das Thema aufs Tapet zu bringen, in aller Vorsicht natürlich und ohne dass man daran Anstoß nehmen konnte. Sie sind so gute Freunde geworden, ein Herz und eine Seele, möchte man fast sagen. Natürlich lade ich Lennie immer mit ein, wenn wir irgendwohin fahren, aber er hat in letzter Zeit so schrecklich viel um die Ohren. Er ist ein wenig zum Eigenbrötler geworden, ist gern für sich allein. Ich vermute, so war er schon immer, bevor wir mit all unseren Wünschen und Bedürfnissen in seine Welt hineingeplatzt sind; er ist so eine Seele von Mensch, und es muss eine regelrechte Erleichterung für ihn sein, dass er jetzt jemanden hat, mit dem er die Last teilen kann, der ihm vielleicht die Verantwortung für uns abnimmt, was keineswegs böse gemeint ist, aber Lennie ist nicht mehr der Jüngste und möchte sein Haus sicher wieder für sich haben, an den Abenden in Ruhe Klavier spielen, ohne sich zu Duetten mit mir verpflichtet zu fühlen. Vielleicht bäckt er dann auch wieder, das tut er kaum noch im Moment. Es gibt wohl einfach so viel zu tun, unsere Wäsche und das Durcheinander, das wir jeden Morgen hinterlassen; ich mache nie mein Bett. Er bügelt sogar unsere Kleider, wenngleich in letzter Zeit seltener, seit er einmal ein Hemd verbrannt hat. Er hatte sich einen Tee gekocht und das Bügeleisen währenddessen darauf stehen lassen. Offenbar ist er sehr erschöpft. Wir haben sicher genug von seiner Zeit in Anspruch genommen,

Weitere Kostenlose Bücher