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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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und zeigt uns allen den Stinkefinger.
    »Das geziemt sich nicht für eine Dame«, bemerkt Nelly.
    »Fickt euch«, sagt Julie. »Ihr alle, fickt euch.«

Lennie
    Marnie war wie immer schnell mit einer Erklärung für die Abwesenheit der beiden bei der Hand, allerdings nicht schnell genug für Robert T. Macdonald.
    »Sie sind einfach abgehauen«, sagte sie. »Wohin, weiß ich nicht.«
    »Aber von dem Geld hast du gewusst«, sagte Robert T. Macdonald.
    »Mick hat mir davon erzählt.«
    »Drogengeld, hab ich recht?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Ihr verkehrt doch mit solchen Leuten, stimmt’s?«, fauchte Robert T. Macdonald.
    »Das geht dich einen Scheißdreck an!«, schrie Marnie.
    »Ob es dir gefällt oder nicht, junges Fräulein, ich bin dein Großvater, und diese Lügen taugen nichts, dein Umgang taugt nichts und hier in diesem Haus bei diesem Kerl zu wohnen, das taugt auch nichts. Wo sind sie?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ich könnte die Behörden verständigen«, sagte er.
    »Wenn du das machst, ist Izzy erledigt. Willst du das? Vielleicht kommt sie in den Knast.«
    »Wie konnte sie euch einfach so verlassen?« In seiner Stimme lag Schmerz, Enttäuschung.
    »Na, das fragt ja der Richtige«, zischte Marnie.
    »Ich hab sie bei ihrer Mutter gelassen. Das ist ja wohl was anderes!«
    »Aber ihre Mutter ist gestorben. Danach war sie ganz allein auf der Welt. Kein Wunder, dass sie sich Gene in die Arme geworfen hat. Das ist alles nur deine Schuld!«
    Marnie war den Tränen nahe. Dieser Tag war zu viel für sie gewesen, das sah ich, und ich würde lügen, wenn ich behauptete, der Angriff auf Robert T. Macdonald hätte mir keinen Spaß gemacht.
    »Komm, Marnie, für Vorwürfe ist es jetzt auch zu spät«, sagte Nelly aus der stillsten Ecke des Raums, in der Hand einen Koffer.
    »Sie werden zurückkommen. Sie kommen immer zurück. Kopf hoch, altes Mädchen«, versicherte sie ihr.
    Marnie wirkte ungläubig und nicht weniger erstaunt als ich über Nellys tapferen Vorstoß.
    »Ich schlage vor, wir setzen uns jetzt alle zusammen, essen ein schönes Stück Kuchen und trinken vielleicht eine Tasse Tee. Würdest du uns den Gefallen tun, Lennie?«
    »Aber natürlich«, sagte ich. »Das ist mir ein Vergnügen«, aber es war alles andere als das.

Nelly
    Ich wusste weder mit mir noch mit meinem Koffer etwas anzufangen.
    Bobby kam mit einem Knie im Maul in Lennies Wohnzimmer, und zum Entsetzen einer kapriziösen Ehefrau stellte sich heraus, dass meine Schwester Eishörnchen verkauft.
    Ich war ein Nervenbündel, anders kann man es nicht sagen. Bobby den Knochen abzunehmen und ihn wieder zu vergraben, war kein leichtes Unterfangen. Ich wusste ja nicht einmal, aus welchem Grab er ihn herausgezerrt hatte.
    Gott sei Dank servierte Lennie uns dann Tee und Kuchen und machte diesen Tag, der sicher für uns alle grauenvoll war, damit erträglicher. Marnie beruhigte sich schließlich, und Robert T. Macdonald schlug vor, dass wir mehr Zeit mit ihm verbringen, bis Izzy zurückkommt. Marnie zögerte, sie wusste schließlich, dass es auf lebenslänglich hinausläuft, wohingegen ich mich für diesen Gedanken durchaus erwärmen konnte. Schließlich hatte Robert T. Macdonald den Tag gerettet. Ein geselliger Nachmittag, vielleicht mit einem Spaziergang, konnte ja nicht schaden. Unser gemeinsames Frühstück war ein großer Erfolg gewesen, und so schmiedeten wir Pläne. Marnie brachte natürlich allerlei Ausreden vor, und ich war sehr enttäuscht. Er hatte sich für sie eingesetzt und sie beschützt, Gott bewahre, er hätte es nicht.
    Marnie ist in meinem Leben nicht mehr der starke Fels, der sie einmal war; nein, sie lässt mich in zu vieler Hinsicht im Stich. Ich sehe sie in letzter Zeit kaum noch. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie wohl beschäftigt, wir haben doch etwas zu erledigen, müssen Geheimnisse bewahren und sind für Menschen verantwortlich. Großvater werden wir jetzt augenscheinlich nicht mehr los, und wenn seine Tochter nicht bald auftaucht, sitzen wir alle in der Tinte. Aber bis zum Kinn!

Marnie
    Wir müssen echt aufpassen wie ein Schießhund, wenn’s um Robert T. Macdonald geht. Ein winziger Fehler, und wir sind geliefert. Nelly hat geguckt wie ein Auto und zur Abwechslung mal nicht mit tausend Fragen losgeschossen. Sie wollte zum Beispiel gar nichts über Julie und Mick wissen, oder über irgendwas anderes von dem, was sie alles gehört hat, die Drogen oder die Affäre mit einem verheirateten Mann, wobei sie schon gefragt hat,

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