Bier auf Wein, das lass sein!
ja ebenfalls aus dem Fleisch stammt.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da ein Stück Muskelfleisch an seiner Oberfläche eben aus Muskelzellen besteht und – anders als die äußere Haut – überhaupt keine Poren besitzt, die sich schließen könnten. Die starke Hitze bewirkt lediglich, dass sich das Eiweiß an der Außenseite rasch in eine knusprige, jedoch keinesfalls flüssigkeitsundurchlässige Kruste verwandelt; darauf, wie saftig das Fleisch nach dem Braten ist, hat es aber keinen Einfluss.
Dennoch hat das scharfe Anbraten einen Sinn: Es führt zur Umwandlung von Zucker und Eiweißbestandteilen in die nicht nur dunkle, sondern auch überaus wohlschmeckende Kruste. Lebensmittelchemiker sprechen in diesem Zusammenhang von der »Maillard-Reaktion«, weisen allerdings darauf hin, dass dadurch zwar das Aroma steigt, das Fleisch jedoch ernährungswissenschaftlich an Wert verliert, da die Bausteine der Eiweiße, die Aminosäuren, auf diese Weise in Verbindungen umgewandelt werden, die für den Organismus schlecht zu verwerten oder gar völlig unbrauchbar sind.
Wenn du kein blutiges Steak magst, brate es gut durch!
Bestellt man im Lokal ein Steak, so wird der Kellner unweigerlich fragen: »Medium oder durch?« Und obwohl fast jeder Gast weiß, dass das Fleisch durch übermäßig langes Garen unnötig zäh wird, bestellt doch so mancher sein Steak »durchgebraten«, mit der Begründung, er möge nuneinmal kein blutiges Fleisch. Dieses Argument ist jedoch alles andere als stichhaltig!
Denn im Steak ist in dem Moment, in dem es in die Pfanne kommt, praktisch kein Blut mehr enthalten. Das, was da so rot aus dem Fleisch tropft, ist nichts weiter als Saft, und seine Farbe verdankt er nicht dem Hämoglobin des Blutes, sondern dem Myoglobin der Muskeln. Hierbei handelt es sich um ein Protein, das Sauerstoff an sich bindet, um ihn dem Muskel bei körperlicher Aktivität möglichst unverzüglich zur Verfügung stellen zu können. Dass das Myoglobin im Muskel ebenso rot ist wie das Hämoglobin im Blut, hängt mit dem sehr ähnlichen chemischen Aufbau zusammen. Da der Bedarf an Sauerstoffdepots in der Muskulatur von Tierart zu Tierart stark abweicht, enthalten verschiedene Fleischarten unterschiedliche Mengen an Myoglobin. Doch egal, wie rot es bei einem medium oder gar englisch gebratenen Steak auf dem Teller wird – mit Blut hat das nichts zu tun.
__ Gelenke __
Knacke nicht mit den Gelenken, sonst werden die steif!
Manche tun es aus Nervosität, andere erfreuen sich an dem Gefühl, wenn die Spannung im Gelenk plötzlich mit vernehmlichem Knacken nachlässt, und wieder andere wollen mit dem Geräusch offenbar ihre Mitmenschen nerven. Gemeinsam ist ihnen allen die Vorliebe, Finger- oder Zehengelenke so lange zu verbiegen oder an ihnen zu zerren, bis es auf einmal mehr oder minder laut und scharf knallt.
Dass diese Vorliebe gefährlich sein soll, dass man dadurch Gicht bekommen kann oder dass die Gelenke auf Dauer steif werden, ist jedoch purer Unfug, der vermutlich von Personen in die Welt gesetzt worden ist, denen das Geknacke ihrer Mitmenschen auf die Nerven ging. Der Knall entsteht, wenn die sich im Gelenk berührenden Knochen durch den Zug auseinander schnappen. In dem dadurch weiter gewordenen Gelenkspalt entsteht ein Unterdruck, woraufhin sich wie in einer geöffneten Sprudelflasche innerhalb der Gelenkflüssigkeit kleine Gasbläschen bilden. Eine zeitweilige Schonung des Gelenks ist schon allein dadurch gewährleistet, dass es eine ganze Weile – etwa 10 bis 30 Minuten – dauert, bis sich die Bläschen wieder aufgelöst haben. In dieser Zeitspanne kann man noch so sehr an den Fingern drehen und ziehen, auf das befreiende Knacken wartet man vergeblich.
__ Gewitter __
Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen!
Das ist vielleicht der populärste Merkspruch zum Verhalten im Gewitter. Doch ebenso wie die weniger bekannte Variante »Weiden sollst du meiden, Linden sollst du finden« ist er schlicht Nonsens!
Wahr daran ist allenfalls der jeweils erste Teil, denn grundsätzlich ist jeder Baum denkbar ungeeignet, um bei einem Gewitter darunter Schutz zu suchen. Ein Blitz schlägt nun einmal besonders gern in das höchste Objekt ein, und das kann eben eine Eiche genauso sein wie eine Buche, eine Weide oder eine Linde.
Wie ist dann aber diese Regel entstanden? Nun, verantwortlich ist dafür wohl die sichtbare Zerstörung, die ein Blitzschlag an den unterschiedlichen Bäumen hinterlässt.
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