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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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sich gerade eben, von einem Moment auf den anderen, etwas Wichtiges geändert. Es fühlte sich an, als hätten die Impulse, die seine Nerven ans Gehirn sendeten, auf einmal einen neuen Weg gefunden. Was natürlich kompletter Unsinn war, aber es fühlte sich so an. Wie in einem ausgetrockneten Bachbett nach dem Sommer das erste Schmelzwasser seinen neuen Weg fand. Das Stehen tat zwar immer noch höllisch weh, er zitterte vor Schwäche und Wut, aber es war, als müsse sein Körper weniger darum kämpfen. Er schaute entgeistert auf seine Beine. Dann hörte er Sophie aus der anderen Ecke des Raums, sie saß offenbar nicht mehr auf dem Ball.
    »Und …«, ihre typische Kunstpause. »… entlasten bitte!« Er hörte ihre Schritte auf der Matte. Dann eine Tür. Verwirrt blickte er sich um, normalerweise verabschiedeten sie sich voneinander, aber Sophie war gerade in ihrem Büro verschwunden, das an den Behandlungsraum angrenzte. Dominique schüttel-te irritiert den Kopf und ließ noch einmal die Stangen los. Er wollte wissen, ob es noch einmal funktionieren würde. Er stand. Freihändig. Vorsichtig versuchte er einen Schritt, musste sich zwar gleich wieder abstützen, aber es klappte erstaunlich gut. Die Übung war nicht neu für ihn, aber so? Das vorsichtig fließende Wasser in dem Bachbett hatte offenbar noch ganz andere Vorteile. Dominique grinste, als Sophie zurückkehrte, sie trug ein großes, langes Paket unter dem Arm, um das sie ein rotes Band geknotet hatte. Die Schleife sah aus, als wäre sie beim Einpacken in Eile gewesen.
    »Was ist das?«, fragte Dominique. »Ein Geschenk?«
    »Ja, ein Geschenk«, sagte sie. »Von mir für dich. Sei froh, dass ich es schon besorgt habe, du bist früh dran. Wie immer.« Ihre Sommersprossen strahlten noch ein wenig mehr als sonst. Dominique ahnte, um was es sich handelte. Und er hatte sich für diesen Tag etwas vorgenommen. Sehr fest hatte er sich das vorgenommen. Er grinste sie an, sie war noch kleiner und zierlicher als er, im Grunde war es eine vollkommen logische Frage.
    »Gehst du mit mir aus?«, platzte er heraus.
    »Wenn du das Gehen wörtlich nimmst«, sagte Sophie mit einem Augenzwinkern und drückte ihm das Paket mit den Krücken in die Hand.
    »Alle zwei Stunden für fünf Minuten, mehr nicht. Für den Anfang.«
    Es würden einige sehr glückliche Minuten alle zwei Stunden werden, dachte Dominique, als er die Klinik verließ, um zurück in die ECSB-Zentrale zu fahren.

    Um siebzehn Uhr desselben Nachmittags ergab sich plötzlich die Gelegenheit, auf die Dominique gewartet hatte. Eddy verließ gerade das Büro, das er sich mit Solveigh teilte, wahrscheinlich um frische Luft auf dem Dach zu schnappen, was er sehr häufig tat, seit ihm Will Thater dort eine elektrische Rampe für seinen Rollstuhl hatte anbringen lassen. Schon eigentümlich, dass bei der ECSB ausgerechnet auf einem Flur zwei Rollstuhlfahrer arbeiten, dachte Dominique. Andererseits war Thater für seine rigorosen Auswahlmethoden bekannt, was die Qualifikation seiner Mitarbeiter anging. Und von einem Innendienst-mitarbeiter wie Eddy wurde nun einmal nicht gerade verlangt, dass er den Mount Everest bestieg. Eddy war so etwas wie Solveighs zweites Gehirn, wenn sie im Einsatz war. Er war über Kameras ständig mit ihr verbunden und lotste sie durch eine fremde Stadt oder flüsterte ihr nützliche Details über ihren Gesprächspartner ins Ohr. Die beiden waren ein Dreamteam, sie kannten sich schon ewig, wie Dominique mittlerweile herausgefunden hatte. Offenbar hatte Eddy Solveigh damals aus einer sehr unschönen Zeit mit Drogen und abgebrochener Ausbildung herausgeholt. Trotzdem war Dominique jetzt froh, dass Eddy für kurze Zeit auf dem Dach verschwunden war, denn er hatte einen Plan. Mithilfe von Sophies nagelneuen Krücken stemmte er sich aus dem Rollstuhl und überquerte sehr langsam und begleitet von einem heftigen Schweißausbruch den Gang von seinem Büro bis zu ihrer Tür. Er klopfte nicht, sondern öffnete sie schwungvoll, wobei ihm eine der Krücken aus der Hand glitt und lautstark zu Boden ging. Solveigh drehte sich erschrocken um und starrte ihn entgeistert an. Dann wich ihre Überraschung echter Freude, und sie grinste. Sie nahm den Telefonhörer zum Ohr, den sie wohl fallen gelassen hatte, und sagte: »Marcel? Ich rufe zurück, okay?« Der unvermeidliche Marcel Lesoille, vermerkte Dominique. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Solveigh auf ihn stand. Sie strahlte ihn an.
    »Du stehst.

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