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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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möglichen Zielen eine Wahrscheinlichkeit von 73,45 Prozent, dass es sich um eine politisch motivierte Gruppierung handelt.«
    Er bedeutete Eddy, die nächste Grafik aufzurufen, bei der der mittlere Teil der Formel hervorgehoben war. »Wenn wir uns die möglichen Ziele anschauen, kommen vor allem Industrieanlagen, Infrastrukturen und Verkehr sowie Verwaltung in…«
    »Bitte, Dominique«, unterbrach ihn Will Thater, der in einer für ihn sehr typischen Ungeduldsgeste mit einem Kugelschreiber auf die Tischplatte klopfte. »Das ist ja alles schön und gut, und ich glaube dir und Dr. Gladki wirklich unbesehen, dass ihr das anständig berechnet habt.«
    Dominique seufzte.
    »Was ist das Ziel?«, fragte William Thater. »Und ist es Grund genug, den Europäischen Rat einzuschalten?«
    »Ich glaube, daran kann kein Zweifel bestehen«, antwortete Gladki, und Dominique nickte ernst. Solveigh, Will und Eddy blickten ihn an. Alleine ihn. Musste er das wirklich verkünden? Ein Blick zu Andrea bewies ihm, dass er diese Karte gezogen hatte.
    »Wir glauben«, setzte er an und schaute dabei in die Runde am Tisch, »dass eine Gruppe russischer Nationalisten plant, Europa in den ungeplanten und sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie zu treiben, um die Gaspreise ins Unermessliche steigen zu lassen und so den Wert ihres wertvollsten Bodenschatzes zu vervielfachen.«
    Das Kugelschreiberklopfen hatte aufgehört. Will dachte nach und verkündete nach einer Weile: »Okay, das hört sich logisch an. Käme es tatsächlich zu einer Abschaltung sämtlicher Kernkraftwerke in Europa, würde der Gaspreis explodieren. Nur Gas könnte überhaupt die notwendige Spitzenlast erzeugen, ohne die unsere Industrie stillsteht und damit die gesamte Wirtschaft. Und die Einzigen, die genug liefern könnten, wären die Russen. Aber warum, um alles in der Welt, sollten die europäischen Staaten gleichzeitig aus der Kernenergie aussteigen? Das Wendemanöver der deutschen Kanzlerin nach Fukushima war zugegeben erstaunlich, aber nicht alle Bevölkerungen teilen die deutsche Skepsis. In Frankreich beispielsweise ist nahezu niemand gegen die Atomenergie – auch nicht in Skandinavien…«
    »Und was wäre«, flüsterte Dominique, dem selbst bei dem Gedanken, was ihre Berechnungen ergeben hatte, beinahe körperlich übel wurde, »wenn es ein Fukushima in Europa geben würde? Nicht einmal in dem Ausmaß, aber Störfälle. Und viele davon. Und unkontrollierbar? Was wäre dann?«
    Will Thater wurde bleich, und auch die ansonsten so gefasste Solveigh rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Es entstand eine längere Pause, bis schließlich doch Will das Wort ergriff: »Und ihr wollt mir erzählen, dass ein Computervirus ein Atomkraftwerk lahmlegen kann? Das kann doch nicht euer Ernst sein…«
    »Wer weiß?«, warf Solveigh ein. »Immerhin werden die Atomanlagen vom Iran ja auch nicht gerade aussehen wie der Hof eines Schweinebauern, oder? Und da haben die Israelis es nun mal nachweislich reingekriegt.«
    »Genau, Slang«, bestätigte Dominique. »Und ich zeige euch jetzt ein Foto, das einiges relativieren dürfte, was ihr bisher über unsere westeuropäische Hightechatomindustrie gedacht habt.«
    Er warf einen fragenden Blick zu Eddy, der die entsprechende Datei aufrief. Das Bild zeigte einen Mann in einem Overall, der schief lächelnd vor einer Computeranlage stand, die sich kaum von einem handelsüblichen PC unterschied.
    »Was soll denn das sein?«, fragte Will. »Falsches Bild?«
    »In gewisser Hinsicht schon«, erläuterte Dominique und fuhr langsam und sehr leise fort: »Hier seht ihr den Leitstand des Atomkraftwerks Isar II, eines der neuesten der Bundesrepublik Deutschland, das bis mindestens 2022 am Netz bleiben soll. Und das da in der Mitte«, er deutete auf den PC, »ist ein Computer mit dem Betriebssystem Windows NT.«
    »Den Stuxnet ohne Probleme angreifen kann«, flüsterte Eddy.
    »Heilige Scheiße«, murmelte Will und griff zum Telefon.

KAPITEL 23
    Moskau, Russland
04. Dezember 2012, 17.33 Uhr (sechs Wochen später)
    Thomas Eisler erreichte die Gegend, die im Volksmund Rubljowka genannt wurde, über die gleichnamige Chaussee, an der seit jeher die Wochenendhäuser der Reichen und Mächtigen lagen. Von Josef Stalin bis Wladimir Putin hatten hier alle Regierungschefs ihre Datschen gebaut, zunächst meist aus Holz, heutzutage aus Marmor und mit goldenen Wasserhähnen. Die Straße beschrieb eine sanfte Linkskurve durch die dichten Kiefernwälder, nur

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