Biest: Thriller (German Edition)
geahnt, dass die Israelis ihnen nicht so ohne Weiteres helfen würden, wer immer dieser Gideon Feinblat auch war. Also begann er zu erzählen, und keine fünf Minuten später war ihm die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher. Bis auf Yael, die einmal zwischendrin rausging, um zu telefonieren, hingen zwei Augenpaare die ganze Zeit über an seinen Lippen.
KAPITEL 36
Heilbronn, Deutschland
28. Januar 2013, 19.48 Uhr (zwölf Tage später)
Doreen Kaiser zündete gerade die Kerzen auf dem Tisch an, als sie hörte, wie Peter den Wagen an der Hecke gegenüber abstellte. Ihr Vermieter ließ es nicht zu, dass er vor den Garagen parkte, obwohl Doreen wusste, dass eine davon lediglich seine Gartengeräte beherbergte. Sie hatte mit den Achseln gezuckt, als er es ihr offenbart hatte. Und auch seine Bedenken bezüglich ihrer Liquidität konnte sie ausräumen. Ja, sie hatte als freie Journalistin ein festes Einkommen, hier ist der Brief von der Redaktion des Rostocker Anzeigers, bitte schön. Vierhundertzwanzig Euro kalt. Danke schön. Im Flurspiegel überprüfte Doreen Kaiser den Sitz ihres Lippenstifts und strich ihren Rock glatt. Sie hörte seine Schritte im Treppenhaus mit mosaikgemustertem Steinboden und Plastikhandlauf am Geländer. Sie öffnete die Haustür, als er noch im ersten Stock war, um ihn zu empfangen. Er hatte einen Strauß Blumen dabei, wie jeden Freitag seit vier Wochen. Das Papier hatte er schon unten um die Stiele gewickelt, wie es sich gehörte. Peter wusste sich zu benehmen, und es war Doreen einigermaßen schleierhaft, weshalb seine Frau ihn mit dem Jungen verlassen hatte. Er war vielleicht ein wenig monothematisch veranlagt, aber ansonsten ein netter Mann, mit dem man lachen, aber auch weinen konnte. Wäre er in Berlin in die Spielhalle marschiert und hätte ihr einen Drink ausgegeben, vielleicht hätte sie ihn auch ohne Auftrag mit nach Hause genommen, einfach nur um herauszufinden, ob er wirklich so nett war. Er lächelte, als er ihr die Blumen überreichte, und gab ihr einen Kuss auf den Mund, spitz und wenig intim. Doreen Kaiser hatte sich daran gewöhnt und wusste, wie sie ihn später auf Betriebstemperatur kriegen würde. Sie nahm die Blumen betont sanft aus seiner Hand und bat ihn herein. Sie aßen selbst gekochte Nudeln mit Tomaten-Sahne-Soße und Basilikum, die ihr nicht sonderlich gut gelungen waren, aber sie wusste, dass es Peter nicht störte. Während des Essens, dachte sie immer wieder an das Paket, das sie schon vor drei Tagen für ihn gepackt hatte und das seitdem wie ein Damoklesschwert über ihren Gedanken und ihrer Beziehung hing. Öfter als einmal hatte sie davon geträumt, wie sich ihr Verhältnis hätte entwickeln können, wenn es nicht ihren Auftrag gäbe. Das Paket lag in der Küchenschublade, und es schien sie aus dem Dunkel anzuschreien. Tu es nicht, Doreen. Lass mich hier, und geh mit ihm weg. Nimm ihn mit, solange du noch kannst. Als er ihre Wange berührte und sie fragte, was sie so beschäftige, war die Hoffnung verflogen. Es ging nicht. Natürlich nicht.
»Nichts, Peter. Wirklich.« Sie nahm seine Hand und küsste sie. Sie stand auf, und er zog sie an sich. Beinah wäre sie auf seinem Schoß gelandet, aber sie drehte sich einmal um die eigene Achse, lachte und verschwand Richtung Küche. »Warte kurz, ich habe noch ein Geschenk für dich. Aber du musst versprechen, es erst morgen bei der Arbeit aufzumachen«, rief sie aus der Küche und zog die Schublade auf. »Weißt du noch, was morgen für ein Tag ist?«
»Ja, natürlich«, antwortete Peter. »Unser erstes kleines Jubiläum. Ein Monat.«
Das Paket starrte sie an. Grünes Papier mit einer roten Schleife aus Seide, die sie doppelt geknotet hatte. Doreen starrte zurück in die Schublade. Sie trug das Paket wie ein Messdiener ins Wohnzimmer, in dem auch ihr Esstisch stand.
»Ein kleiner Beweis dafür, wie sehr ich dich liebe, mein Schatz. Und es ist wirklich wichtig, dass du es erst in der Mittagspause aufmachst.«
Peter nickte und drehte das Paket. Er schüttelte es und grinste: »Es tickt nicht. Also keine Bombe?«
Doreen lachte.
»Ich liebe dich auch, Schatz«, sagte er.
»Du machst mich sehr glücklich«, antwortete sie und fügte in Gedanken hinzu: Und vielleicht hätte ich dich sogar wirklich lieben können. Verzeih mir, mein Liebster. Für alles, was hätte sein können.
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er sie umarmte.
KAPITEL 37
Sonthofen, Deutschland
29 Januar 2013, 07.56 Uhr (am
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