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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Augenblick zu. Beide Detectives standen stumm da und kamen sich etwas töricht vor, weil sie in einem Moment der persönlichen Besinnung so aufdringlich sein mußten.
    »Hat sie erwähnt, daß sie vor kurzem einen Brief bekommen hat?« fragte Carella.
    »Nein.«
    »Hat sie von irgendwelchen Entscheidungen gesprochen, die sie in letzter Zeit getroffen hat?«
    »Nein. Sie hat nur gesagt, sie hätte ernste Schwierigkeiten und brauchte zweitausend Dollar.«
    »Hat sie gesagt, wofür?«
    »Nein.« Er schüttelte erneut den Kopf. »Könnten Sie mir bitte mal sagen, was für Schwierigkeiten eine Nonne haben kann? Die Schwierigkeit war, daß sie überhaupt Nonne geworden ist, das war die gottverdammte Schwierigkeit.«
    Es folgte ein weiteres unbehagliches Schweigen.
    »Ich habe früher bei meinen Auftritten jede Menge Nonnenwitze erzählt«, sagte er. »Auf diese Weise habe ich ihr heimgezahlt, daß sie einfach gegangen ist. Jeden Abend einen anderen Nonnenwitz. Es müssen Tausende von Nonnenwitzen im Umlauf sein. Selbst als sie das Kloster wieder verlassen hat, habe ich Nonnenwitze erzählt. Als wüßte ich, daß sie eines Tages wieder dorthin zurückkehren wird. Ich habe zwar weiterhin gehofft, sie wäre endgültig draußen und würde bald wieder nach Hause kommen, aber irgendwie habe ich es wohl gewußt, irgendwie habe ich gewußt, daß sie damit noch nicht fertig ist. Als ich dann hörte, daß sie wieder ins Kloster gegangen war, dachte ich: Was soll’s? An dem Abend habe ich aufgehört, Nonnenwitze zu erzählen. Seitdem habe ich keinen einzigen mehr erzählt. Denn verstehen Sie … meine Schwester war der größte Witz überhaupt.«
     
    An diesem Nachmittag brachen alle Dämme gleichzeitig. Zuerst kam der Regen.
    Es hatte jetzt seit fast vierzehn Tagen nicht mehr geregnet, und der Sturm, der um Viertel nach drei über die Stadt hereinbrach, schien entschlossen, die Menschen für die lange Wartezeit zu entschädigen. Blitze zuckten, und Donner brüllte. Regentropfen von der Größe von Melonen - behaupteten jedenfalls einige Alteingesessene - ergossen sich in Strömen aus dem schwarzen Himmel, durchbohrten den verdunkelten Nachmittag, bombardierten die Bürgersteige, spritzten und klatschten und platschten und schwappten, bis die Rinnsteine und Gullys überliefen wie die Wanne im Zauberlehrling, bevor das Wasser den armen Micky überwältigte. Der Regen war unerbittlich. Nun waren alle froh, sich in geschlossenen Räumen aufhalten zu können, sogar Cops.
    Besonders froh an diesem regnerischen Nachmittag waren Carella und Brown, die in den Dienstraum zurückkamen und ein Fax von einem Arzt namens George Lowenthal vorfanden, der behauptete, er habe in der Tat eine Operation an einer Frau namens Katherine Cochran vorgenommen, und zwar im April vor vier Jahren.
    Genauso froh waren Meyer und Kling. Die Adresse und Telefonnummer, die Marilyn Monroe dem Pfandleiher gegeben hatte, waren - große Überraschung! - falsch. Und nachdem sich die sechs M. Monroes als Pleite erwiesen hatten, die in den städtischen Telefonbüchern eingetragen waren, unter denen allerdings keine Marilyn war, kamen sie auf die brillante Idee, daß die Frau, die Mannys Pfandleihe besucht hatte, sich entweder Munro oder Munroe schrieb, also so ähnlich wie Monroe. In den insgesamt fünf Telefonbüchern waren drei M. Munro und vier M. Munroe verzeichnet. Es gab nur eine Eintragung für M.L. Munro, drüben in Calm’s Point, auf der anderen Seite der Brücke.
    Meyer rief die Telefongesellschaft an, die ihm die vollständigen Namen der nur mit den Initialen eingetragenen Teilnehmer heraussuchte. Es überraschte ihn nicht, daß vier M für Mary standen. Zwei waren Abkürzungen für Margaret, und eine für Michael - seltsam, denn Männer ließen sich normalerweise nicht nur unter einer Initiale eintragen. Es befand sich keine Marilyn darunter.
    Aber die M.L. Munro in Calm’s Point war eine Frau namens Mary Lynne.
    »So ein Scheißkerl!« sagte Meyer.
    Dies war eine Stadt der Brücken.
    Isola war eine Insel - schon der Name war Italienisch für »Insel« -, die auf der einen Seite von Brücken mit dem Rest der Stadt und auf der anderen Seite mit dem Nachbarstaat verbunden war. Von allen Brücken, die die Flüsse der Stadt überspannten, war die Calm’s Point Bridge die schönste. Die Leute schrieben Lieder über die Calm’s Point Bridge. Sie schrieben über die schiere Freude, die man auf der Calm’s Point Bridge finden konnte. Um vier Uhr an diesem

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