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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Munro.«
    Plötzlich herrschte Stille. Ihre kurze Begegnung war beendet, es gab nichts mehr zu sagen. Es war fast, als hätte sie zwei Freier unterhalten und würde sie nun zur Tür bringen.
    »Tolles Wetter nach dem Regen, was?« sagte sie fast wehmütig.
     
    Als Carella und Brown um vier Uhr an diesem Nachmittag Dr. Lowenthals Wartezimmer betraten, saßen mehrere Frauen darin. Die Praxis befand sich an der Stoner, ganz in der Nähe der Jefferson Avenue, in einer Gegend mit hohen Mieten und niedriger Verbrechensrate mitten im Stadtzentrum. Die Frauen blickten neugierig auf: Zwei Männer betraten eine Domäne, die normalerweise den Frauen vorbehalten war. Eine Frau, die einen grünen Hut trug, musterte sie unablässig. Die anderen widmeten sich wieder ihrer Lektüre, Vogue oder Cosmopolitan. Die Detectives erklärten einer Empfangsdame, wer sie seien. Die Frau mit dem grünen Hut starrte sie weiterhin an. Sie starrte sie auch noch zehn Minuten später an, als sie in Dr. Lowenthals Sprechzimmer gebeten wurden.
    Lowenthal war Anfang Fünfzig, schätzte Carella, mit ergrauendem Haar und bleichen Augen. Er sah müde aus. Als käme er gerade von einer schwierigen Operation, was aber nicht der Fall war. Die Jalousien hinter ihm waren geschlossen; die Nachmittagssonne stand schon tief am Horizont. Kate Cochrans Akte lag aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch.
    »Ich erinnere mich gut an sie«, sagte er. »Sie kam mir vor wie ein verlassenes Kind, verbreitete eine gewisse weltfremde Naivität. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich versuche nicht oft, einer Frau eine Brustvergrößerung auszureden. Es ist ja schließlich ihr Körper. Wenn sie mit dem, was sie hat, nicht zufrieden ist und etwas ändern will, ist das ihre Sache, nicht meine. Meine Aufgabe ist es, die Bedürfnisse der Patientin zu erfüllen. Aber Kate…« Er suchte nach Worten. »Sagen wir es mal so. Ihr Körper schien perfekt zu ihrer sanften, kindlichen Art zu passen. Meinen Unterlagen zufolge war sie dreiundzwanzig Jahre alt, aber mir kam sie vor wie vierzehn.«
    »Hat sie Ihnen gesagt, daß sie Nonne war?«
    »Nonne? Nein.«
    »Hat sie den Namen Mary Vincent erwähnt?« fragte Brown. »Nein.«
    »Schwester Mary Vincent?«
    »Nein.«
    »Die war sie nämlich«, sagte Brown. »Auf Urlaub, als sie Sie aufgesucht hat.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Wir versuchen, die Vergangenheit und Gegenwart zusammenzusetzen, Dr. Lowenthal. Falls Sie uns irgend etwas sagen können, das uns dabei helfen kann…«
    »Was zum Beispiel?«
    »Nun ja … der Gerichtsmediziner ist der Ansicht, es habe sich nicht um eine rekonstruierende Operation gehandelt. Ist das richtig?«
    »Ja. Es handelte sich um eine reine Vergrößerung. Nach einer Mastektomie haben wir die Schale direkt hinter dem Brustmuskel und vor den Rippen eingesetzt. Aber Kate bekam subglandulare Implantate. Das heißt, die Schalen wurden hinter dem Brustgewebe und vor den Brustmuskeln eingesetzt. Wir machen einen kleinen Schnitt, normalerweise in der Falte unter jeder Brust. Bei Kochsalzimplantaten … es waren Kochsalzimplantate, das Silikongel wurde 1992 verboten.«
    »Das haben wir gehört.«
    »Bei Kochsalzimplantaten setzen wir die leeren Schalen ein und füllen sie, wenn sie an Ort und Stelle sind. Das ermöglicht uns, die Größe genau zu bestimmen. Kate wollte keine ungeheuerlichen Brüste … Manche Frauen wollen die nämlich haben. Sie müssen wissen, daß die Brustvergrößerung die kosmetische Operation ist, die in den USA am dritthäufigsten durchgeführt wird. Kate war…«
    »Was sind die beiden häufigsten?« fragte Brown.
    »Die Liposuktion ist die häufigste, die Augenlid-Operation kommt danach.«
    »Was Frauen so alles tun«, sagte Brown und schüttelte den Kopf.
    »Normalerweise für uns«, sagte Lowenthal und lächelte etwas reuig. »In den USA werden pro Jahr etwa fünfzigtausend Kochsalzimplantate eingesetzt. Vor dem Silikonverbot und der damit einhergehenden Angst vor Krebs haben wir doppelt, vielleicht sogar dreimal so viele Silikongeloperationen vorgenommen. Auf amerikanischen Frauen lastet ein starker Druck. Sie sehen all die Supermodels in den Zeitschriften und im Fernsehen und glauben, genau das wollten die Männer haben. Vielleicht stimmt das ja auch. Ich hinterfrage das nicht allzu genau. Meine Aufgabe ist es, die Bedürfnisse der Patientinnen zu erfüllen.«
    Das sagt er jetzt zum zweiten Mal, dachte Carella.
    »Kate hat die Operation natürlich aus beruflichen Gründen vornehmen

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