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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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einem Pferdeschwanz gebunden. Man hätte nie erwartet, daß diese sexy Stimme aus ihrem Mund kam. Es stellte sich raus, daß sie das gesamte R & B-Repertoire draufhatte und auch all das neuere Rockzeug kannte - na ja, eigentlich kannte sie alles. Pop, Shownummern vom Broadway, was man sich nur denken kann, Katie konnte es singen. Es haben sich wohl alle vier von uns an diesem ersten Tag in sie verliebt. Der Sommer stand vor der Tür, es muß wohl April gewesen sein, als sie zum Probesingen bei uns war.
    Ich weiß noch, daß der Agent, den Herbie uns schickte, wissen wollte, ob der Name unserer Band Mehrzahl sein sollte. Hymie Rogers, so hieß er, ein kleiner, fetter Kerl mit einer Zigarre, auf der er ständig herumkaute. »Heißt es The Five Chords? « wollte er wissen.
    »Nein, es heißt The Five Chord«, sagte Davey und klang ein wenig angefressen, weil der Typ die Anspielung nicht verstanden hatte, ein Agent, der Rockbands vertrat, um Gottes willen! Damals dachte ich, Davey hätte einen Fehler gemacht, uns diesen Typen zu besorgen, und habe mich furchtbar darüber aufgeregt. Ich meine, wir waren ja nicht Pink Floyd oder so, wir waren eine Garagenband mit einer kleinen Sängerin, deren Stimme Beton zerschmettern konnte. Was der Agent natürlich in dem Augenblick erkannte, in dem Katie den Mund aufmachte.
    Na ja, um mich kurz zu fassen, er buchte uns für eine »Sommertour durch Dixie«, wie er es nannte, was nichts anderes hieß, als daß wir mehreren anderen bekannteren Bands folgten, die durch Viginia und North und South Carolina und dann durch Tennessee, Alabama tourten und die Chose dann in Florida ausklingen ließen, wo wir in Tampa und St. Pete und einer Stadt bei den Everglades auftraten und dann wieder nach Norden zogen, um die Tour in Calusa zu beenden. Der Traum einer jeden Rockband, nicht wahr?
    Das war vor drei Jahren.
    Na ja, mal überlegen, ich war damals fünfundzwanzig. Dann war es also … Augenblick mal, das war vor vier Jahren. Ich war also erst vierundzwanzig. Mein Gott. Wir alle hatten damals Bärte, alle Jungs von der Band. Davey war genauso alt wie ich, ein paar Wochen älter oder jünger. Tote war etwas älter. Sie sollten auch mal mit ihm sprechen. Ich meine, er hat die Sache vielleicht etwas anders gesehen. Er kannte Katie von uns allen am besten.
    Auf jeden Fall brachen wir am letzten Tag im Juni hier auf. Die Tour begann mit einem Gig am Unabhängigkeitstag in Richmond, Virginia. Der 4. Juli fiel damals auf ein Wochenende. Wir fuhren damals einen Kombi, eigentlich einen gebrauchten Jeep, den Davey für billiges Geld von einem Bassisten gekauft hatte, der ein Engagement in London bekommen hatte. Der Wagen war groß genug für uns fünf und die Instrumente, Lautsprecher, Verstärker, für den gesamten Kram. Jede Nacht schleppten wir alles in das billige Motel, in dem wir gerade abgestiegen waren. In einigen Städten, in denen wir spielten, hätte man nicht mal einen Streifen Kaugummi im Wagen gelassen, geschweige denn Instrumente und Geräte, die ein paar tausend Dollar wert waren.
    Einer unserer Lieblingswitze war: »Seid ihr sicher, daß die Beatles auch so angefangen haben?« Aber dann ging allmählich alles schief. Wir hatten zum Beispiel einen Auftritt in einem Club namens The Roadside Palace, und als wir vorfuhren, stellte sich heraus, daß es sich um eine verkommene Kaschemme genau auf einer Klippe handelte. Oder als wir eines Abends in einem Schuppen - das war irgendwo in Georgia - unsere Instrumente anschlossen und in dem ganzen Laden alle Sicherungen rausknallten. Der Besitzer kriegte einen Anfall, bis wir ihm dann rieten, Kerzen auf alle Tische zu stellen und uns akustische Gitarren und ein Klavier zu besorgen, was in Georgia auch ganz gut funktionierte, und Katie sang dann allen möglichen Bluesscheiß, und wir begleiteten sie gedämpft und irgendwie ehrfürchtig, das wurde dann ein ziemlich intimer Abend, wenn Sie wissen, was ich meine. Und dann waren wir mal in…
    Und so ging es endlos weiter, Roselli schwelgte in seinen Erinnerungen an diese Sommertour vor vier Jahren, malte sie ihnen in den leuchtendsten Farben aus, während der schwüle Nachmittag sich dahinzog und die Detectives schon befürchteten, ausgerechnet während des Berufsverkehrs in die Stadt zurückfahren zu müssen. Schließlich drehte er seinen Redefluß und den Schlauch ab.
    »Hoffentlich konnte ich Ihnen helfen«, sagte er.
    Dem war leider nicht so.
     
    Er befürchtete, daß er nie wieder einen Bruch

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